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Seite aktualisiert 17.04.2024

 

Spende von der IGMetall

an den

Verein gegen das Vergessen e. V.

 

 Pressebericht Amtsblatt

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus 27.01.2024

Das Bild zeigt Nanne Wienands an der neue Hinweistafel am Schwarzenbacher Friedhof, unmittelbar hinter der Friedhofskapelle.

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Sehr gut besucht war der diesjährige ökumenische Gottesdienst am Abend des 27. Januar. Vor 79 Jahren befreite die Rote Armee an diesem Tag das Konzentrationslager Auschwitz. Schockierende Bilder begleiten die Welt seit diesem Tag.
Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog erklärte den Tag im Jahre 1996 zum Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus. In Schwarzenbach wird seit vielen Jahren in der St. Gumbertus-Kirche an die Ereignisse von 1945 gedacht. Pfarrer Daniel Lunk von der Evangelischen Kirchengemeinde begrüßte die Besucherinnen und Besucher zu diesem Gottesdienst und stellte seine aktuelle Bedeutung heraus. Sein Dank galt dem Team, das alljährlich diese Stunde gestaltet.
"Wir beginnen mit Schweigen". Eindrucksvoll liest Roland Marx diesen Text. Schweigen gegenüber dem Unrecht, Schweigen gegenüber dem Leid, von dem man erfährt. Dann aber sind alle Texte und Beiträge alles andere als Schweigen; es sind deutliche Worte, die genau benennen, welche Opfergruppen betroffen waren von den Gräueltaten der Nazis. Die jungen Stimmen des Rehauer Chores "link to heaven" unter der Leitung von Ursula Dollinger machen einmal mehr klar: auf die Jugend wurde keine Rücksicht genommen im sogenannten Dritten Reich. In den Lagern, im Krieg und im Alltag litten Kinder und Jugendliche, nur wenige überlebten den Krieg.

Von zwei Kindern handelte auch der Impuls, den Nanne Wienands ausgewählt hatte. Der irische Schriftsteller John Boyne schrieb im Jahre 2006 das Buch "Der Junge im gestreiften Pyjama". Die beeindruckende Geschichte, berichtet von dem Sohn des Kommandanten von Auschwitz. Der neunjährige Bruno trifft an dem Zaun, hinter dem er nur Menschen in gestreifter Kleidung herumlaufen sieht, einen ebenfalls neunjährigen Jungen: Schmuel. Die beiden freunden sich rasch an; mit seinem kindlich-naivem Blick kann Bruno die schrecklichen Lebensumstände seines Freundes nicht erfassen. Aber er möchte wissen, was sich hinter dem Verschwinden dessen Vaters verbirgt; er möchte seinem Freund bei der Suche nach dessem Vater helfen. Dieser besorgt einen "gestreiften Pyjama" aus einer Baracke, in der Kleidung gesammelt wird. Bruno lässt seine eigenen Kleider am Zaun liegen. Bald werden die Kinder von Soldaten in eine Halle getrieben ... Die Geschichte geht nicht gut aus.
Wienands ging darauf ein, dass dieses Buch auch Kritik hervorgerufen hat: einmal, weil es in den Lagern keine herumlaufenden Kinder gab. Sie wurden sofort nach der Ankunft umgebracht und verbrannt. Und weil das Buch eher Mitleid mit Bruno, einem Angehörigen der Täter erregt; und die hohe Zahl von 1,5 Millionen Kindern und Jugendlichen, die willkürlich verfolgt, geschunden und ermordet wurden, in den Hintergrund gerät. "Dieses Phänomen, den Tätern mehr Aufmerksamkeit zu geben als den Opfern, kann jede und jeder von uns sofort ändern", betonte Nanne Wienands.
Das Buch, das auch verfilmt wurde, sollte auch heute noch in keinem Haushalt fehlen.

Sichtlich bewegt segnete und verabschiedete der katholische Pfarrer Dr. Dieter Jung die Anwesenden nach dem Lied "Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt...". Die jungen Frauen des Chors verabschiedete die Gottesdienstbesucher auf ihre Weise: modern, schwungvoll und mit der Hoffnung auf Frieden und Liebe.

Günter Niepel lud abschließend zum Gang über den Friedhof zur Gräberzeile der Opfer ein. Fackeln erhellten den Weg. An dem neuen Schild, das der Verein gegen das Vergessen e. V. erst im Herbst dort aufgestellt hat, rief Nanne Wienands alle Anwesenden dazu auf, sich um die Geflüchteten in der Stadt zu kümmern. "Wir haben gerade für alle Menschen auf der Flucht, für alle Menschen in Bedrängnis gebetet. Die Türen sind offen - bitte sprechen Sie die jungen Menschen an!" ermunterte sie zur Kontaktaufnahme. Zwei junge Syrer hatten Gottesdienst und das Gedenken an den Gräbern begleitet; sie freuten sich über die Gemeinschaft  und das Kennenlernen dieser Tradition.

 

Helmbrechts findet klare Worte

In Helmbrechts legten sie zum Gedenken Gebinde nieder. Foto: Werner Bußler

PRESSEBERICHT Frankenpost

Werner Bußler 

Bürgermeister und einige Bürger nutzen den 9. November um der Pogrome von 1938 zu gedenken. Dabei positionieren sich die Redner deutlich.

In vielen Städten und Gemeinden wird am 9. November neben vielen anderen Ereignissen, die dieses Datum zum deutschen Schicksalstag machen, in Gedenkfeiern an die Pogromnacht von 1938 erinnert. Damals organisierte das nationalsozialistische Regime Gewaltmaßnahmen in Deutschland und Österreich gegen Juden. Schergen der der SS und der NSDAP ließen damals über 1200 Synagogen in Flammen aufgehen, zerstörten jüdische Friedhöfe misshandelten Menschen und demolierten Geschäfte, deren Inhaber jüdischen Glaubens waren. Danach wurden seitens des Regimes zahlreiche Menschen ermordet oder in Konzentrationslagern unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert. Die Gräueltaten sollen nicht in Vergessenheit geraten, deshalb heißt es am 9. November in vielen Orten: „Nie wieder“.

Auch Helmbrechts hat bekanntlich ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte mit dem KZ-Außenlager Flossenbürg. Von da aus startete am 13. April 1945 ein Todesmarsch in Richtung Volary, währenddessen Frauen jüdischen Glaubens geschunden wurden und nicht wenige die Tortur nicht überlebten. Daher findet am Jahrestag immer eine Zusammenkunft statt, die ein Signal der Toleranz senden soll. Aber auch am 9. November versammeln sich Menschen am Gedenkstein am Friedhof, um sich deutlich gegen Gewalt und zunehmende Antisemitismus-Tendenzen zu positionieren.

Angesichts aktueller Vorkommnisse müsse man überlegen, ob diese Gedenkfeiern und Aufrufe etwas gebracht haben, fragte Bürgermeister Stefan Pöhlmann provokant. Doch er sagte weiter, man dürfe nicht nachlassen, auf die schrecklichen Ereignisse hinzuweisen und den Rechtsextremismus in der Gesellschaft auch zu benennen. Viele Wähler, die als Protestwähler gelten, wüssten aber leider genau, was sie tun, wenn sie Parteien mit deutlich rechtsextremem Gedankengut wählen. Spricht man diese Leute darauf an, warum sie unzufrieden sind, nennen sie einfache Parolen, haben aber selbst keine Antworten und sehen als Lösung nur einen Angriff auf die Freiheit und die Demokratie. Diese Errungenschaften müsse man aber verteidigen. Zudem sei es wichtig, jüdisches Leben gegen Angriffe zu schützen.

Hartmut Hendrich vom Verein gegen das Vergessen sagte, die diesjährige Feier werde dominiert von aktuellen Konflikten. Im größten Massaker seit dem Holocaust überwanden Mordkommandos der islamischen Hamas die israelischen Grenzanlagen und töteten über 1400 Menschen. „Wir trauern um die Tausenden von Opfern auf israelischer Seite und ebenso um unschuldige Palästinenser.“ Der Redner erwähnte dann antisemitische Straftaten, die sich in Deutschland häuften und auch die teils unverhohlene Zustimmung zu antisemitischen Aussagen ist erschreckend hoch. „Wir müssen alles tun, damit Jüdinnen und Juden in Deutschland sicher leben können. Nie wieder ist jetzt.“

Pfarrer Andreas Schmidt betonte, ein Volk könne sich nicht wegducken von Antisemitismus und auch nicht von seiner Geschichte, sondern müsse diese annehmen und daraus Lehren ziehen. Das aus der Historie gewachsene Bewusstsein für Recht und Unrecht müsse man schon bei Kindern in der Schule verankern. Israel, so stellte er ausdrücklich fest, sei die Heimstatt des jüdischen Volkes. Es folgten stille Minuten des Gedenkens. Gebinde waren bereits vorher am Mahnmal niedergelegt worden.

 

Pressebericht

Das Bild zeigt die neue Hinweistafel am Schwarzenbacher Friedhof, unmittelbar hinter der Friedhofskapelle.

Seit vergangener Woche steht am Friedhof in Schwarzenbach an der Saale eine neue Hinweistafel, und zwar am Gräberfeld der Opfer aus der Nazizeit. Recherchiert und verwirklicht, in Auftrag gegeben und nun letztendlich aufgestellt wurde die Tafel vom Verein gegen das Vergessen e. V., der seit zwanzig Jahren in Schwarzenbach aktiv ist und die Gedenkstätte "Langer Gang" in der Schwarzenbacher Bahnhofsstraße betreut. "Wir denken es ist höchste Zeit, endlich darauf hinzuweisen, dass unser Friedhof auch eine letzte Ruhestätte für Menschen geworden ist, die in den Wirren des Kriegsendes 1945 ums Leben gekommen sind, und deren Heimat weit entfernt war;" meint Nanne Wienands, 2. Vorsitzende des Vereins. Gemeinsam mit Günter Niepel hat sie sich um die Aufstellung der neuen Tafel gekümmert. Für die Recherchearbeit wurde neben Aufzeichnungen der Schwarzenbacher Stadtverwaltung auch das bekannte "Arolsen Archive" in Anspruch genommen. Dorthin pflegt der Verein gute Kontakte.
Drei Personengruppen werden auf der Tafel aufgeführt: zum einen starben in Schwarzenbach Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die in den ansässigen Betrieben arbeiten mussten. Gedacht ist an die Frauen des Todesmarsches vom Konzentrationslager Helmbrechts nach Volary im heutigen Tschechien; mindesten sechs von ihnen starben in der Nacht vom 13. auf den 14. April 1945. Andere Quellen nennen sogar zehn tote Frauen. Dazu kamen weitere Opfer aus Konzentrationslagern, die auf ihrem Weg durch unsere Region starben oder ermordet wurden. Letztlich wurden auch Soldaten und Kriegsgefangene unterschiedlicher Herkunft nach Schwarzenbach zum Friedhof gebracht.
Bis heute kommen ständig bisher unbekannte Fakten über die Kriegsereignisse ans Tageslicht. "Das Chaos der damaligen Zeit ist heute schwer vorstellbar. Unser Anliegen heißt 'Niemand soll vergessen sein'!" meinen die Aktiven vom Verein gegen das Vergessen e. V..

Die Gedenkstätte "Langer Gang" ist wieder am Sonntag, 5. November 2023 von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Internationales Zentrum über NS-Opfer - Arolsen Archives (arolsen-archives.org)
Gedenkstätte Langer Gang (schwarzenbach-saale.de)

 

 

Pressebericht Amtsblatt
Sonja&Wulli im Hinterhalt

Großartig war dieser Abend mit den beiden Musikern; handgemacht und selbst gesungen; traurige, fröhliche, besinnliche und zu Herzen gehende alte und neue Lieder waren zu erleben. Kraftvoll und emotional sangen sich Sonja & Wulli in die Herzen der Gäste im Schwarzenbacher Hinterhalt. Sie nahmen das Publikum mit auf eine Art Reise durch ganz unterschiedliche Musikrichtungen. Deutsche und englische Liedtexte waren zu hören, und ihre eigenen Werke und Kompositionen vervollständigten den Abend. "Songs für das Leben, die Liebe und den Frieden" - wie ein roter Faden zog sich die Vorankündigung durch das Programm. Auch die Verarbeitung der eigenen Belastung durch die Corona-Zeit fand ihren Platz mit dem Lied "Einfach nur müde".

Der Verein gegen das Vergessen e. V. hatte diesen Abend organisiert, nachdem vor exakt zwei Jahren nur zwanzig geladene Gäste zur Feier des zwanzigjährigen Bestehens des Vereins dabei sein durften. Voll besetzt war der Zuschauerraum der Kleinkunstbühne Hinterhalt diesmal; die Besucher drängten sich um die Plätze. Werden Sonja & wulli wiederkommen? Man wird sehen. Wer den Abend verpasst hat, kann sich jedenfalls auf ihrem YouTube-Kanal einen Eindruck verschaffen. Ein Tisch voller CD's der Musiker und Informationen des Vereins vervollständigten den Abend.

 

Pressebericht
Neue Pläne beim Verein gegen das Vergessen e. V.

Die Neuwahlen bei der Jahreshauptversammlung des Vereins gegen das Vergessen e. V. in Schwarzenbach/Saale brachten keine Überraschung: der alte Vorstand ist wieder einmal der neue Vorstand. Erster Vorsitzender wurde erwartungsgemäß Hartmut Hendrich aus Hof, zweite Vorsitzende ist wieder Nanne Wienands aus Schwarzenbach/Saale, die Kasse wird von Regina Scholz aus Oberkotzau verwaltet, Schriftführerin ist Birgit Schreier aus Schwarzenbach/Saale; als Kassenprüfer agieren Gabriela Möckel und Bertram Popp. Auch die Beisitzer sind wieder im bewährten Team: Francesca Hilgner, Günter Niepel und Michael Stumpf. Der Vorstandswahl unter der Leitung von Ulrike Dierkes-Morsy aus Hof waren vor allem die Berichte der Vorstandschaft vorangegangen.
Trotz der Pandemie mit allen ihren Einschränkungen waren die Besucherzahlen in der Gedenkstätte Langer Gang nur geringfügig weniger geworden. Die Gedenkveranstaltungen jeweils am 27. Januar, 13. April und 9. November konnten alle stattfinden und waren sehr gut besucht. In der Schwarzenbacher St. Gumbertuskirche begeisterte der Chor "link to heaven"  aus Regnitzlosau im Januar 2022 alle Anwesenden. Dieser Gottesdienst, die Lesung "Eine Mutter kämpft gegen Hitler" in Helmbrechts und die Neugestaltung der Kinopassage in Schwarzenbach in Kooperation mit der Geschwister-Scholl-Mittelschule Schwarzenbach/Saale, dem Künstler Nils Oskamp und dem Arbeitskreis "Attraktives Schwarzenbach" zeigen die große Bandbreite der Aktivitäten des Vereins. Zum Konzert "Shalom" am Muttertag, 8. Mai 2022 mit Liedern jüdischer Komponisten kamen erfreulicherweise über achtzig Gäste. Auch der Vortrag von Elfriede Schneider „Der Landrat aus dem KZ“ im November 2022 fand viele interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer.Die Sanierung der Gedenkstätte "Langer Gang" im Herbst 2022 konnte mit Hilfe einiger Zuschüsse und Spenden abgeschlossen werden; unterstützt wurde der Verein u. a. durch die Oberfrankenstiftung. Eine Spende der Stadt Schwarzenbach ist zugesagt. Nicht unerwähnt blieb, dass nach der Pandemie die Gedenkstätte "Langer Gang" wieder regelmäßig an jedem ersten Sonntagnachmittag im Monat geöffnet wurde.
Der Kassenbericht von Regina Scholz ergab, dass weiterhin 50 Mitglieder dem Verein die Treue halten. Für Sanierung, Energiekosten und Veranstaltungen waren im Jahr 2022 knapp 9.000 Euro ausgegeben worden; die Einnahmen aus Zuschüssen und Spenden betrugen rund 11.000 Euro. Gabriela Möckel und Bertram Popp hatten die Kassenführung geprüft und alles wohlgeordnet vorgefunden.

Auf Antrag von Gabriela Möckel war der Vorstand entlastet worden. Viele Dankesworte wurden an jeden Einzelnen im Vorstand verteilt; und ein ums andere Mal betont, dass alle Vorstandsmitglieder optimal zusammenarbeiten. Großer Dank galt auch der Aktion "Demokratie leben" des Bundesfamilienministeriums, auf dessen Unterstützung man zuverlässig zählen könne.

Anschließend diskutierte man über bereits erfolgte Ereignisse im Jahr 2023. Hier wurde besonders an den Vortrag von Lothar Krause vom Theater Hof über das Theaterstück "Die weiße Rose" erinnert, und an das Referat von Ulrich Fritz, der im April 2023 in Helmbrechts über den Todesmarsch der 1170 Frauen gesprochen hat. Ulrich Fritz ist Leiter der Geschäftsstelle des Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe. Seine Forschungsarbeiten haben immer auch Oberfranken im Blick!
Schließlich ging es um die Pläne für den Herbst 2023 und das kommende Jahr 2024. Innerhalb der nächsten Wochen wird auf dem Schwarzenbacher Friedhof eine Informationstafel an der Gräberreihe der Opfer aufgestellt. Mitglieder des Vereins halten guten Kontakt zu den Arolsen Archives, zur "Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg" und zum Netzwerk "Wunsiedel ist bunt".
Unter dem Titel "Vergessene Orte" arbeitet der Verein seit einiger Zeit daran, Häuser und Plätze in Schwarzenbach ausfindig zu machen, die mit der Nazi-Zeit in Verbindung stehen. Weil sich dazu immer wieder neue Aspekte und Hinweise ergeben, ist es in den vergangenen Jahren noch nicht gelungen, hier einen Abschluss zu finden. Ziel wäre es, einen Stadtrundgang dazu zu erarbeiten. An dieser Stelle bittet der Verein die Bevölkerung, alte Bilder oder überlieferte Hinweise weiterzugeben. Gerne können die Mitglieder des Vereins bei den Öffnungszeiten der Gedenkstätte "Langer Gang" an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 - 16 Uhr angesprochen werden.
Geplant ist am 13. April 2024 eine Aufführung der Gruppe "Theater in der Kirche" zur letzten Nacht von Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg. Er ist dort am 9. April 1945 umgebracht worden. Gezeigt werden soll das Theaterstück  in der Johanniskirche in Helmbrechts. Im Helmbrechtser Textilmuseum soll eine große Ausstellung gezeigt werden, die zusammen mit polnischen Studenten erarbeitet wird und viel vorbereitende Überlegungen erfordert. Im November 2024 jährt sich die Eröffnung der Gedenkstätte "Langer Gang" zum zwanzigsten Mal. Der Vorstand wird noch darüber beraten, in welcher Form der Verein diesen Jahrestag begehen wird.

 

 Jahreshauptveranstaltung 2023

Das Bild zeigt Mitglieder und den Vorstand des Vereins gegen das Vergessen e. V.
vlnr: Hartmut Hendrich aus Hof, Gabriela Möckel aus Martinlamitz, Kuno Zöller aus Töpen, Regina Scholz aus Oberkotzau, Francesca Hilgner aus Münchberg, Nanne Wienands, Birgit Schreier und Günter Niepel aus Schwarzenbach/Saale.

 

Bürgermeister Stefan Pöhlmann bei seiner Ansprache am Mahnmal. Foto: /Bußler

KZ-TodesmarschDie Mahnung der getöteten Frauen

Werner Bußler 14.04.2023 - 13:18 Uhr

 

Helmbrechts gedenkt zum Jahrestag des Todesmarschs nach Volary. Der aktuelle Bezug liegt auf der Hand.

 

Am 13. April 1945 schickten Schergen des NS-Regimes 1173 Insassen des in Helmbrechts betriebenen Außenlager des KZ Flossenbürg auf einen Marsch, der sie, sofern sie überlebten, nach Volary führen sollte. Mit dieser Maßnahme wollten sie gegenüber den nahenden amerikanischen Truppen Beweise für die in den Lagern verübten Verbrechen vertuschen. Ein Großteil der im KZ Gefangenen waren Frauen jüdischen Glaubens, welche die Aufseher besonders brutal behandelten. Viele von ihnen waren von den Anstrengungen des langen Laufens bald erschöpft, hatten keine Kraft mehr und wurden unterwegs kurzerhand hingerichtet.

Um dieses grausige Kapitel der Geschichte nicht zu vergessen und als ständig wiederkehrende Mahnung vor Hass, Gewalt, Rassismus und Terror in jedweder Form findet jeweils zum Jahrestag ein Gedenken statt, organisiert von den drei Gruppen Verein gegen das Vergessen, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, Initiative gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit in enger Kooperation mit der Stadt Helmbrechts und der evangelischen Kirchengemeinde Helmbrechts.

Gerade in der jetzigen Zeit stehen Fragen im Raum, nämlich: Schweigen wir wieder, wenn Menschen verunglimpft oder angegriffen werden? Tun wir genug gegen Nationalismus, Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus? Ist es genug, an Gedenktagen an die Gräueltaten des Nationalsozialismus zu erinnern? Wie sieht unser Einsatz für Demokratie und Menschenwürde aus? Darauf sollte es eine eindeutige Antwort geben, doch man muss sich auch überlegen, wie man selbst gehandelt hätte, wäre man Bürger im Naziregime gewesen. Dies war ein Aspekt, den ein Experte ansprach, der in dieses Jahr für die Gedenkrede in der Helmbrechtser Friedhofskapelle gewonnen werden konnte. Ulrich Fritz fungiert als Leiter der Geschäftsstelle des Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe. In seinem Vortrag ging er auf die Entwicklung der KZ[1]Außenlager ein und auch auf die Situation in Helmbrechts. Hier waren die Insassinnen übrigens nicht ständig im Lager, sondern mussten auch Zwangsarbeit in einer Fabrik leisten, die Kabel und Munition herstellte.

 Die juristische Aufarbeitung des Geschehens begann erst spät mit der Anklage gegen Lagerleiter Alois Dörr, der bis 1969 unbehelligt in Baden-Württemberg lebte. Das Magazin Stern bezeichnete ihn in einem Artikel als „der gute Mensch von Höpfingen“.

 In Helmbrechts befassten sich Heimatforscher mit diesem dunklen Zeitabschnitt. Leuten wie Walter Schlosser, Dr. Ekkehard Hübschmann, Klaus Rauh und Elfriede Schneider ist es zu verdanken, dass dank Forschungen und Recherchen dieser Teil der Stadthistorie nicht verschwiegen oder verdrängt wird, sondern ein offensiver Umgang damit erfolgt. Die Helmbrechtser haben als Zeichen der Reue für die in ihrer Stadt verübten Verbrechen den Überlebenden des Lagers die Hand zur Versöhnung gereicht und die Opfer haben diese Geste angenommen. Für Pfarrer Andreas Schmidt, der zur Gedenkstunde begrüßte, sollte es sich von selbst verstehen, dass den Nachgeborenen die Ereignisse als Mahnung dienen und sie nicht vergessen dürfen. Dies griff auch Ulrich Fritz auf, der betonte: „Das Befassen mit der Geschichte ist kein Selbstzweck, sondern dringend notwendig.“ Pfarrer Andreas Schmidt war es, der Namen der getöteten jüdischen Frauen vorlas und damit stellvertretend allen Opfern ihre Würde zurückgab.

 Anschließend erfolgte eine Kranzniederlegung am Mahnmal am Friedhofseingang. Dabei sagte Bürgermeister Stefan Pöhlmann, die Realität zeige, dass man um die Errungenschaften kämpfen und das Schild der Demokratie hochhalten müsse. Er ging in diesen Zusammenhang auch auf die bald ankommenden Geflüchteten ein, die in Helmbrechts ein Quartier erhalten. Er sei davon überzeugt, dass die Bevölkerung diesen Menschen helfen wird, den Alltag leichter zu machen. Bürgerinnen und Bürger, die skeptisch den Neuankömmlingen gegenüber stehen, sollten sich in die Lage von Leuten versetzen, die wegen Gefahren für Leib und Leben ihre Heimat verlassen haben.

Hartmut Hendrich vom Verein gegen das Vergessen betonte in seiner kurzen Ansprache, man sei der historischen Verantwortung für Menschheitsverbrechen bewusst und sei verpflichtet sich jederzeit für Frieden sowie gegen Rassismus und gegen Antisemitismus einzusetzen

 

05.03.2023 Spendenübergabe

 

Pressebericht fürs Amtsblatt
Gedenkgottesdienst für die Opfer des Nationalsozialismus

 

Es war für viele Gottesdienstbesucherinnen und -besucher eine Überraschung: eine Liebesgeschichte stand im Mittelpunkt des alljährlich stattfindenden ökumenischen Gedenkgottesdienstes für die Opfer des Nationalsozialismus. Zumindest hätte es zu normalen Zeiten eine Liebesgeschichte sein können. Die Oper "Helena Citronova", die in den vergangenen Wochen in der Reihe "Wider das Vergessen" am Theater Hof gezeigt wurde, hatte die Geschichte aufgegriffen, die sich tatsächlich zugetragen hat.
Franz Wunsch, der sich im Alter von 17 Jahren freiwillig zur SS gemeldet hatte, war nach Fronteinsatz und Verletzung Aufseher im Konzentrationslager Auschwitz. Er verliebt sich in eine zwanzigjährige slowakische Jüdin, die in seinem Kommando arbeitet: Helena Citronova. Der Regisseur der Oper und zukünftige Intendant des Hofer Theaters, Lothar Krause, brachte den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern die Geschichte nahe. Einfühlsam und in die Tiefe gehend berichtete er von dem Geschehen:

Bereits 1942 war Helena Citronova mit dem "Transport der 999 Frauen", dem ersten Frauentransport nach Auschwitz gekommen. Eine Freundin sorgte dafür, dass sie statt körperliche Schwerstarbeit verrichten zu müssen, im Sonderkommando "Kanada" arbeiten konnte; dort wurden die Habseligkeiten der für Zwangsarbeit oder Gaskammer bestimmten Neuankömmlinge sortiert und verwertet.

An seinem 21. Geburtstag - es ist Citronovas erster Arbeitstag im Sonderkommando "Kanada" - lässt Unterscharführer Wunsch die junge Häftlingsfrau ein Lied als Geburtstagsständchen für sich selbst vortragen. Bisher war er durch Grausamkeit und Menschenverachtung aufgefallen, er war für brutale Misshandlungen und die Mitwirkung bei den Selektionen an der Rampe bekannt. Offenbar aber weckte der Gesang Seiten in ihm, die dazu führten, dass er Helena half, in seinem Kommando zu bleiben. Dort musste sie leichtere Arbeiten verrichten, als so manch andere Mitgefangene. Als ihre Schwester Rozinka mit ihren beiden Kindern auf dem Weg in die Gaskammer ist, bittet sie Wunsch darum, diese ihr so nahe stehenden Menschen zu retten; obwohl sie sein Werben strikt ablehnt. Wunsch kann die Schwester vor der Gaskammer bewahren; die Kinder werden ermordet. Wegen seiner wahrnehmbaren Zuneigung zu Helena bekommt Wunsch große Probleme mit seinen Vorgesetzten. Insgeheim hatte er erkannt, wie sehr seine frühere Menschenfeindlichkeit von außen gesteuert wurde. Helena aber kann zu einem Mörder keine Beziehung haben, auch wenn sie durchaus Gefühle entwickelt hat für Franz Wunsch.

 

Als das Lager Auschwitz am 27. Januar 1945 von der Roten Armee befreit wird, trennen sich die Wege der beiden jungen Menschen. Helena wird im Januar 1945 wie 56.000 andere Menschen aus dem Lager Auschwitz auf einen Todesmarsch geschickt. Den Zettel mit der Adresse von Wunsch's Eltern wirft sie in den Schnee. Sie überlebt diese schlimmen Zeiten und geht über ihre Heimat Slowakei nach Israel und beginnt dort ein neues Leben. Franz Wunsch geht nach Österreich zurück. Beide gründen eigene Familien.

Im Jahr 1972 steht Franz Wunsch in Wien vor Gericht. Helena Citronova tritt als Zeugin auf. Sie berichtet die Wahrheit. Wunsch wird trotz erdrückender Beweise freigesprochen - seine Taten sind verjährt. Die beiden sehen sich danach nie wieder.

 

Der ökumenisch geprägte Gottesdienst im gut gefüllten Gemeindehaus wurde musikalisch von Ursula Dollinger am Klavier begleitet. Pfarrerin Annett Treuner und Pfarrer Dr. Dieter Jung  hatten die Begrüßung und den Segen am Ende des Gottesdienstes übernommen. Mitglieder der beiden Kirchengemeinden, des Vereins gegen das Vergessen e. V. und Schüler der Geschwister-Scholl-Mittelschule lasen die immer wieder ergreifenden Texte. Im Anschluss an den Gottesdienst war die Gedenkstätte "Langer Gang" geöffnet. Großes Interesse dafür zeigte Lothar Krause, der von einigen Kolleginnen und Kollegen aus dem Theater Hof begleitet wurde. Noch lange wurde erzählt und diskutiert. Die Gedenkstätte wird am kommenden Sonntag, 5. Februar 2023 von 14 Uhr bis 16 Uhr wieder geöffnet sein.

 

Das Bild zeigt die Begleitbroschüre zur Oper "Helena Citronova".

Viele Grüße und vielen Dank für alle Unterstützung,
nanne wienands

 

Der Landrat aus dem KZ -
Vortrag von Elfriede Schneider

Das Bild zeigt Elfriede Schneider bei ihrem Vortrag.

Der Landrat aus dem KZ - Anselm Joel

Elfriede Schneider hat als Redakteurin der Frankenpost in den vergangenen Jahrzehnten viele gut recherchierte Berichte geschrieben. Ab und zu tut sie es heute noch. In ihren Berichten war stets neben viel Hintergrundinformation auch Herzblut zu enthalten: wenn sie sich in ein Thema vertieft, dann ist sie ganz und gar dabei.
Jetzt - im Ruhestand - hat sie Zeit und Muse, sich Themen zu widmen, die ihr bei der alltäglichen Berufsarbeit am Rande begegnet sind. So zum Beispiel die geschichtlich nicht unbedeutende Episode, als nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1945, die amerikanischen Militärbehörden, einen ehemaligen Häftling der nazideutschen Konzentrationslager als Landrat einsetzten. Wie sie berichtet, war viel Forschungsarbeit in Archiven erforderlich, etliche Gespräche mit Zeitzeugen wurden geführt, Bücher gelesen, um nun Ergebnisse darstellen zu können.

Der Verein gegen das Vergessen e. V. hatte Frau Schneider zum Vortrag eingeladen; und sie berichtete eine Stunde lang aus dem Leben dieses Mannes, der Hofs erster Landrat nach dem Krieg wurde. Sein Vorname ist zutiefst christlich geprägt, der Nachname jüdisch: Anselm Joel. Er wurde geboren am 2. Januar 1898 in Frankfurt am Main, der Vater war Jude, deshalb durfte er in Preußen nicht im Staatsdienst arbeiten, sonder war als wissenschaftlicher Privatlehrer tätig. Die Mutter gehörte der reformierten Kirche an. Anselm hatte zwei jüngere Brüder; Zwillinge. Vater und Mutter sterben früh; die Kinder haben keine einfache Kindheit. Anselm wollte Schriftsteller werden, aber auf Wunsch des Vaters schlägt er eine Offizierslaufbahn ein. Im Jahr 1916 wird er nach einer Ausbildung zum Militär eingezogen. Wegen der Anstiftung eines militärischen Aufruhrs wird er inhaftiert und zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Aufgrund einer Amnestie kommt er gegen Ende des Ersten Weltkriegs frei und findet überraschenderweise ein Anstellung als Pressedezernent im Berliner Polizei-Präsidium, dann bei verschiedenen Zeitungen als politscher Redakteur. Er heiratet; die Eheleute bekommen einen Sohn "Max". Max wächst bei den Großeltern auf; die Armut der Eheleute Joel erlaubt nicht einmal eine eigene Wohnung. Ein Nachbar erinnert sich, Joel sei ein Idealist gewesen, der ohne Rücksicht auf sich und seine Familie für Freiheit und Gerechtigkeit gekämpft habe. In entsprechenden Organisationen engagierte er sich.

Im März 1933 gehörte er zu den ersten, die von von den Nazis in Berlin festgenommen und in Lager gebracht wurden. Zwölf Jahre musste er in Konzentrationslagern verbringen; in Sonnenburg bei Küstrin, in Esterwegen und in Sachsenhausen. Seine grauenvollen Erlebnisse prägen ihn. Als das letzte Lager, das KZ Prettin aufgelöst wird, erreicht ein Transport mit Häftlingen den Bahnhof Hof/Moschendorf. Anselm Joel ist einer von ihnen. Sein Überleben verdankt er unter anderem Anneliese Nusch, der Frau des Pfarrers der Moschendorfer Kirche. Er flüchtet und versteckt sich; am 15. April 1945 kommen die Amerikaner nach Hof. Zwei Wochen später war er Landrat. Das damalige Landratsamt befand sich in Hof in der Theresienstraße 29; heute sind dort moderne Wohnungen eingebaut. Die Arbeit in der chaotischen Nachkriegszeit bestand für ihn in der Verbesserung der Lebensverhältnisse der Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises, der Unterbringung und Verpflegung von tausenden Flüchtlingen und der Strukturierung der erforderlichen Amtsgeschäfte. Was wir uns alle nicht vorstellen können: das Trinkwasser war knapp.

Bei der damaligen Regierung in München setzt er sich u. a. für eine bessere Versorgung mit Lebensmitteln ein; aber er erlebt immer wieder üble Nachrede, Missgunst und schwere Unterstellungen. Aus dieser Zeit sind etliche originale Schreiben und Aufzeichnungen erhalten. Anselm war ein überzeugter Kämpfer für demokratische Entscheidungswege. Am 27. Januar 1946, ein Jahr nach der Befreiung von Auschwitz, finden Gemeindewahlen statt: heute würde man sagen "Kommunalwahlen". Es sind schlichtweg Intrigen und unterschiedliche Informationen, die dazu führen, dass Joel Mitte Juni 1946 die Saalestadt verlässt. Wegen fehlender Unterlagen bekommt Joel weder eine Wiedergutmachung für die erlittene Haft, noch wird ihm eine Rente bezahlt. Auch eine angemessene berufliche Laufbahn ist ihm nicht mehr vergönnt; er starb alkoholkrank und völlig mittellos im Juni 1961 in Berlin. Hinterlassen hat er ein beeindruckendes Manifest der Demokratie; es ist ein weitsichtig geprägtes Schreiben, das aktuell auch in unsere Zeit passt. Elfriede Schneider liest daraus vor.

 

Viele Einzelheiten müssen hier unerwähnt bleiben. Da einige fachkundige Besucherinnen und Besucher dem Vortrag gelauscht hatten, kam es im Anschluss zu vertiefenden Diskussionen. Anschließend besuchten eine Reihe von Gästen die Gedenkstätte "Langer Gang".



 

Pressebericht
Jahreshauptversammlung "Verein gegen das Vergessen e. V."

Hoch erfreut war die Vorstandschaft des "Vereins gegen das Vergessen e. V." über den guten Besuch der diesjährigen Jahreshauptversammlung.
Erster Vorstand Hartmut Hendrich aus Hof betonte in seinem Rechenschaftsbericht für das Jahr 2021, dass man trotz der Einschränkungen durch die Pandemie zahlreiche Veranstaltungen durchführen konnte. Obwohl die Gedenkstätte "Langer Gang" in Schwarzenbach/Saale mehrmals geschlossen bleiben musste, kamen über das Jahr verteilt etwa 80 Besucherinnen und Besucher an den Öffnungstagen. Einige Gruppen hatten sich angemeldet, die zusätzlich den Film über das Konzentrationslager in Helmbrechts und das Kriegsende 1945 sehen konnten. "Höhepunkt der Veranstaltungen im Jahr 2021 war das Konzert "Friedenslieder" zum zwanzigjährigen Bestehen des Vereins am 4. Juli 2021 in der Kleinkunstbühne "Hinterhalt" in Schwarzenbach/Saale," berichtete Hendrich. Er erinnerte auch an den 100. Geburtstag von Sophie Scholl, zu dem der Verein der Geschwister-Scholl-Mittelschule in Schwarzenbach/Saale ein großes Portrait von Sophie Scholl überreichte, das der Grafiker und Zeichner Nils Oskamp entworfen hatte.
Zur Friedensdekade konnte die zweite Vorsitzende des Vereins, Nanne Wienands, in der St. Gumbertuskirche aus dem wechselhaften Leben von Helena Bohle-Szacki berichten. Als Zwangsarbeiterin kam sie als junges Mädchen in das Lager in Helmbrechts. Durch glückliche Fügungen überlebte sie den Todesmarsch und kehrte auf langen Wegen und zu Fuß in ihr Elternhaus nach Polen zurück. Sie wurde eine anerkannte Textilkünstlerin und lehrte später an der Lette-Schule in Berlin. Geplant ist nun für das Jahr 2023 eine Ausstellung mit ihren Werken im Textilmuseum in Helmbrechts. Dazu hat bereits Ende August 2021 ein Treffen mit studentischen Vertretern des polnischen Textilmuseums in Lodz stattgefunden.
Die Lesungen in Wunsiedel und Helmbrechts mit Patricia Litten "Eine Mutter kämpft gegen Hitler", deren Organisation der "Verein gegen das Vergessen e. V." übernommen hatte, waren jeweils gut besucht. Interessant war im Jahr 2021 die Übernahme von Akten aus dem Nachlass eines Rechtsanwaltes, der einem der Aufseher des Konzentrationslagers Helmbrechts als Pflichtverteidiger zur Seite stehen musste. Die in den Unterlagen enthaltenen neuen Erkenntnisse sollen in einer Neuauflage des Buches "Das Frauenkonzentrationslager Helmbrechts und der Todesmarsch nach Volary" berücksichtigt werden.

Hendrich bedankte sich herzlich bei der gesamten Vorstandschaft und allen Beteiligten. Besonderer Dank ging an die Verantwortlichen des Bundesprogramms "Demokratie leben in der Mitte Europas". "Ohne diese Unterstützung wären viele Aktivitäten nicht möglich gewesen," erklärte Hendrich, "auch das sehr gut besuchte Konzert "Shalom" am Nachmittag des 8. Mai 2022 wurde von "Demokratie leben!" gefördert." Hendrich betonte auch die gute Zusammenarbeit mit dem Oberkotzauer Bündnis für Demokratie, dem Hofer Bündnis für Zivilcourage, dem "Netzwerk Wunsiedel ist bunt" und der "Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg".

Für die nächste Zeit plant der Vorstand Sanierungsarbeiten in der Gedenkstätte; an den Stufen soll ein Handlauf angebracht werden. Dazu ist die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz erforderlich. Eine Vortragsveranstaltung im Herbst 2022 ist genauso in Vorbereitung wie die immer wiederkehrenden Gedenkveranstaltungen am 9. November, 27. Januar und 13. April. Mit einem neu gestalteten Flyer und weiteren Angeboten wird man versuchen, das Interesse von jungen Menschen an der Erinnerungsarbeit zu wecken.

Kassiererin Regina Scholz stellte den Kassenbericht des Vereins vor; die Kassenprüfer Gabriela Möckel und Bertram Popp bestätigten die ordnungsgemäße Führung der Kasse. Auf Antrag wurde der Vorstand einstimmig entlastet; Neuwahlen stehen im Jahr 2023 an. Der "Verein gegen das Vergessen e. V." geht zuversichtlich in die nächsten Jahre.

Das Bild zeigt das im Jahr 2018 veröffentlichte und mehrfach neu aufgelegte Buch des Vereins.

Pressebericht

Bücher für die "Arolsen Archives"

Die "Arolsen Archives", die "Arolsener Archive" gehen zurück auf ein bedeutsames Anliegen der Allierten nach dem Zweiten Weltkrieg: sie wollten den Millionen Opfern, den vermissten und getöteten Kindern, Frauen und Männern nicht nur ein Andenken geben, sondern für Aufklärung sorgen, für einen würdevollen Umgang mit dem Leid, den der Krieg erzeugt hatte. "International Tracing Service" nannte sich anfangs diese Einrichtung im heutigen Bad Arolsen bei Kassel. Dreißig Millionen Karteikarten, Belege und Listen zu Opfern des Holocaust werden hier seit Jahrzehnten aufbewahrt und erforscht. "Ein Denkmal aus Papier" heißt denn auch die ständige Ausstellung, die zu dieser wichtigen Institution gehört und momentan in leerstehenden Geschäftsräumen untergebracht ist.

Dorthin brachten Gabriela Möckel und Nanne Wienands kürzlich etliche hundert Bücher in fast zwanzig Kartons verpackt; Bücher über die Zeit des Nationalsozialismus mit dem Schwerpunkt der Erinnerungs- und Opferkultur. Es handelte sich insbesondere um Dokumentationen, Bildbände, Erlebnisberichte, Biografien und Autobiografien, Romane, Kataloge und Broschüren aus zwei Nachlässen. Die Schenkung wurde bereits vor Monaten mit dem Leiter der Bibliothek der Arolsen Archives, Jens Paul, abgesprochen. Er erwartete die Gäste und sprach von der umfangreichsten Bücherspende seit Bestehen des Archivs. Er zeigte den Gästen aus Schwarzenbach an der Saale einige Arbeitsplätze des Archivs und vor allem die Dauerausstellung "Ein Denkmal aus Papier". Gabriela Möckel und Nanne Wienands bekamen einen umfassenden Eindruck in die immer noch aktuelle Arbeit des Archivs.

Die Arolsen Archives waren das erste digitalisierte Archiv in Deutschland. Die Anfragen nachforschender Betroffener, beteiligter Institutionen und interessierter Nachkommen nahmen in den vergangenen Jahren wieder stetig zu. Einzelschicksale der Ausstellung zeigen die persönliche Bedeutung der Arbeit. So fanden sich Familienangehörige wieder, Freunde trafen sich nach jahrelanger Suche. In den letzten Jahren ist es gelungen, sogenannte "Effekten" - letzte Erinnerungsstücke, die man u. a. in Konzentrationslagern und Gefängnissen den Gefangenen und Zwangsarbeitern abgenommen hatte, den Nachkommen der Betroffenen zurückzugeben. "Das ist in aller Regel ein sehr emotionaler Moment," meinte Jens Paul. Er erläuterte, dass auch aktuell jedermann online nach vermissten Angehörigen suchen kann. "Ob vermisste Geschwister, desertierte Soldaten, Opfer des Holocaust oder Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter - es gibt immer wieder neue Erkenntnisse. Namen werden unterschiedlich geschrieben oder nach Aussprache weitergegeben; wir tun wirklich alles, was wir können, um Menschen weiterzuhelfen," betonte er.

Momentan sei eine große Aktion in Gang, bei der Bilder der Deportation von jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern gesucht werden. "Und unsere Onlinevorträge und -zeitzeugengespräche sind ein großer Erfolg, das Interesse ist groß," berichtete er. Über alle Aktivitäten der Arolsen Archives kann man sich mit Hilfe der website informieren:

Internationales Zentrum über NS-Opfer - Arolsen Archives (arolsen-archives.org)

In Zukunft wird der "Verein gegen das Vergessen e. V." enger mit dem Archiv zusammenarbeiten und auch die bekannten Namen der Frauen, die auf den Todesmarsch vom Konzentrationslager Helmbrechts ins tschechische Volary getrieben wurden, in das Archiv aufnehmen lassen. 
Gedenkstätte Langer Gang (schwarzenbach-saale.de)

Unterstützt wurde die Überbringung der Bücher von der Aktion "Demokratie leben!" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Die Bilder zeigen:
- Jens Paul und Gabriela Möckel vor einer Wand von Karteikästen mit Belegen.

- Beschreibung der Geschichte des Arolsen Archives in der Ausstellung "Ein Denkmal aus Papier"

 

nanne wienands

 

Pressebericht
"Shalom!" Konzert in Schwarzenbach/Saale

Auf den Zusammenhang zwischen dem Muttertag und dem historischen Hintergrund dieses Datums "8. Mai 2022" ging Hartmut Hendrich, der erste Vorsitzende des Vereins gegen das Vergessen e. V. kurz in Schwarzenbach an der Saale zu Beginn des Konzertes "Shalom!" ein.
"Der 8. Mai ist als Tag der Befreiung in verschiedenen europäischen Ländern ein Gedenktag, an dem als Jahrestag zum 8. Mai 1945 der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und damit des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa und der Befreiung vom Nationalsozialismus gedacht wird," betonte Hendrich.
Nach diesen ernsten Worten hatte die Musik Zeit und Raum, sie zeigte ihre verbindende und friedvolle Wirkung. Kapellmeister Michael Falk begleitete Julia Leinweber und Thilo Andersson am Klavier bei einem Potpourri bekannter und weniger bekannter Melodien. "Bej mir bist du schejn", damit nahmen der Sänger und die Sängerin die vielen Zuhörer im voll besetzten Saal des Gemeindehauses sofort in den Bann. Viele wippten mit den Füßen und wären wohl gerne zum Tanz aufgesprungen - aber man soll ja immer noch Abstand halten!

Thilo Andersson erklärte die Verbindung der Liedauswahl zur jüdischen Kultur und zu jüdischen Künstler vor; dann ging es schon weiter mit "Dafür bin ich immer gut!" - hier war die Interpretin Julia Leinweber auch in ihrem schauspielerischen Element. So manche Frau unter den Anwesenden mag sich gedacht haben - ja, das Gefühl kenne ich nur zu gut. Dann wechselten sich die beiden Künstler ab, sangen solo oder miteinander, sie ergänzten sich beide und mit dem Pianisten ganz wunderbar. Traditionals und Oberettenmelodien wechselten gelungen, und den Zuhörerinnen und Zuhörern gefiel es sehr!

Regina Scholz vom Vereins gegen das Vergessen e. V, deren Idee dieser Nachmittag gewesen war, bedankte sich bei den Künstlern, beim Vertreter von "Demokratie leben!" Stefan Denzler für die Unterstützung, und bei allen Gästen für ihre Teilnahme an dem Nachmittag. Viele von ihnen nutzten die Gelegenheit, sich die nach dem Konzert geöffnete Gedenkstätte "Langer Gang" anzusehen.

Nanne Wienands überreichte Blumen an Hartmut Hendrich: er hat Ende März 2022 in Nürnberg das Ehrenzeichens des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste von im Ehrenamt tätigen Frauen und Männern erhalten. Hartmut Hendrich ist seit über zwanzig Jahren Vorsitzender des Vereins gegen das Vergessen e. V.

  Alle Bilder wurden von Francesca Hilgner zur Verfügung gestellt.



Die Bilder zeigen: vlnr Regina Scholz, Michael Falk, Julia Leinweber und Thilo Andersson;



ein Blick in die Gedenkstätte "Langer Gang".

Hartmut Hendrich,
 

Gedenken am Mahnmal

Pressebericht


"Eine Mutter kämpft gegen Hitler"

 

 

 

 

 

 

 Im Helmbrechtser Jubiläumsjahr "600 Jahre Stadterhebung Helmbrechts - gestern-heute-morgen" steuerte der Verein gegen das Vergessen e. V., unterstützt von dem Bundesprogramm "Demokratie leben!", einen ganz besonderen Abend bei, der natürlich am 13. April stattfinden musste.
Denn -an diesem Tag im Jahre 1945 verließen 1170 Frauen und Mädchen das Frauenkonzentrationslager Helmbrechts; die erste Übernachtung musste unter freiem Himmel in Schwarzenbach/Saale stattfinden. Viele der Frauen überlebten den Todesmarsch, der später Richtung Süden ging, nicht. Das unsägliche Leid der Frauen, die Qualen, die sie ausstehen mussten und die Willkür der Mächtigen wurden an dem Abend in der Helmbrechtser Johanniskirche deutlich - allerdings auf der Grundlage eines Buches, das eine Mutter über das dramatische Leben und Sterben ihres Sohnes geschrieben hat. Irmgard Litten versuchte in den 1930er Jahren ihren Sohn aus der sogenannten "Schutzhaft" zu befreien. Der junge Rechtsanwalt Hans Litten, ältester von drei Brüdern, war im Jahr 1931 Rechtsanwalt der betroffenen Nebenkläger im sogenannten "Edenpalast-Prozess". Als solcher berief er gemeinsam mit dem Gericht Adolf Hitler in den Zeugenstand. Durch Litten's Fragen war Hitler blamiert und in die Enge getrieben; diese Niederlage verzieh er ihm nie. In der Nacht des Reichstagsbrandes am 28. Februar 1933 wurde Litten verhaftet; sein Leben bestimmten von nun an die Meister von Folter und Vernichtung.

Aus dem Buch von Irmgard Litten "Eine Mutter kämpft gegen Hitler" las in der Helmbrechtser Johanniskirche Patricia Litten, die Enkelin von Irmgard Litten und Nichte von Hans Litten. Man spürte förmlich die Authentizität, die Spannung, die durch die Versuche der Mutter hervorgerufen wurde, den Sohn zu besuchen. Die Mutter, ihn befreien wollte und die immer wieder Wege suchte, sich mit ihm auch während der Haft durch Briefe und Verständigungscodes auszutauschen. Dazu muss man wissen, dass die Familie Litten eine angesehene Gelehrtenfamilie war, bei der zu passenden gesellschaftlichen Anlässen wichtige und entscheidungsbefugte Menschen des öffentlichen Lebens ein- und ausgingen. Vater Litten war ebenfalls ein hoch anerkannter Jurist und Universitätsrektor in Königsberg. Man kannte viele einflussreiche Persönlichkeiten.

Hans Litten verbrachte die ersten Hafttage im Spandauer Gefängnis. Von der ersten Minute an waren die Verhöre von Gewalt geprägt. Später wurde er in das Konzentrationslager Sonnenburg, dann in das Zuchthaus Brandenburg und im Jahr 1934 in das Konzentrationslager im Moor, Esterwegen im Emsland verlegt. Drei Jahre später kam Litten in das KZ Buchenwald bei Weimar, kurze Zeit danach in das KZ Dachau. Egal wohin man ihn brachte, die Foltermethoden waren grausam und unmenschlich. Keine seiner Verletzungen wurde medizinisch behandelt, die wochenlange Dunkelhaft schloss sich den zerstörerischen Prügeln an. Seine Mutter folgte ihm stets und versuchte immer wieder ihn zu besuchen. Was muss geschehen ssein, wenn sich die Kopfform eines Menschen verändert? Ununterbrochen suchte die Mutter Kontakt zu einflussreichen Bekannten und bat um Hilfe und Unterstützung ihrer Bitte um Freilassung des Sohnes. Patricia Litten las eine Reihe von Passagen aus dem von Absagen und Vertröstungen geprägten und eindringlichen Bericht von Irmgard Litten. Immer wieder wurde die Lesung sehr einfühlsam von der Cellistin Birgit Saemann ergänzt und untermalt. Die Schwere der Musik, die Schwere des Themas legte sich bleiern auf die Zuhörer. Unerträglich spürbar war die Last, die Mütter tragen.
Am 5. Februar 1938 wurde Hans Litten im KZ Dachau erhängt aufgefunden. Beide Annahmen haben ihre Berechtigung: der Mord und der Selbstmord. Seine Mithäftlinge bestätigten jedoch, dass Litten durch vorangegangene wiederholte Folter in den Suizid getrieben wurde.

Hundertausende Menschen waren damals vom schweren Schicksal jahrelanger Gefangenschaft und ständigen, gewaltsamen Übergriffen betroffen, einige Tausend auch in Helmbrechts.

 

 

Gedenken an den Todesmarsch

Zu einer Gedenkfeier trafen sich am 77. Jahrestag des Todesmarsches Helmbrechts-Volary Vertreter der Stadt, der evangelischen Kirchengemeinde, der Initiativen „Gegen das Vergessen“, „Gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit“ sowie des Vereins der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten an dem Mahnmal im Helmbrechtser Friedhof. Ein solcher Gedenkstein steht auch in Volary. Am 13. April 1945 schickten Schergen des NS-Regimes 1173 Insassen des in Helmbrechts betriebenen Außenlagers des Konzentrationslagers Flossenbürg auf einen Marsch, der sie, sofern sie überlebten, nach Volary führen sollte. Damit sollten gegenüber den nahenden amerikanischen Truppen auch Beweise für die in den Lagern verübten Verbrechen vertuscht werden. Ein Großteil der Gefangenen waren Frauen jüdischen Glaubens, die von den Aufsehern besonders brutal behandelt wurden. Viele von ihnen waren bald erschöpft, hatten keine Kraft mehr und wurden unterwegs hingerichtet. Als Mahnung vor Hass, Gewalt, Rassismus und Terror in jedweder Form findet jeweils zum Jahrestag ein Gedenken statt, heuer in Form einer Lesung mit musikalischer Begleitung in der Johanniskirche. Vorher trafen sich die Beteiligten am Mahnmal. Zweiter Bürgermeister Robert Geigenmüller sagte in seiner Ansprache, es gebe Leute, die sich gegen zunehmende menschenverachtende Aktionen und rechtsextreme Tendenzen stellen und für Toleranz eintreten – „aber es sind immer noch zu wenig“. Der Todesmarsch sei ein durch nichts zu rechtfertigendes Verbrechen. Helmut Hendrich vom Verein gegen das Vergessen betonte, man gedenke diesmal auch der Opfer des russischen Angriffs auf die Ukraine und gab das Versprechen, dass engagierte Bürgerinnen und Bürger weiterhin zu Unrecht nicht schweigen wollen. Foto/Text: W. Bußler

 

 

Pressebericht
Gedenkgottesdienst  am 27.01.2022 in Schwarzenbach/Saale

Unser ehemaliger Bundespräsident Roman Herzog hat im Jahr 1996 den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus ins Leben gerufen. Alljährlich am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee, erinnert in Schwarzenbach/Saale ein ökumenischer Gottesdienst an diese Zeit - 77 Jahre ist das jetzt her.

"Wir beginnen mit Schweigen ........" nach diesem eindrucksvollen Beginn zum Glockenläuten begrüßte Pfarrerin Annette Treuner die erfreulich vielen Gottesdienstbesucher.

 

Alle Lieder im Gottesdienst wurden vom Chor "link to heaven" gesungen und begleitet. Unter der Leitung von Ursula Dollinger sangen sich die jungen Frauen in die Herzen der Besucher. "Es tut so gut, die frischen Stimmen zu hören," meinte eine Besucherin nach dem Gottesdienst.

 

Drei Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Scholl-Mittelschule Schwarzenbach/Saale berichteten von drei Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz. Eine der vorgestellten Frauen - Trude Simonsohn - ist erst vor wenigen Tagen, am 6. Januar 2022 im Alter von 100 Jahren gestorben. Mit viel Glück hatte sie drei Jahre in den Lagern Theresienstadt und Auschwitz überlebt. In Frankfurt wurde sie zur Ehrenbürgerin ernannt, jahrzehntelang hatte sie als Zeitzeugin in Schulen über ihre Erlebnisse berichtet.

Ein bekannter Name war Esther Bejarano. Im Alter von 96 Jahren ist sie im Juli des Jahres 2021 verstorben. Im Konzentrationslager Auschwitz musste sie im Mädchenorchester das Akkordeon spielen - dass sie dafür eingeteilt wurde, rettete ihr das Leben. Als sie im Jahr 1960 von Israel nach Deutschland zurückkehrte, erlebte sie erneut Nazi's in der Bundesrepublik. "Man muss als Zeitzeuge auftreten und berichten, anders geht es nicht," sagte sie oft. Mit der Rapper-Band "Microphone Mafia" stand sie unzählige Male auf der Bühne - auch im März 2016 in Hof. Sie war Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, Ehrenpräsidentin des Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.

Der letzte Beitrag berichtete von Noah Klieger. Er war noch keine 20 Jahre alt, als er an der Rampe in Auschwitz fast der Selektion zum Opfer gefallen wäre. Ein serbischer Wachmann stieß ihn von dem Lastwagen, der direkt zu den Gaskammern fuhr, wieder herunter. Klieger war ein guter Sportler. In Auschwitz musste er zur Unterhaltung der Wachmannschaften an Boxkämpfen teilnehmen. Er gewann keinen einzigen Kampf, aber die Sonderration für die Boxer - einen Topf Suppe täglich - ermöglichte ihm das Überleben. Der Autor Takis Würger schrieb ein bemerkenswertes Buch über das Leben von Noah Klieger.

 

 

Das Hoffnung gebende Lied "Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?"  wurde von allen Anwesenden nach dem Segen von Pfr. Dr. Dieter Jung gesungen.

 


Auf dem Schwarzenbacher Friedhof wurde bereits am Nachmittag des 27. Januar am Kreuz bei der Gräberreihe der Opfer des Naziregimes ein Blumengruß hinterlegt.

 

- VEREIN GEGEN DAS VERGESSEN -
zum Gedenken für die Opfer der NS-Diktatur in der Region Hof

Das Bild zeigt vlnr: Hartmut Hendrich, Günter Niepel, Eva Petermann, Regina Scholz, Nanne Wienands, Bürgermeister Stefan Pöhlmann und Pfarrerin Ramona Kaiser.

fürs Amtsblatt
Gedenken an das Frauenkonzentrationslager in Helmbrechts

Alljährlich am 9. November treffen sich am Helmbrechtser Friedhof der Bürgermeister von Helmbrechts, Stefan Pöhlmann, Frau Pfarrerin Ramona Kaiser und Mitglieder des Vereins gegen das Vergessen e. V., sowie der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, um an das dortige Konzentrationslager und an den Todesmarsch zu erinnern.
"Einhundertunddrei Anschläge auf jüdische Gedenkstätten gab es in den vergangenen Jahren," betonte Pfarrerin Ramona Kaiser. Ihre Liste mit den Daten und Orten war schier endlos. Bürgermeister Stefan Pöhlmann ging in seiner Ansprache auf die Veränderungen ein, die sich in den vergangenen dreißig Jahren im Umgang mit Fakten entwickelt haben. "Holocaustleugnung ist nur eines der Themen, das diese Veränderung betrifft," meinte er. Er bedachte auch die Zwiespältigkeit dieses Gedenktages für Deutschland - einerseits zerstörten an diesem Tag des Jahres 1938 die Nazis jüdische Geschäfte und Synagogen, andererseits wird an die Aufhebung der deutschen Teilung gedacht, die im Jahre 1989 auf friedlichem Wege möglich wurde.
Hartmut Hendrich erinnerte daran, dass in der sogenannten Reichsprogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 mehr als 30.000 jüdische Mitbürger in Gefängnisse eingeliefert wurden. Viele Menschen starben in dieser Nacht an den Misshandlungen oder nahmen sich das Leben. Die Aktion gegen diese Menschen war der Beginn jahrelanger ganz konkreter Gewalt gegen jüdische Familien, Geschäfte und Betriebe. "Es ist in der heutigen Zeit sehr wichtig, immer wieder an das Unrecht und die Verbrechen der Nationalsozialisten zu erinnern!"
Eva Petermann ergänzte die Aufzählung rechtsextremer Gewalt mit dem Hinweis auf die Verbrechen des NSU. Die Gruppierung Nationalsozialistischer Untergrund sei vor exakt zehn Jahren erkannt worden - durch Selbstmord und Brandstiftung. Jahrelang habe diese Gruppe unerkannt morden können, und es seien noch längst nicht alle Straftaten aufgeklärt. Viele Hintermänner seien noch immer tätig.

Regina Scholz aus Oberkotzau beendete die Gedenkstunde mit einer Einladung. "Am kommenden Samstag dürfen in Wunsiedel wieder Anhänger der Partei "III. Weg" marschieren. Alle Demokraten sollten am Nachmittag bei der Gegenkundgebung auf dem Wunsiedler Marktplatz dabei sein!"

Pressebericht
Junge Menschen aus Griechenland in der Gedenkstätte Langer Gang

Eine "Interkulturelle Woche" erlebten einige junge Menschen aus Griechenland  in unserer Region. Nach einem Rundgang durch das ehemals geteilte Dorf Mödlareuth kamen sie mit dem Wunsiedler Kreisjugendpfleger Uwe Götz nach Schwarzenbach/Saale zur Gedenkstätte "Langer Gang". Rasch tauchten die ersten Fragen auf "was ist eigentlich ein Todesmarsch?" und "warum musste soviel Unrecht am Ende des Krieges noch geschehen?"
Dass die Nazi-Diktatur nach dem Zweiten Weltkrieg der Grund für die Teilung Deutschlands war, wie sie in Mödlareuth noch erkennbar ist, war für Nanne Wienands die Verbindung zur Geschichte der Entstehung des Frauenkonzentrationslagers in Helmbrechts. Das Lager in Helmbrechts bestand nur relativ kurze Zeit, im Jahr 1944 gebaut, wurde es im April 1945 verlassen und auch rasch mit anderen Gebäuden überbaut.

Etwa 1170 Frauen und Mädchen, die in Helmbrechts in der Rüstungsindustrie arbeiten mussten, wenn sie dazu nicht bereits zu schwach und krank waren, wurden am 13. April 1945 auf einen Marsch geschickt. Viele überlebten diesen Marsch nicht, der erst drei Wochen später - wenige Tage vor der Kapitulation der von Hitler eingesetzten Regierung - im heute tschechischen Volary endete. Die erste Station des Helmbrechtser Todesmarsches war von Kommandant Alois Dörr und den Bewacherinnen und Bewachern des Marsches in Schwarzenbach an der Saale angeordnet worden. Sechs Frauen überlebten diese erste Nacht nicht. Dass sich die Gräber heute noch auf dem Schwarzenbacher Friedhof befinden, bezeichnete Wienands als eine der Besonderheiten des Marsches. Bemerkenswert sei auch die Anzeige gegen den Kommandanten, der von zwei Überlebenden auf einem Zeitungsfoto erkannt worden war. Es kam zur Verhandlung bei Gericht in Hof, Dörr wurde im Jahre 1969 zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach acht Jahren wurde er begnadigt: die alten Nazi-Seilschaften hatten geholfen.
Auch die sogenannte "Robinson-Liste" zähle zu den Besonderheiten: eine der überlebenden Frauen heiratete nach dem Krieg einen amerikanischen Soldaten, Bernard Robinson. Er trug über Jahre die Namen der Frauen zusammen, die den Todesmarsch erleben mussten. Die Amerikaner waren es auch, die das Lager in Helmbrechts wenige Tage nach seiner Auflösung entdeckten, und die verscharrten Überreste der dort verstorbenen Frauen ordentlich bestatten ließen. Von diesen Vorgängen berichtete der Film über Helmbrechts, den die Gruppe im Evangelischen Gemeindehaus, das sich neben der Gedenkstätte befindet, ansehen konnte.
Am Ende des Besuches stand die Lebensgeschichte von Helena Bohle-Szacki. Als 16jähriges Mädchen war sie nach Helmbrechts verschleppt worden und musste dort Zwangsarbeit leisten. Für die jungen Frauen und Männer aus Griechenland war es kaum nachvollziehbar, wie sich ihre Lebensgeschichte trotz des damals herrschenden Chaos und der Lebensumstände nach dem Krieg noch zum Guten wenden konnte.
Der Besuch der Gedenkstätte Flossenbürg stand den jungen Menschen noch bevor; sie kommen gut informiert an diesem Ort.

 

Die Bilder zeigen:
- die Gruppe mit dem Wunsiedler Kreisjugendpfleger Uwe Götz (links unten) und Nanne Wienands vom Verein gegen das Vergessen e. V., (ganz rechts)
  vor dem evangelischen Gemeindehaus in Schwarzenbach/Saale.
- Die Gästebuchseite der Gruppe im Langen Gang.

 Pressebericht
Helena Bohle-Szacki

Vor einigen Tagen besuchten drei junge Polen die Städte Helmbrechts und Schwarzenbach an der Saale. Marcin Rozyk ist Journalist und Kurator, Katarzyna Siuepska und Kaspar Pawluk sind Studenten in Bialystok. In Helmbrechts trafen sich die drei jungen Leute mit Bürgermeister Stefan Pöhlmann und dem Vorstand des Vereins gegen das Vergessen; Hartmut Hendrich und Nanne Wienands. Der Kontakt für dieses Kennenlernen und die Kooperation der Gruppe wurde hergestellt von Ulrich Tempel, Archivar in der Berliner Gedenkstätte "Topografie des Terrors", und Annabelle Lienhart, sie ist die kommissarische Leiterin der historischen Abteilung der Gedenkstätte Flossenbürg.

Die Vorgeschichte dieses Treffens ist das Leben einer Frau, die in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wohl die dunkelsten Stunden ihres Lebens erlebte: Helena Bohle-Szacki.
Helena Bohle-Szacki wurde im Februar 1928 in Bialystok in Polen geboren und starb im Jahr 2011 in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte sie an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Lodz und erwarb ihr Diplom im Fach Grafik. Schließlich arbeitete sie als Modedesignerin und machte sich international bei großen Firmen und Ausstellungen einen Namen. Ihre private Situation brachte einen Umzug nach Berlin mit sich: sie bekam einen Lehrauftrag an der bekannten Lette-Schule. Es gäbe viel zu erzählen über die Zeit ihres Studiums und über ihre Berufstätigkeit.

Aber die Verbindung zu Helmbrechts kam schon sehr viel früher zustande: Helena Bohle-Szacki wurde bereits 1944 von der deutschen Besatzung im Gestapogefängnis in Bialystok inhaftiert. Sie wurde in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht, von dort aus ging der Weg des 16jährigen Mädchens zur Zwangsarbeit in das Frauenkonzentrationslager Helmbrechts. Unter unvorstellbaren Bedingungen mussten die Frauen für die Nürnberger Firma Neumeyer, deren Produktionsstätten in Nürnberg zerbombt worden waren, Rüstungsgüter in den Räumen der ehemaligen Textilfirma Witt anfertigen. Helena Bohle-Szacki überlebte diesen Winter 1944/45 und sie überlebte auch den Todesmarsch, der am 13. April 1945 für ca. 1170 Frauen und Mädchen in Helmbrechts begann. Sie musste von Helmbrechts über Schwarzenbach/Saale, Rehau und Asch bis nach Zwodau, dem heutigen Svatava im heutigen Tschechien laufen. Auch dort mussten Hunderte Frauen in einer Fabrik Zwangsarbeit leisten. Krank an Leib und Seele gelang es Helena, in Zwodau zu bleiben. Ob sie dort sogar wieder zur Arbeit eingeteilt wurde, weiß man nicht. Am 7. Mai 1945 erreichten amerikanische Truppen das Lager in Zwodau und befreiten die Frauen. Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, wie das Mädchen es fertig brachte, mit dem Zug über Dresden und Warschau nach Hause zu fahren zu ihren Eltern, die die Schreckensherrschaft überlebt hatten.
Über "Lilka", wie Helena auch genannt wurde, gibt es ein Buch in polnischer und englischer Sprache, das jetzt sowohl im Helmbrechtser Rathaus, als auch beim Verein gegen das Vergessen e. V. aufbewahrt wird. Im Gegenzug nahmen die polnischen Studenten die Dokumentation über das Konzentrationslager Helmbrechts und den Todesmarsch mit nach Hause.

Zurück in die Gegenwart nach Helmbrechts: das Anliegen der drei jungen Polen war es, die Stätten aufzusuchen, an denen Helena gelebt und gearbeitet hatte. Ihr konkretes Vorhaben ist es, im Textilmuseum im polnischen Lodz eine Ausstellung der Werke von Helena Bohle-Szacki zu zeigen, und dazu gehört selbstverständlich der Lebenslauf der Künstlerin. Mit Bürgermeister Stefan Pöhlmann machte sich die Gruppe auf den Weg durch Helmbrechts. Leider erinnert in der Stadt nur noch der Gedenkstein vor der Friedhofskapelle an die Frauen, die in Helmbrechts soviel Unrecht erlitten hatten. Hartmut Hendrich und Nanne Wienands berichteten vor Ort von den regelmäßigen Gedenkveranstaltungen und den zahlreichen Informationen und Kontakten, die sich im Laufe der letzten Jahre ergeben hatten. Später fuhr man gemeinsam zur Gedenkstätte "Langer Gang" in Schwarzenbach an der Saale, relativ authentisch auf dem Weg, den die Frauen im Frühjahr 1945 von Helmbrechts aus laufen mussten. "Wo haben die Frauen geschlafen?" wollten die jungen Polen wissen, "woher wissen Sie die Namen der Frauen? Wer hat die Kunstwerke im "Langen Gang" angefertigt?" Die vielen Fragen konnten beantwortet werden, und auch auf die Besonderheiten der juristischen Aufarbeitung ging Nanne Wienands ein. Unvorhergesehen haben sich nach Fertigstellung der Dokumentation im Jahr 2018 noch viele Schriftstücke, Beobachtungen und Geschichten rund um die damaligen Ereignisse gefunden, erklärte sie den interessierten Studenten. "Eine erneute Auflage müsste mit vielen Details ergänzt werden," meinte sie.

Eine weitere Station in Helmbrechts aber war das dortige Textilmuseum - und dort beginnt nun eine weitere "zufällige" Geschichte.

Durch das Textilmuseum Helmbrechts wurde die Gruppe von der Leiterin der Einrichtung, Ulrike Oelschlegel geführt. Ulrike Oelschlegel hat ihre Ausbildung zur Textilfachfrau und Fachlehrerin vor einigen Jahrzehnten an der Lette-Schule in Berlin absolviert. Sie kann sich an Helena Bohle-Szacki erinnern - die beiden "liefen sich über den Weg". Natürlich ohne zu voneinander die Verbindung zu Helmbrechts oder auch nur zum Frankenwald zu erahnen. Als Ulrike Oelschlegel sich am Abend vor dem Besuch der Gruppe auf die Führung durch das Helmbrechtser Textilmuseum vorbereitete, erkannte sie die Brisanz des Treffens und war tief erschüttert. Und natürlich  wird man nun in Helmbrechts  über die Ausstellung mit den Werken von Helena Bohle-Szacki nachdenken. Der Ausstellungsplan gibt ab dem Jahr 2023 die Möglichkeit dazu. Die Studenten und der Kurator halten die Räumlichkeiten für sehr gut geeignet.

Helena Bohle-Szacki – Wikipedia

http://www.lette-akademie.de/


Textilmuseum Helmbrechts

Gedenkstätte Langer Gang (schwarzenbach-saale.de)

 

Pressebericht
Grüne zu Besuch zum Tag des offenen Denkmals in der Gedenkstätte "Langer Gang"

Gemeinsam mit der grünen Landtagsabgeordneten Ursula Sowa aus Bamberg nahm der Bundestagskandidat der Bündnisgrünen für den Wahlkreis Hof/Wunsiedel, Ralf Reusch aus Hof, das Angebot wahr, am "Tag des offenen Denkmals" die Gedenkstätte "Langer Gang" in Schwarzenbach an der Saale zu besuchen. An diesem Tag war auch der gegenüber liegende Saal des Evangelischen Gemeindehauses geöffnet, und man konnte dort den inzwischen etwa zwanzig Jahre alten Film von Ludwig Mertel über die Befreiung des Konzentrationslagers in Helmbrechts ansehen. Die zehn Besucherinnen und Besucher kannten bis dahin die kleine Gedenkstätte nur vom Hörensagen und zeigten sich tief beeindruckt. "Es ist ein großer Unterschied, ob man von den Ereignissen hört oder liest, oder ob man authentische Bilder und Berichte von Überlebenden sehen kann," meinte Ursula Sowa. Sie wies darauf hin, dass von Flossenbürg aus, wo heute fast das gesamte Lagergelände für Besucher offen ist, unvorstellbar viele kleinere Konzentrationslager verwaltet wurden. "Die Arbeit des Vereins ist wichtig für das Geschichtsverständnis einer ganzen Region," meinte sie als Bambergerin. "Nur so kann man verstehen, wie nahe die Gräueltaten der Nazis an die Bevölkerung herankamen."
Nach der Filmbetrachtung konnte Nanne Wienands vom "Verein gegen das Vergessen" den Besuchern noch viele weitere Begebenheiten berichten, die erst nach der Erstellung der Dokumentation über das Konzentrationslager Helmbrechts und den Todesmarsch der 1170 Frauen und Mädchen nach Volary im heutigen Tschechien bekannt geworden sind. Zwei bemerkenswerte Besonderheiten sind aber schon viel länger bekannt: der Verbleib der Gräber der in der Nacht vom 13. auf den 14. April 1945 in Schwarzenbach gestorbenen Frauen auf dem Schwarzenbacher Friedhof, sowie die juristische Aufarbeitung der Verbrechen des Lagerleiters Alois Dörr in den 1960er Jahren vor dem Hofer Landgericht und die Bestätigung des Urteils von der nächsthöheren Instanz. Das Urteil für Dörr lautete damals "lebenslange Haft"; er wurde aber nach Fürsprache des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel vorzeitig aus der Haft entlassen.

Die Gedenkstätte "Langer Gang" ist am Sonntag, 3. Oktober 2021 von 14 - 16 Uhr wieder geöffnet. Individuelle Termine für Einzelpersonen und Gruppen können unter 0160 5518825 vereinbart werden.

Gedenkstätte Langer Gang (schwarzenbach-saale.de)

 

Das Bild zeigt vlnr: Nanne Wienands, Ralf Reusch, Ursula Sowa.

 

Pressebericht
Rückblick und Vorstandswahlen beim "Verein gegen das Vergessen e. V."

Mit einem intensiven und bewegenden Rückblick auf das Konzert zum zwanzigjährigen Bestehen des Vereins am 4. Juli 2021 begann die Jahreshauptversammlung des "Vereins gegen das Vergessen e. V." in Schwarzenbach an der Saale. Der Verein schuf dort vor 20 Jahren die Gedenkstätte "Langer Gang", die er seit Fertigstellung und Einweihung am 9. November 2004 betreut. Grund für die Schaffung der Gedenkstätte war die Erinnerung an die über 1170 Frauen und Mädchen, die am 13. April 1945 in Schwarzenbach die erste Nacht des Todesmarsches von Helmbrechts nach Volary verbringen mussten. Das Konzert mit Friedensliedern von Sonja&Wulli musste leider als "Geschlossene Veranstaltung" stattfinden. Sobald sich die Möglichkeit ergibt, wird es auf vielfachen Wunsch nochmals öffentlich organisiert.

"Im vergangenen Jahr 2020 haben trotz der Coronamaßnahmen 118 Menschen die Gedenkstätte besucht," konnte erster Vorsitzender Hartmut Hendrich in seinem Rückblick ausführen. Im Herbst des Jahres 2020 besuchten mehrere Gruppen die Gedenkstätte. Weil es dann auch möglich ist, den von Ludwig Mertel erstellten Film zum Konzentrationslager Helmbrechts anzusehen, sind Gruppenbesuche intensiver und tiefergehend als der spontane Besuch der Gedenkstätte an den offenen Sonntagnachmittagen jeweils am ersten Sonntag im Monat. Hendrich erinnerte an das Theaterstück "Enisas Tagebuch", das im Oktober 2020 zweimal gezeigt wurde. Zwei Lesungen aus der Dokumentation des Vereins zum Konzentrationslager Helmbrechts und zum Todesmarsch konnten im Herbst 2020 stattfinden: in Arzberg und Naila. Zwei weitere Lesungen wurden wegen der Coronakrise abgesagt bzw. verschoben. Eine Veranstaltung zu den historischen Hintergründen des KZ`s Moschendorf musste ebenfalls verschoben werden; ein neuer Termin wird gesucht. Die Dokumentation wurde inzwischen mehrmals nachgedruckt. Ein interessanter Kontakt ergab sich zu einer aus Rehau stammenden älteren Dame, die die Frauen auf dem Todesmarsch gesehen hat, und ihre Beobachtungen ebenfalls in einem Buch festgehalten hat. Überhaupt, so betonte Hendrich, sei das Buch Anlass für vielerlei Kontakte, die im Moment intensiviert werden. In diesem Zusammenhang dankte er ausdrücklich Regina Scholz, die nicht nur die Kasse sehr ordentlich führt, sondern auch für den Versand der Bücher verantwortlich zeichnet.

Die alljährlichen Gedenkveranstaltungen am 27. Januar, 13. April und 9. November wurden aufgrund der Pandemie im kleinen Kreis organisiert und waren zeitlich begrenzt.
Die Mitgliederzahl des Vereins ist stabil bei 50 Personen und Institutionen. Nanne Wienands berichtete über die Arbeit des Vereins im bisherigen Jahr 2021. Dazu gehörte auch die Teilnahme an der Gedenkstunde zum 100. Geburtstag von Sophie Scholl bei der Schwarzenbacher Geschwister-Scholl-Mittelschule am 9. Mai 2021. Sophie Scholl war gemeinsam mit ihrem Bruder Hans Scholl maßgeblich an der Arbeit der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" beteiligt und wurde am 22. Februar 1943 von den Nazis hingerichtet. Ihre Zivilcourage ist seither Vorbild vor allem für die Schülerinnen und Schüler, die eine Schule mit ihrem Namen besuchen.

Für das kommende Jahr 2022 stellte Hendrich die seit langem geplante Fahrt in das jüdische Museum in Untersteinach in Aussicht; ein Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben. Geplant ist auch eine Peer-Schulung für junge Menschen, möglicherweise in Zusammenarbeit mit der Anne-Frank-Stiftung in Berlin. Auch dazu erfolgt im Herbst 2021 eine Einladung für junge Menschen über die entsprechenden Institutionen.

Die Neuwahlen ergaben folgendes Ergebnis:

Erster und zweite Vorsitzende blieben Hartmut Hendrich aus Hof und Nanne Wienands aus Schwarzenbach/Saale, Kassiererin ist wieder Regina Scholz aus Oberkotzau, die Schriftführung übernimmt Birgit Schreier aus Schwarzenbach/Saale. Beisitzer sind Günter Niepel und Michael Stumpf, Kassenprüfer*in wurden Gabriela Möckel und Bertram Popp; alle aus Schwarzenbach/Saale.

 

Das Bild zeigt vlnr: Nanne Wienands, Gabriela Möckel, Regina Scholz, Hartmut Hendrich, Günter Niepel und  Birgit Schreier

 



Danke, Esther Bejarano.


Sie hat uns nicht nur inspiriert,
mit ihrem Einsatz gegen Rechtsextremismus,
Sie hat uns nicht nur zur Verantwortung gemahnt,
mit ihrem ganzen Leben,
Sie hat uns auch noch zum Lachen gebracht.
Danke, Esther Bejarano. (1924-2021)
„So lange wir leben
werden sie auch leben,
denn sie sind nun ein Teil von uns,
Zwanzig Jahre
Verein gegen das Vergessen e. V.




Gedenkstätte Langer Gang (schwarzenbach-saale.de)

Die Bilder zeigen

- die beiden Musiker, (Foto: Renate Grohmann)
- sowie Hartmut Hendrich und Nanne Wienands, die Vorsitzenden des Vereins gegen das Vergessen e. V. (Foto: Claudia Plaum)

Pressebericht Nanne Wienands,

"Geschlossene Gesellschaft" hieß es am vergangenen Sonntag in der Schwarzenbacher Kleinkunstbühne " Hinterhalt". Was am 4. Juli 2001 im Cafè Rheingold am gleichen Ort begann, konnte am 4. Juli diesen Jahres zwanzigjähriges Bestehen feiern: der Verein gegen das Vergessen e. V.

Seit zwanzig Jahren ist Hartmut Hendrich der erste Vorsitzende des Vereins, und er blickte auf den Gründungstag vor 20 Jahren zurück: "Wir trugen Informationen zu allen Stätten der Gedenkarbeit im Landkreis und der Stadt Hof zusammen. Dabei stießen wir auf das Gebäude "Langer Gang", es war am zusammenbrechen. Gemeinsam mit Kreisjugendpfleger Franz Munzert und vielen anderen interessierten Menschen kam die Idee auf, hier für die 1170 Frauen aus dem Konzentrationslager Helmbrechts eine Gedenkstätte einzurichten. Das war der Beginn unseres Vereins," führte er aus und erwähnte die Namen aller, die seit 20 Jahren aktiv sind und bedankte sich für allen Einsatz: Regina Scholz als Kassiererin, Gabriela Möckel und Bertram Popp als Kassenprüfer, sowie Elfriede Hertel als langjährige Schriftführerin und Beisitzerin, und vor allem Günter Niepel als dem sehr aktiven und umsichtigen 2. Vorsitzenden, der erst vor zwei Jahren nicht mehr zur Wahl angetreten war: auch um ein Zeichen zu setzen für die notwendige Erneuerung des Vereins. Darauf machte auch die jetzige 2. Vorsitzende, Nanne Wienands, aufmerksam, die die Organisation des Abends übernommen hatte, und die sich vor allem bei Hartmut Hendrich bedankte: zwanzig Jahre die Verantwortung des Vorstands zu tragen, sei nicht selbstverständlich, meinte sie. Vier Jahre dauerte es, bis die Gedenkstätte am 9. November 2004 eingeweiht werden konnte. Seitdem war sie - bis auf die Coronazeit - an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 Uhr - 16 Uhr geöffnet.

Aber das alles gehörte nur zur kurzen Begrüßung.
Dann ging symbolisch der Vorhang auf für tolle, handgemachte und stimmgewaltige Musik:
Sonja Tonn&Wulli Wullschläger aus Erlangen waren zu Gast mit ihrem Spezialprogramm "Friedenslieder". Unzählige Künstler und Interpreten haben sich zu Frieden, Gewaltfreiheit, für ein gemeinsames Miteinander und eine offene Gesellschaft Gedanken gemacht und Lieder geschrieben, so dass rasch zwei Stunden gefüllt waren mit Songs von Bob Dylan, PUR, Reinhard Mey, John Lennon, Wishful Thinking, Michael Jackson, Cat Stevens, Udo Lindenberg und - natürlich - Hannes Wader. Auch Eigenkompositionen der Musiker, die wunderbare Begebenheiten erzählten, bekamen die Zuhörer*innen zu Ohr: die Geschichte einer großen und mit Respekt gelebten Liebe, die Geschichte eines Erlanger Originals; ein Mann, der nach Krieg und Gefangenschaft nur noch seinen Leidenschaften lebte, mit Bildern seine Rechnungen bezahlte und "Der letzte Gaukler" von Erlangen war.
Ob bei "Hiroshima", "Imagine" oder "Sag mir wo die Blumen sind" - das kleine Publikum, in erster Linie Mitglieder des Vereins, waren begeistert von der Stimmgewalt einer Sonja Tonn und der erfindungsreichen Gitarrenbegleitung von Wulli Wullschläger. Beide waren bereits im Herbst 2019  in Wunsiedel zu Gast - man findet sie häufig bei Ereignissen der Erinnerungskultur und im Einsatz gegen Rechtsextremismus. Ihr Repertoire ist umfassend, kleine Kostproben daraus waren natürlich integriert. Dass die Gäste viele Lieder mitsingen, summen und bewegen konnten, wurde vor allem bei "Meine Söhne geb` ich nicht" deutlich oder bei Hannes Wader`s Song "Es ist an der Zeit". Die Flüchtlingssituation von heute bringt die Band PUR auf die Bühne, wenn sie "Neue Brücken" in den Mittelpunkt stellt. "Eigentlich müsste unsere Welt viel besser aussehen," meinte eine Besucherin, "diese Lieder sind ja nicht neu. So viele herausragende Musiker haben sich für den Frieden eingesetzt, und es gibt trotzdem immer mehr schreckliche Kriege!"

Zu allen Liedern gab es kleine Anekdoten, Hinweise auf besondere Zusammenhänge oder Einblicke in das Leben der Künstler - z. B. wenn Reinhard Mey in "Mein Berlin" singt: "es war Winter '46, ich war vier und hab gefror'n" - Reinhard Mey wird im kommenden Jahr 80 Jahre alt. "Autumn leaves" von Joseph Kosma erinnerte an das Leben, Überleben und Sterben im Konzentrationslager. Ganz aktuell scheint "Where do the children play?", wenn man die heutigen Fluchtbewegungen ansieht, zu denen Millionen Menschen wegen Krieg, Armut und Umweltkatastrophen gezwungen werden.

Unterstützt vom Bundesprogramm "Demokratie leben!", dessen Verantwortlicher Stefan Denzler den gesamten Abend mit Begeisterung dabei war, konnten die Gäste eine ungewöhnliche und gleichzeitig wunderbare Geburtstagsfeier erleben, frei von Referaten und Grußworten. Alle erlebten einen nachdenklich stimmenden, bewegenden Abend zum 20. Geburtstag des " Vereins gegen das Vergessen", der mit dem Lied endete "Gute Nacht, Freunde ..." unplugged und live.


Gedenkstätte Langer Gang (schwarzenbach-saale.de)

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- die beiden Musiker, (Foto: Renate Grohmann)
- sowie Hartmut Hendrich und Nanne Wienands, die Vorsitzenden des Vereins gegen das Vergessen e. V. (Foto: Claudia Plaum)

100 Jahre Sophie Scholl

Vertreter*innen der Schulfamilie gedenken der Widerständlerin

Einige der Vertreter*innen der Geschwister-Scholl-Mittelschule von links: die Katholische Religionspädagogin Astrid Schubert, Pfarrerin Annett Treuner, die Schülersprecherin Melena Windrich, Bürgermeister Hans-Peter Baumann, Rektor Sebastian Lehmann, Schüler der achten Klasse und Gewinner des Logowettbewerbs in Kunst zum Thema "Weiße Rose", Pascal Knapp, Nanne Wienands vom Verein gegen das Vergessen e.V., Roland Marx, 1. Vorsitzender des Fördervereins.

Trotz derzeitiger Schwierigkeiten, Veranstaltungen durchzuführen, ließ es sich die Geschwister-Scholl-Mittelschule nicht nehmen, im kleinen Kreis Vertreter*innen der Schulfamilie zu einer Gedenkstunde anlässlich des hundertsten Geburtstags von Sophie Scholl am 09.05. im Schulhof zu versammeln.


Die Schülersprecherin Melena Windrich begrüßte die andächtige Runde bei schönstem Muttertagswetter, um im Anschluss die entscheidenden und beeindruckenden Eckdaten der Vita Sophie Scholl in Erinnerung zu rufen. So erzählte sie von der Wandlung einer aktiven Anhängerin im Bund Deutscher Mädchen hin zur Kämpferin innerhalb der Widerstandsgruppe Weiße Rose, die sich gegen Hitlers Krieg und seine Diktatur und für mehr Freiheit und Gerechtigkeit einsetzte. Im weiteren Verlauf gaben einzelne Mitglieder der Schulfamilie unterschiedliche informative, einfühlende, lehrreiche und bildhafte, aber auch persönliche Eindrücke der Umstände um das Leben Sophie Scholls und die berechtigte gegenwärtige Bedeutsamkeit wider. So bezog sich Rektor Sebastian Lehmann in seinem Beitrag auf die im Lehrplanprofil zu vermittelnde Alltagskompetenz, die sich auch darin widerspiegelt, ob ein Lernender Recht und Unrecht zu unterscheiden weiß. Dass es die Schule mit der Botschaft Sophie Scholls ernst nimmt und von nun an auch symbolisch zeigt, wurde durch einen schulweiten Logo-Wettbewerb zum Thema Weiße Rose anlässlich des Jahrestages von Sophie Scholl umgesetzt. Der Schüler Pascal Knapp (Klasse 8a) erhielt aus den Händen des Schulleiters ein Finger-Skateboard als Preis für den aus der Sicht der Lehrerkonferenz besten Entwurf, der ab sofort das Gesicht der Schule zeigt. Bürgermeister Baumann rekapitulierte die bereits 25 Jahre zurückliegende Umbenennung der Schwarzenbacher Bildungseinrichtung in Geschwister-Scholl-Mittelschule. Die kirchlichen Vertreter interpretierten die bislang unbekannte Namensgebung der Widerstandsgruppe Weiße Rose und bezogen sich auch auf die christlichen Werte, die in der Familie Scholl sehr stark gelebt wurden. Nanne Wienands vom Verein gegen das Vergessen e.V. versetzte die Anwesenden in die fiktive Gedankenwelt einer Sophie Scholl während der Tage nach ihrer Verhaftung. Als Akt der Verbundenheit überreichte sie der Schule eine Erinnerungstafel an diesen Gedenktag. Diese zeigt das durch den Comickünstler Nils Oscamp stilisierte Abbild von Sophie Scholl und das Zitat: „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Eurer Herz gelegt.“  Der Fördervereinsvorsitzende Roland Marx sprach im Sinne aller Anwesenden inspirierende Fürbitten aus. Symbolisch befestigten die Redner nach ihren Beiträgen weiße Rosen an Ranken, wie auf dem Bild zu erkennen ist.

 

Das Fingerboard, das Pascal Knapp

für seinen Entwurf des Schullogos erhielt, mit dem eingelaserten Logo von ihm.

Das Fingerboard, das Pascal Knapp

für seinen Entwurf des Schullogos erhielt, mit dem

 eingelaserten Logo von ihm.

 

 

Trauer in Schwarzenbach an der Saale Manfred Möckel ist tot

      

 

 

Der SPD-Stadtrat war ein vielfach engagierter Mensch und machte sich stark für Werte wie Solidarität und Gerechtigkeit. Am Freitag ist Manfred Möckel gestorben.

Schwarzenbach an der Saale - Tief betroffen nimmt die SPD-Fraktion in Schwarzenbach an der Saale Abschied von ihrem Fraktionskollegen Manfred Möckel. Wie die SPD mitteilt, ist Manfred Möckel am vergangenen Freitag gestorben. Mit ihm verlieren die Sozialdemokraten in Schwarzenbach vor allem einen herzensguten Menschen, heißt es in dem Nachruf seiner Fraktionskollegen. Möckel habe seinen Mitmenschen mit seiner humorvollen Art und oft auch durch seine Cartoons im Amtsblatt oder am Aushang der Bäckerei Fiedler ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. „Unsere Fraktion verliert einen treuen und langjährigen Mitstreiter, der sich seit 2008 im Stadtrat der Stadt Schwarzenbach vielseitig, besonders aber für die Bekanntheit und Attraktivität Schwarzenbachs für Touristen stark machte“, heißt es in dem Nachruf.

 

Noch im Herbst hat Manfred Möckel eine seiner Herzensangelegenheiten, den Wohnmobilstellplatz, erneut im Stadtrat aufs Tableau gebracht. Und als bekennender Donaldist – was unter anderem am Nummernschild des stadtbekannten VW-Busses zu erkennen ist – hat er mit seiner Frau Gabi auf Reisemessen und in vielen Ländern leidenschaftlich Werbung für das Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach gemacht.

Für Werte wie Gerechtigkeit und Solidarität hat er sich als DGB-Ortskartellvorsitzender hartnäckig stark gemacht und dies immer wieder seinen Mitmenschen in Erinnerung gerufen. „Seine Weltoffenheit und Mitmenschlichkeit machten ihn zum langjährigen und entschiedenen Kämpfer gegen rechtes Gedankengut und rechtsradikale Gewalt“, betont die SPD-Fraktion. Manfred Möckel hat sich nicht zuletzt auch im Verein gegen das Vergessen“ und in der Gedenkstätte „Langer Gang“ in Schwarzenbach engagiert. Auch für die Feuerwehr hat sich Manfred Möckel stark gemacht – sechs Jahre lang bis zur Kommunalwahl im Mai auch in seiner Funktion als Feuerwehrreferent im Schwarzenbacher Stadtrat.

Reisen mit seiner Frau, um fremde Kulturen, neue Menschen und als Taucher auch die Unterwasserwelt kennenzulernen, gehörten zu seinen privaten Highlights.

 

Nanne Wienands vom Verein gegen das Vergessen und Eva Petermann von der VVN-BdA Hof-Wunsiedel vor dem Grabstein des Schwarzenbacher Nazigegners Hans Grüner, der als junger Mann zehn Jahre im KZ Dachau war. 

 

Pressebericht

Gäste aus Bayreuth in der Gedenkstätte "Langer Gang"

Stellvertretend für alle Bayreuther Besucher legte Andreas Porst an der Gedenkstätte "Langer Gang" einen Strauß Rosen für die Opfer der nationalsozialistischen Gewalttaten nieder. Die zehn Besucherinnen und Besucher waren auf Einladung der VVN-BdA Bayreuth, Verein der Verfolgten des Nazi-Regimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, nach Schwarzenbach/Saale gekommen. Fast alle waren erstmals in der Saalestadt und nutzen den Aufenthalt auch für einen Rundumblick. Im Mittelpunkt stand aber der gut vorbereitete Besuch in der Gedenkstätte "Langer Gang". "Es ist ein großer Unterschied, ob man das Buch über die damaligen Ereignisse liest, oder ob man am authentischen Ort des Geschehens steht," meinte Leo Rauh, der Organisator der Gruppe. Günter Niepel und Nanne Wienands erläuterten den Gästen die Ereignisse vom April 1945. Etwa 550 weibliche Häftlinge internationaler Herkunft mussten für etwa ein Jahr in Helmbrechts in einem Konzentrationslager für die Rüstungsindustrie arbeiten. Sie wurden für geringste "Vergehen" grausam bestraft,  auf engstem Raum waren sie untergebracht. Mit 600 jüdischen Häftlingsfrauen, die erst wenige Wochen vorher angekommenen waren, wurden sie auf einen Todesmarsch gezwungen. Die letztgenannten Frauen hatten bereits hunderte Kilometer zu Fuß hinter sich; sie kamen aus Grünberg in Schlesien und waren unglaublichen Strapatzen ausgeliefert gewesen. Die etwa 1170 Frauen und Mädchen mussten die Nacht vom 13. zum 14. April 1945 in einem Garten in Schwarzenbach/Saale verbringen. Drei Wochen waren sie unterwegs, bis sie in Volary im heutigen Tschechien von den Amerikanern befreit wurden. In einem ähnlichen Lager in Zwodau - heute das tschechische Svatava - wurden sie getrennt und mit anderen Gruppen vermischt; das macht die heutige Erforschung von Zielen und Namen ungemein schwierig.

Die beiden Vertreter des Vereins gegen das Vergessen e. V., die die Gedenkstätte seit dem Jahr 2004 mitverantworten, erklärten einige Besonderheiten dieses Todesmarsches: die Bestattung und den Verbleib der Gräber von sechs Frauen, die die erste Nacht in Schwarzenbach/Saale nicht überlebt hatten, die Verurteilung des KZ-Kommandanten Alois Dörr vor dem Landgericht in Hof in den 1960er Jahren, sowie die lebenslange Suche des US-Soldaten Bernard Robinson nach den Namen der Frauen, die den Marsch erleben mussten. Bernard Robinson hatte als junger Soldat in Salzburg eine Überlebende des Todesmarsches kennengelernt; die beiden heirateten. Als Sohn jüdischer Flüchtlinge war Robinson in USA aufgewachsen. Die Erforschung des Schicksals seiner Frau wurde zu seinem Lebensthema. Der Film von Ludwig Mertel über das KZ Helmbrechts und die Zeit nach der Befreiung bis zum Beginn der Aufarbeitung sorgte für Betroffenheit. "Wir fassen hier die Fakten zusammen," meinte Günter Niepel anschließend. "Es geht uns nicht um Schuld, sondern um die Verantwortung, damit solches Unrecht nie wieder passiert."

Das Bild zeigt Andreas Porst bei der Niederlegung der Rosen.
Individuelle Besuche in der Gedenkstätte können vereinbart werden: 0160 5518825.

 

Spendenübergabe von der IGMetall

an den

Verein gegen das Vergessen e. V.

 

Pressebericht
Besuch aus dem Vogtland in der Gedenkstätte "Langer Gang"


Einen ganzen Samstagnachmittag lang beschäftigten sich zehn Gäste aus dem Vogtland mit der Gedenkstätte "Langer Gang" in Schwarzenbach/Saale. Peter Giersich hatte die Fahrt vorbereitet, Doritta Korte und Steffen Unglaub aus dem Vogtland begleiteten die Gruppe. Alle Besucher waren Mitglieder der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten. Die VVN-BdA ist ein überparteilicher Zusammenschluss von überlebenden NS-Verfolgten, aber auch von Angehörigen der nachfolgenden Generationen. Da einige der Besucher aus dem Vogtland bereits das 80. und sogar das 90. Lebensjahr überschritten hatten, lässt sich unschwer ahnen, dass sie als Kinder den Krieg und den Terror der Nazis erlebt haben. Die Familien haben gelitten, die Nachkriegszeit hat ihre Spuren hinterlassen, und das politische Bewusstsein, Erinnerungen und viel Detailwissen hat die Menschen geprägt. Davon wurde in den Gesprächen vieles wieder lebendig.

Im "Langen Gang" kam durch die Erklärungen von Nanne Wienands und Günter Niepel das Grauen der Nazizeit noch einmal ganz nah. Die Geschichte der 1170 Frauen, die am 13. April 1945 von Helmbrechts aus auf den Todesmarsch nach Volary im heutigen Tschechien getrieben wurden, wurde wieder spürbar. Etwa 500 der Frauen mussten in Helmbrechts monatelang für die Rüstungsindustrie arbeiten, bei schlechter Versorgung und drastischen Strafen für jedes Verhalten, das als Vergehen gewertet wurde. Weitere über 600 Frauen waren erst wenige Wochen vor dem Todesmarsch nach Helmbrechts gekommen - zu Fuß mussten sie wochenlang bei Kälte und Schnee aus Grünberg in Schlesien nach Helmbrechts laufen. Sie waren alle vollkommen erschöpft und nicht mehr arbeitsfähig, sie wurden praktisch ohne Versorgung in einer Baracke eingesperrt. Viele Fragen gab es zu dem Film von Ludwig Mertel, der u. a. die Exhumierung von in Helmbrechts gestorbenen Frauen zeigt .

Die Besonderheiten der Ereignisse im KZ Helmbrechts, während des Todesmarsches, bei der Befreiung der Frauen und bei der juristischen Aufarbeitung wurde den Besuchern erläutert und sorgte für viel Gesprächsstoff. Es gingen im Frühjahr 1945 hunderte Todesmärsche durch ganz Deutschland. Der Marsch von Helmbrechts nach Volary ist sehr früh erforscht und dokumentiert worden. Grund ist die Facharbeit des damaligen Abiturienten Klaus Rauh aus Helmbrechts aus den 1980er Jahren, und die lebenslange Suche des ehemaligen amerikanischen Soldaten Bernard Robinson nach den Namen der Opfer. Seit dem Jahr 2019 ist diesem Todesmarsch eine Veröffentlichung in Buchform gewidmet.
Die Vorsitzende der Hofer VVN-BdA, Eva Petermann, hatte es sich nicht nehmen lassen, an diesem Nachmittag dabeizusein. Ein wunderschöner Blumenstrauß mit einem Gruß aus dem Vogtland wurde an der Gedenkstätte niedergelegt. Einige der Besucher gingen nach dem Film und den Erläuterungen nochmals allein in die kleine Gedenkstätte, um die Stimmung aufzunehmen. Ein oft gewürdigtes Objekt war dabei die Bodeninstallation von Dietrich Kelterer. Dem Plauener Künstler fühlten sich die Besucher besonders verbunden.

Der nächste Tag, an dem die Gedenkstätte für die Öffentlichkeit geöffnet hat, ist Sonntag, der 4. Oktober 2020 von 14 - 16 Uhr. Einen Termin für einen individuellen Besuch einer Gruppe kann unter 1060 5518825 vereinbart werden.



Die Bilder zeigen
- eine Besucherin allein in der Gedenkstätte
- der Blumengruß aus dem Vogtland

 

Das Bild zeigt vlnr: Hartmut Hendrich, Nanne Wienands, Gabriela Möckel, Regina Scholz, Robert Geigenmüller, Volker Seidel,  Mirjam Drechsel

Gerade während dieser heiklen Pandemiezeit brechen den Vereinen die Mittel weg - die festen Kosten laufen weiter, Veranstaltungen können aber nicht stattfinden. Deswegen waren die Verantwortlichen des Vereins gegen das Vergessen e. V., die in Schwarzenbach/Saale die Gedenkstätte "Langer Gang" betreuen und organisieren, doppelt dankbar für eine Spende der IGMetall. 1500,00 Euro überreichte Volker Seidel, Geschäftsführer der IG Metall Ostoberfranken am Gedenkstein in Helmbrechts an die Vorsitzenden Hartmut Hendrich und Nanne Wienands, sowie an Kassiererin Regina Scholz. Die Spende geht zurück auf einen Besuch in der Gedenkstätte "Langer Gang" in Schwarzenbach/Saale, die auch am kommenden Sonntag wieder geöffnet ist. Im März diesen Jahres hatte Mirjam Drechsel aus Schwarzenbach am Wald den Besuch für eine Gruppe interressierter SPD-Mitglieder organisiert.
Der 2. Bürgermeister von Helmbrechts zeigte sich in Vertretung von Bürgermeister Stefan Pöhlmann dankbar für die Arbeit, die der Verein leistet. "Es war für die Bürger von Helmbrechts in der Nachkriegszeit nicht leicht zu verkraften, dass in ihrer Stadt ein Konzentrationslager existiert hatte," meinte er bei der Spendenübergabe.

Hendrich erläuterte kurz das Zustandekommen des Buches über das Lager in Helmbrechts und den dreiwöchigen Todesmarsch der über 1000 Frauen ins tschechische Volary. "800 Exemplare der Dokumentation sind bis jetzt gedruckt worden. Es ist eine Zusammenfassung der Ereignisse und geht zurück auf die Facharbeit von Klaus Rauh, die er als Abiturient verfasst hat. Im Buch wurden auch die Ereignisse im Umfeld von Helmbrechts dargestellt und die juristische und menschliche Arbeit danach. Wir haben an viele Schulen in der Umgebung Bücher verschenkt, damit dieses Wissen nicht verloren geht - für diese Ausgaben kommt die Spende genau richtig," meinte Hendrich.

Die Gedenkstätte "Langer Gang" ist an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 - 16 Uhr geöffnet, zu finden ist sie in der Nähe des Bahnübergangs in Schwarzenbach/Saale. Gruppen können Besuchstermine auch frei vereinbaren unter 09284 801536.

 

Blumen am Gedenkstein in Helmbrechts

Das Bild zeigt: im Vordergrund Regina Scholz,

Nanne Wienands, Klaus Rauh, Mirjam Drechsel und Bürgermeister Stefan Pöhlmann
Urhebervermerk Foto: Hannes Bessermann

https://www.br.de/nachrichten/bayern/13-april-1945-todesmarsch-vom-kz-aussenlager-helmbrechts,Rw2jVXf?fbclid=IwAR3zd2cOC-C9p519LFgtj9oVbgZJP072nDvHgo3TyICVlAfLX7GNkhJBVRo

 

 

 

13. April 1945: Todesmarsch vom KZ-Außenlager Helmbrechts

Vor 75 Jahren, am 13. April 1945, begann in der Kleinstadt Helmbrechts der Todesmarsch von 1.170 Frauen aus dem KZ-Außenlager. Nur 350 Frauen überlebten den Weg. Zur Erinnerung legten Ehrenamtliche eine Blumenschale auf dem Helmbrechtser Friedhof ab.

Nur 350 von fast 1.200 Frauen überlebten den rund 200 Kilometer langen Weg nach Volary (Wallern) in Südböhmen. Der Großteil verhungerte unterwegs, brach entkräftet zusammen oder wurde von den SS-Aufseherinnen und -Aufsehern erschlagen oder erschossen. Die für Ostermontag geplante Gedenkfeier anlässlich des 75. Jahrestages des Todesmarsches musste zwar ausfallen – doch zur Erinnerung an die KZ-Häftlinge legten Ehrenamtliche vom "Verein gegen das Vergessen" zusammen mit Bürgermeister Stefan Pöhlmann eine Blumenschale am Gedenkstein auf dem Helmbrechtser Friedhof ab.

Todesmarsch ist gut erforscht

Kurz vor Kriegsende trieb die SS in ganz Deutschland KZ-Häftlinge durchs Land. "Der Todesmarsch von Helmbrechts, wo ein Außenlager des KZ Flossenbürg war, gilt als einer der am besten erforschten", so Nanne Wienands vom "Verein gegen das Vergessen". Im BR-Gespräch verweist sie vor allem auf die intensive Archiv-Arbeit des Helmbrechtsers Klaus Rauh seit den 80er Jahren hin und auf die sogenannte "Robinson-Liste". Der US-Amerikaner Bernard Robinson hatte akribisch die Namen der Zwangsarbeiterinnen und jüdischen Häftlinge im KZ-Außenlager Helmbrechts zusammengetragen – seine Ehefrau Amalie Mary Reichmann hatte den Todesmarsch überlebt.

Helmbrechts als Frauen-Außenlager

Das KZ Helmbrechts wurde 1944 als Frauen-Außenlager für das KZ Flossenbürg errichtet. Die Häftlinge mussten in Helmbrechts für die Nürnberger Rüstungsfabrik Neumayer arbeiten. Der aus Baden-Württemberg stammende Lagerkommandant Alois Dürr wurde 1962 verhaftet, nachdem ihn eine frühere KZ-Gefangene zufällig auf einem Zeitungsfoto als Feuerwehr-Kommandant wiedererkannt hatte. Das Landgericht Hof verurteilte den Lagerkommandant 1969 wegen gemeinschaftlich begangenen fünffachen Mordes zu lebenslanger Haft - zehn Jahre später wurde Dörr allerdings begnadigt.

Gedenkstätte "Langer Gang"

Neben dem Gedenkstein auf dem Helmbrechtser Friedhof erinnert die Gedenkstätte "Langer Gang" in Schwarzenbach an der Saale an das Martyrium der Frauen. Schwarzenbach war die erste Station des Todesmarschs, in der kalten Nacht vom 13. auf den 14. April 1945 mussten die KZ-Häftlinge im Freien schlafen, sechs von ihnen starben damals, so Nanne Wienands. Der "Verein gegen das Vergessen" hat 2019 ein Buch über das Frauen-KZ Helmbrechts und den Todesmarsch von Helmbrechts nach Volary in Tschechien veröffentlicht. In der südböhmischen Stadt Volary (Wallern) wurden die Frauen am 4. Mai 1945 von der US-Armee befreit – allerdings starben rund 100 von ihnen kurz danach, sie wurden auf dem dortigen Friedhof bestattet.

Museum derzeit geschlossen

Die Gedenkstätte "Langer Gang" in Schwarzenbach an der Saale kann nach Aufhebung der coronabedingten Ausgangsbeschränkungen wieder besucht werden. Das kleine Museum in der Nähe des Bahnhofs ist jeden ersten Sonntag im Monat sowie nach Vereinbarung geöffnet.

© BR/ Annerose Zuber

Derzeit ist das Museum "Langer Gang" in Helmbrechts coronabedingt geschlossen.

Pressebericht


Besuch in der Gedenkstätte Langer Gang 

Die Bilder Zeigen
 

- einen Blick durch das Fenster auf ein Werk von Professor Klaus Schröter aus Münchberg



- einen Teil der Besuchergruppe

Mirjam Drechsel hatte als stellvertretende Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes Hof-Land im Rahmen der Reihe "Termine für Frauen" zu einem Besuch in die Schwarzenbacher Gedenkstätte "Langer Gang" eingeladen. Wie interessant so ein Besuch ist, zeigte sich auch darin, dass eine ganze Reihe von Männern teilnahmen; unter ihnen MdL Klaus Adelt und Volker Seidel, Geschäftsführer der Gewerkschaft IG Metall Ostoberfranken. Regina Scholz vom "Verein gegen das Vergessen e. V." begleitete die Gruppe in der Gedenkstätte und erklärte die historischen Begebenheiten vom April 1945 sowie die Ausgestaltung des Gebäudes "Langer Gang" mit Kunstwerken von Ludwig Mertel, Udo Rödel, Professor Klaus Schröter und Dietrich Kelterer. Die Absicht von Mirjam Drechsel, den Frauen ein Gesicht zu geben, die im Konzentrationslager Helmbrechts als Arbeitshäftlinge Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie verrichten mussten, gelang gut an diesem Nachmittag.

Mirjam Drechsel schrieb nach dem Besuch ihre Gedanken auf:
"... ich bin eigentlich kalte Temperaturen gewöhnt. Aber mich hat es heute in Schwarzenbach an der Saale gefroren, obwohl ich eine Allwetterjacke trug. Wie mögen sich die Frauen gefühlt haben, die zu Fuß unterwegs waren, getrieben wie Vieh, und völlig entkräftet hier ihr erstes Etappenziel erreichten? Ohne Nahrung, Kleidung und Medikamente hatte man sie unter grausamer Bewachung auf diesen Marsch geschickt, als klar war, dass die näher rückenden amerikanischen Truppen die Greueltaten der Nazis entdecken würden, räumte der Kommandant Alois Dörr das Lager Helmbrechts. Etwa sechzig todkranke und nicht mehr marschfähige Frauen ließ er auf einem Fuhrwerk transportieren. Sechs von ihnen starben in dieser Nacht in Schwarzenbach, zehn der marschierenden Frauen wurden auf dem Weg von Helmbrechts nach Schwarzenbach erschossen oder erschlagen. 75 Jahre ist es her, genau geschah es am 13. Arpil 1945, dass der Zug von 1170 Frauen in zwei Marschblöcken das KZ Helmbrechts verließ. Der Gewalt der Wachmänner und Bewacherinnen waren sie vollkommen ausgeliefert. Erst drei Wochen später wurden die überlebenden Frauen in Volary in Tschechien von amerikanischen Soldaten befreit.
In der Gedenkstätte "Langer Gang" hört man aus den Lautsprechern eine Frauenstimme, monoton spricht sie die vielen Namen der Häftlingsfrauen. Dazwischen die Berichte einer der überlebenden Frauen, grausam im Inhalt, aber gefasst und respektvoll in der Stimme spricht sie von unfassbaren Vorfällen. Tageslicht und einzelne Sonnenstrahlen fallen in den Raum, der vor etwa zwanzig Jahren vom Verein gegen das Vergessen e. V. mit Hilfe einiger Zuschussgeber saniert wurde. Einer der Künstler, die den einzigen Raum der Gedenkstätte mit ausgestalteten, war Professor Klaus Schröter, mein Mentor. Seine Bilder sollten als Mahnmal wirken. Und so spürte ich an diesem emotionsgeladenen Nachmittag die Kälte. Ich danke allen Besucherinnen und Besuchern für die Begleitung, und dem Verein für den Einsatz gegen das Vergessen."

Regina Scholz lud abschließend alle Besucherinnen und Besucher ein zur Gedenkveranstaltung in Helmbrechts am 13. April 2020 um 17 Uhr an der Friedhofskapelle.

 

 27.01.2020

Pressebericht
Schicksale in Auschwitz

Der 75. Jahrestag der Befreiung des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz mit den 39 Nebenlagern stand im Mittelpunkt des ökumenischen Gedenkgottesdienstes in der St. Gumbertuskirche in Schwarzenbach/Saale. Die Soldaten der Roten Armee haben das Lager im strengen Winter 1945 befreit.
"Wir beginnen mit Schweigen". Mit diesen Worten beginnt die Stunde des Gedenkens am Tag der Opfer des Nationalsozialismus alljährlich.  Das Schweigen zu Beginn des Gottesdienstes drückte die große Betroffenheit über den industriellen Mord an insgesamt über sechs Millionen Menschen aus, den die Nationalsozialisten akribisch geplant und durchgeführt haben, und der möglich wurde durch die Gleichgültigkeit derer, die sich nicht gefährden wollten.
Vier junge Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Schule-Mittelschule in Schwarzenbach/Saale gingen auf das Schicksal von zwei Frauen und zwei Männern ein, die in Auschwitz inhaftiert waren.
Karel Stojka wurde als elfjähriger Junge von den Nazis verhaftet und nach Auschwitz gebracht. Er überlebte, sein jüngerer Bruder verhungerte. Erst 1985 begann Stojka, die Bilder zu malen, die in seinem Gedächntnis eingegraben waren und seine Erlebnisse dokumentierten. Weltweite Ausstellungen folgten. Er starb im Jahr 2003 in Wien.
Edith Frank, die Mutter von Margot und Anne Frank, grub sich heimlich unter der Wand der Krankenbaracke durch, um ihre Töchter mit geklauter Nahrung zu versorgen. Sie starb am 6. Januar 1945.
Walter Rosenberg gelang mit einem Freund zusammen die Flucht aus Auschwitz, tage- und nächtelang hatten sie sich unter einem Holzhaufen versteckt. Seine Berichte wurden von der Öffentlichkeit nicht für möglich gehalten, so grausam beschrieb er seine Erlebnisse. Nach dem Krieg nannte er sich Rudolf Vrba, er studierte in Prag und lehrte schließlich als Professor an einer Universität in Kanada.
Else Ury war die Autorin aller Nesthäkchen-Bücher. Weil sie Jüdin war, verschleppte man sie im Viehwaggon nach Auschwitz. Ihr Leben und Sterben wird in dem Buch "Nesthäkchen kommt ins KZ" eindrucksvoll beschrieben.
Auch an die Kinder in Auschwitz wurde gedacht. Die fünfte Schülerin hatte diese schwere Aufgabe übernommen:

"Insgesamt wurden mindestens 232.000 Säuglinge sowie Kinder und Jugendliche im Alter von ein bis 17 Jahren nach Auschwitz verschleppt. 216.000 waren Juden, 11.000 Sinti und Roma. Viele von ihnen waren Waisenkinder – denken Sie an den polnischen Arzt Janusz Korczak, der mit den Kindern aus seinem Kinderheim ins Gas ging.
Es sind auch Kinder in Auschwitz geboren worden. Die Bedingungen waren unvorstellbar grausam. Die älteren Kinder  waren von Eltern und Geschwistern getrennt worden, sie hatten sie weggehen oder sterben sehen. Sie vertrauten niemandem, waren voller Angst, sie hörten auf zu sprechen, sie waren vollkommen allein der Willkür ausgeliefert. Sie waren die Schwächsten im Lager und auf Hilfe durch Erwachsene angewiesen, die selbst nur schlecht zurecht kamen.
Die Kinder machten sich nach Möglichkeit unsichtbar. Die eintätowierte Häftlingsnummer ist mitgewachsen.
Nur wenige Kinder haben Auschwitz überlebt. Manche der Kinder, die überlebten, kannten weder ihr Alter noch ihren Namen, sie sprachen ein Gemisch aus mehreren Sprachen, kannten kein Spiel. Viele Kinder, vor allem auch Zwillinge, wurden für medizinische Experimente missbraucht. Die meisten haben Auschwitz nicht überlebt. Wer überlebte, war fürs Leben gezeichnet."

Pfarrerin Annett Treuner und Pfarrer Dieter Georg Jung begleiteten den Gottesdienst, der von zahlreichen Gemeindemitgliedern der evangelischen und der katholischen  Kirchengemeinden gestaltet wurde. Das Schwarzenbacher Klezmer-Ensemble gab einen würdevollen musikalischen Rahmen mit Christine Pickert-Martschin am Klavier, Gisela Schildbach mit Gesang und Klarinette und Manfred Martschin mit dem Akkordeon. Die Lieder des Gottesdienstes begleitete Christine Pickert-Martschin an der Orgel.

Das Bild zeigt einen der vielen Koffer.





Die Bilder zeigen
- die Gräberreihe mit dem Blumengruß der VVN/BdA Kreisvereinigung Hof/Wunsiedel;
- Nanne Wienands bei der Ansprache.



Pressebericht
Gedenken auf dem Friedhof in Schwarzenbach/Saale

Im Anschluss an den ökumenischen Gottesdienst in Schwarzenbach/Saale am 27. Januar 2020 kamen am Gräberfeld der Opfer des Nationalsozialismus auf dem Schwarzenbacher Friedhof zahlreiche Besucher  zusammen. Hier haben sechs Frauen des Todesmarsches aus Helmbrechts ihre letzte Ruhestätte gefunden, aber auch einige Zwangsarbeiter und Bürger aus Schwarzenbach, die nach ihrer Rückkehr aus einem Konzentrationslager an den Folgen der Haft starben.
Nanne Wienands als Vertreterin der VVN-BdA Hof/Wunsiedel war anzumerken, dass es die aktuellen Ereignisse der letzten Tage und Wochen waren, die sie bewegten. "Die mediale Aufmerksamkeit für den 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz müsste zwei Wochen andauern. Dann wäre ungefähr die Zeitspanne erreicht, die die Rote Armee brauchte, um die etwa 6000 Überlebenden des Konzentrationslager Auschwitz einigermaßen zu versorgen."
Wienands zählte einige Ereignisse auf, die sich in den vergangenen Tagen ereignet hatten. Dabei nannte sie die Besonderheiten bei der Ansprache von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel genauso wie die Auflösung der rechtsextremen Gruppe "Combat 18" durch  Bundesinnenminister Horst Seehofer. Auch die drohende Rücknahme der Gemeinnützigkeit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten durch die Finanzbehörden fand eine Bemerkung - "antifaschistische Arbeit ist in höchstem Maße von Nutzen für die Allgemeinheit und deshalb ohne Zweifel gemeinnützig", meinte sie. Sie verwies darauf, dass die Ehrenvorsitzende der VVN-BdA, die 95jährige Überlebende von Auschwitz Esther Bejarano, dazu klar Stellung genommen habe. Bejarano ist mehrfach für ihr Engagement ausgezeichnet worden, u. a. mit dem Großen Bundesverdienstkreuz.
Ein weiterer erwähnenswerter Punkt für Wienands war es, auf Abschiebungen aufmerksam zu machen: "Die Innenminister der Länder sind auch verantwortlich für die immer noch stattfindenden Abschiebungen nach Afghanistan, für das Ertrinken von Menschen im Mittelmeer und die schrecklichen Flüchtlingslager diesseits und jenseits des Mittelmeers. Damit erfüllt man Forderungen der AfD nach weniger Flüchtlingen; diese wiederum macht sich das als Erfolg zunutze!"
Wienands erwähnte den Gerichtsprozess in Hof gegen eine Holocaustleugnerin genauso wie die Diskussion im Bayerischen Landtag über den besseren Schutz von Kommunalpolitikern gegen rechtsradikale Angriffe. Auch dass in einem Getränkemarkt in Südthüringen "Reichsbier" erfolgreich zum Kauf angeboten wurde, den Kasten zu 18,88 Euro und ausgestattet mit eindeutigen Symbolen, gehörte in diese Rubrik.

"Wenn wir heute hier an die Opfer des Faschismus denken, sollten wir auch alle diese viel jüngeren Ereignisse nicht aus den Augen verlieren. Nach 75 Jahren leben wir immer noch nicht nazifrei," lautete ihr eindringlicher Appell.

Werner Bußler

Auf dem Friedhof in Helmbrechts fand am Jahrestag der Pogromnacht eine Gedenkstunde statt. Unser Bild zeigt (von links): Hartmut Hendrich, Regina Scholz, Nanne Wienands, Klaus Rauh, Robert Geigenmüller, Ramona Kaiser und Alfred Rauh. Foto: Werner Bußler  

Helmbrechts - Der 9. November 1938 gehört zu den traurigsten Tagen der deutschen Geschichte. Seinerzeit mobilisierte Reichspropagandaminister Goebbels Schergen der SA, 191 Synagogen im ganzen Land anzuzünden und weitere 76 jüdische Gotteshäuser zu demolieren. Die Täter plünderten und zerstörten Geschäfte und Einrichtungen, die Bürger jüdischen Glaubens gehörten. 20 000 Menschen verschleppten die Nazis in Konzentrationslager, viele fanden den Tod. Seit auf dem Helmbrechtser Friedhof ein Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer des KZ-Außenlagers aufgestellt ist, finden hier zweimal jährlich Gedenkstunden statt - am Jahrestag des Todesmarsches vom 13. April 1945 und am 9. November, wenn sich die Pogromnacht jährt.

Neues vom Heimatforscher Klaus Rauh

Klaus Rauh aus Helmbrechts hat schon vor Jahren eine vielbeachtete Facharbeit über das KZ-Außenlager Helmbrechts verfasst. Diese Dokumentation dient als Basis für ein Buch, das in den nächsten Wochen erscheinen soll. Dazu hat Klaus Rauh seine Abhandlung deutlich erweitert, ergänzt und in Archiven recherchiert, die erst nach der Grenzöffnung zugänglich waren und zu neuen Erkenntnissen geführt haben. Im Rahmen der Gedenkfeier sagte er: "Mit diesem Buch sollen nachfolgende Generationen erfahren, was im Jahr 1945 und vorher geschehen ist. Das sei umso wichtiger, weil es immer weniger Zeitzeugen gibt.

Mit dabei waren in diesem Jahr zweiter Bürgermeister Robert Geigenmüller, Pfarrerin Ramona Kaiser sowie Regina Scholz, Nanne Wienands und Helmut Hendrich vom Verein gegen das Vergessen, den Initiativen gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten. Als Bürger der Stadt, die lokale Ereignisse für die Nachwelt festgehalten haben, beteiligten sich Alfred Rauh und Klaus Rauh.

Helmut Hendrich bedauerte, dass heute viele Menschen die Ära des Nationalsozialismus ausblenden und der Rechtspopulismus zunimmt: "Diesem Trend gilt es in der Öffentlichkeit etwas entgegenzusetzen." Nanne Wienands sieht aber Hoffnung für die Zukunft. Es mache Mut zu sehen, wie sich junge Leute rund um die Anne-Frank-Ausstellung in Selbitz engagiert haben. "Hier entsteht eine Haltung, die wir nur begrüßen können." Für Robert Geigenmüller ist es unverständlich, dass manche Bürger die schrecklichen Ereignisse zwischen 1933 und 1945 vergessen wollen oder bagatellisieren. Die Kirche sei sich ihrer Verantwortung beim Thema Fremdenhass bewusst, betonte Ramona Kaiser.

 Nanne Wienands teilte noch mit, dass die rechtsextreme Gruppierung "Der dritte Weg" am 17. November wieder einen Aufmarsch in Wunsiedel plant. Hier möchte man mit Friedensgebeten und Gegenveranstaltungen deutlich Flagge für die Demokratie zeigen. "Wer sich beteiligen möchte, ist eingeladen." Los geht es um 17 Uhr auf dem Wunsiedler Marktplatz.

Amtsblatt Bericht 3.05.2019

von Nanne Wienands

 

Frankenpostbericht vom 26.04.2019

Autor: Alexander Wunner

Das Buch

Das Frauenkonzentrations- und Außenlager Helmbrechts

Der Todesmarsch von Helmbrechts nach Volary CZ/Wallern

Es kostet zehn Euro.

 

Gedenkveranstaltung für die Opfer  des Frauenkonzentrationslagers Flossenbürg –

Außenlager  Helmbrechts und des Todesmarsches nach Volary CZ

13.04.2019

 

 

 Der Landesverband Bayern der Partei DIE LINKE

vergibt zum 3 Mal den Klaus Bruno Engelhardt Preis um damit herausragende Leistungen, im Kampf gegen Antisemitismus, Neonazismus und Rassismus zu würdigen. Diesjährigen Preisträger waren wir vom "Verein gegen das Vergessen" Übergabe in den Räumen der Diakonie am Campus.

13.03.2019

Bei der DGB Frauentagsveranstaltung kamen bei der Sammlung 210€ zusammen. Diese wurden dem „Verein gegen das Vergessen„ übergeben.

 

 

 

 

 

 Auf dem Friedhof in Helmbrechts fand am Jahrestag der Pogromnacht eine Gedenkstunde statt. Unser Bild zeigt (von links): Hartmut Hendrich, Regina Scholz, Nanne Wienands, Klaus Rauh, Robert Geigenmüller, Ramona Kaiser und Alfred Rauh. Foto: Werner Bußler

Helmbrechts - Der 9. November 1938 gehört zu den traurigsten Tagen der deutschen Geschichte. Seinerzeit mobilisierte Reichspropagandaminister Goebbels Schergen der SA, 191 Synagogen im ganzen Land anzuzünden und weitere 76 jüdische Gotteshäuser zu demolieren. Die Täter plünderten und zerstörten Geschäfte und Einrichtungen, die Bürger jüdischen Glaubens gehörten. 20 000 Menschen verschleppten die Nazis in Konzentrationslager, viele fanden den Tod. Seit auf dem Helmbrechtser Friedhof ein Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer des KZ-Außenlagers aufgestellt ist, finden hier zweimal jährlich Gedenkstunden statt - am Jahrestag des Todesmarsches vom 13. April 1945 und am 9. November, wenn sich die Pogromnacht jährt.

Neues vom Heimatforscher Klaus Rauh

Klaus Rauh aus Helmbrechts hat schon vor Jahren eine vielbeachtete Facharbeit über das KZ-Außenlager Helmbrechts verfasst. Diese Dokumentation dient als Basis für ein Buch, das in den nächsten Wochen erscheinen soll. Dazu hat Klaus Rauh seine Abhandlung deutlich erweitert, ergänzt und in Archiven recherchiert, die erst nach der Grenzöffnung zugänglich waren und zu neuen Erkenntnissen geführt haben. Im Rahmen der Gedenkfeier sagte er: "Mit diesem Buch sollen nachfolgende Generationen erfahren, was im Jahr 1945 und vorher geschehen ist. Das sei umso wichtiger, weil es immer weniger Zeitzeugen gibt.


Mit dabei waren in diesem Jahr zweiter Bürgermeister Robert Geigenmüller, Pfarrerin Ramona Kaiser sowie Regina Scholz, Nanne Wienands und Helmut Hendrich vom Verein gegen das Vergessen, den Initiativen gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten. Als Bürger der Stadt, die lokale Ereignisse für die Nachwelt festgehalten haben, beteiligten sich Alfred Rauh und Klaus Rauh.

Helmut Hendrich bedauerte, dass heute viele Menschen die Ära des Nationalsozialismus ausblenden und der Rechtspopulismus zunimmt: "Diesem Trend gilt es in der Öffentlichkeit etwas entgegenzusetzen." Nanne Wienands sieht aber Hoffnung für die Zukunft. Es mache Mut zu sehen, wie sich junge Leute rund um die Anne-Frank-Ausstellung in Selbitz engagiert haben. "Hier entsteht eine Haltung, die wir nur begrüßen können." Für Robert Geigenmüller ist es unverständlich, dass manche Bürger die schrecklichen Ereignisse zwischen 1933 und 1945 vergessen wollen oder bagatellisieren. Die Kirche sei sich ihrer Verantwortung beim Thema Fremdenhass bewusst, betonte Ramona Kaiser.

Nanne Wienands teilte noch mit, dass die rechtsextreme Gruppierung "Der dritte Weg" am 17. November wieder einen Aufmarsch in Wunsiedel plant. Hier möchte man mit Friedensgebeten und Gegenveranstaltungen deutlich Flagge für die Demokratie zeigen. "Wer sich beteiligen möchte, ist eingeladen." Los geht es um 17 Uhr auf dem Wunsiedler Marktplatz.

 

 

 

in Schwarzenbach im Schulhof der Geschwister-Scholl-Mittelschule blühen die weißen Rosen.

 Dank geht nochmals an alle, die sich an der Realisierung dieser Idee beteiligt haben.

 

 

Verein gegen das Vergessen e. V.

Fichtelgebirge

Veröffentlicht  am:
18. 05. 2018 

Rainer Maier

 

Der lebenslange Kampf des Ernst Grube

 

In Wunsiedel spricht der Überlebende des Holocausts über seinen Einsatz für Toleranz. Er muss auch nach dem Krieg noch Verfolgung aushalten.

 

 

Ernst Grube überlebte die Judenverfolgung im Dritten Reich, hatte es aber als Kommunist auch im Nachkriegs-Bayern nicht leicht. Foto: Rainer Maier  

Wunsiedel - Er hat sein Leben lang gekämpft: Erst ums blanke Überleben als jüdisches Kind in der Nazi-Zeit, dann um seine kommunistischen Ideale im konservativen Nachkriegs-Bayern, immer gegen Rassismus und Krieg, gegen Intoleranz und Militarismus. Ernst Grube hat Rückschläge erlitten, aufgegeben hat er nie. Im Wunsiedler Mehrgenerationenhaus berichtete der 85-Jährige am Donnerstagabend aus seinem Leben.

Ein Dokumentarfilm über Grube steht am Anfang der Veranstaltung. Die ersten Bilder zeigen die Münchner Herzog-Max-Straße, in der sein Elternhaus stand. Und die Synagoge der Landeshauptstadt. Im Juni 1938 wird sie auf direkten Befehl von Adolf Hitler abgerissen. Die Juden in der Umgebung bekommen Räumungsbefehle. Grube hat eine jüdische Mutter. Der Vater, ein Malermeister, ist kein Jude, aber Kommunist. Die drei Kinder werden in ein Heim gesteckt. Hier kommt Grube erstmals intensiv mit dem jüdischen Glauben in Kontakt. Und mit den Repressalien der Nazis gegen diese Volksgruppe. Der Junge muss den gelben Judenstern tragen.

Nach und nach werden die anderen Kinder abtransportiert - in den Tod, wie sich später herausstellt. Ernst Grube, sein Bruder Werner und die Schwester Ruth bleiben zurück. Im Barackenlager des Judenghettos Milbertshofen warten sie auf ihren Transport. "Das war ein Ort des Terrors, ein Ort der Verfolgung", sagt Grube. "Es war die brutalste Nazi-Maßnahme in der Stadt München, sichtbar für alle Einwohner. Doch die Bevölkerung hat mitgemacht."

Im Februar 1945 wird Grubes Mutter mit den drei Kindern ins Ghetto Theresienstadt deportiert. 154 000 Juden aus ganz Europa werden hierher gebracht. Als die Rote Armee das Lager am 8. Mai 1945 befreit, sind noch knapp 17 000 am Leben, darunter die Grubes. Ernst Grube sagt: "Ich werde bis an mein Lebensende diese Verbundenheit mit der Roten Armee für diese Rettung der Menschheit im Herzen behalten."

Wie sein Vater, bei dem er Maler lernt, wird der junge Münchner Kommunist. Er verehrt die Widerstandskämpfer der Stadt, tritt in die Gewerkschaft ein, engagiert sich politisch, demonstriert gegen die Wiederaufrüstung. Immer wieder eckt Ernst Grube an, landet nach einer Demonstration wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt für sieben Monate im Gefängnis. Er arbeitet bei der Friedensbewegung mit, stößt die Idee der Ostermärsche gegen Militarismus an und erntet erneut eine Gefängnisstrafe: zwölf Monate wegen Staatsgefährdung.

Neben seinem Malerbetrieb, den er vom Vater übernommen hat, wird er Fachlehrer an der Berufsschule. Das Abitur hat er in Abendkursen nachgemacht. 1972 trifft ihn der Radikalenerlass der deutschen Ministerpräsidenten: Grube, seit 1968 KPD-Mitglied, bekommt ein Berufsverbot. Doch er lässt sich nicht unterkriegen. Mit bewundernswerter Kraft engagiert er sich: für ein Denkmal für die Münchner Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, für den Bau eines NS-Dokumentationszentrums in der Stadt, für eine internationale Jugendbegegnungsstätte am ehemaligen Konzentrationslager Dachau. In der Gedenkstättenstiftung Dachau/Flossenbürg des bayerischen Kultusministeriums sitzt er erst im Kuratorium, wird dann sogar Vorsitzender.

Während der gesamten Zeit wird Ernst Grube vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet. Es heißt, er nutze seine Auftritte als Zeitzeuge der Judenverfolgung nur, "um politisch subversiv zu wirken". Innenminister Joachim Herrmann würdigt Grubes Verdienste für die Allgemeinheit, schränkt aber ein: "Der ist Kommunist, deswegen wird er weiter beobachtet."

Ernst Grube ficht das nicht an. Er geht - von vielen bekannten Persönlichkeiten und Organisationen unterstützt - weiter seinen Weg der Toleranz, kämpft gegen Rassismus: "Das ist für mich entscheidend. Antisemitismus ist Rassismus. Aber wenn das Gleiche gegen Moslems passiert, muss ich es auch anprangern."

Hat er, fragt ein Zuhörer, bei all diesen Rückschlägen im Nachkriegs-Deutschland nie daran gedacht, auszuwandern? Nein, sagt Grube. "Ein Aufgeben hat es für mich nicht gegeben." Und: "Ich war immer ein Befürworter dieses Staates, der sich ein Grundgesetz gegeben hat, in dem eine Wiederkehr rassistischer Gedanken nicht zugelassen wird." Durch und durch Demokrat sei er, sagt Grube. Und durch und durch Pazifist.

Nanne Wienands, die die Veranstaltung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Hof-Wunsiedel moderiert, weist darauf hin, dass, während man hier Erinnerungsarbeit mache, gleichzeitig anderswo absolutes Unrecht stattfinde. Menschen würden abgeschoben in Kriegsgebiete. Ernst Grubes Frau Helga, die ihren Mann nach Wunsiedel begleitet hat, pflichtet Wienands bei: "Was da passiert, ist schizophren und wahnsinnig."

In Regensburg, wo Helga und Ernst Grube heute leben, engagieren sich die beiden für Flüchtlinge. Über CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindts Äußerung von der "Anti-Abschiebe-Industrie" haben sie sich sehr geärgert, fühlen sich aber andererseits auch bestätigt: "Das zeigt, wie wichtig unsere Arbeit in dieser Richtung war." Die Grubes rufen in Wunsiedel auf, alle rechtlichen Möglichkeiten für die Flüchtlinge in Deutschland zu nutzen. Im Publikum sitzen viele Mitglieder von Helferkreisen im Fichtelgebirge. Alle nicken.

Ernst Grube sagt, er verknüpfe sein lebenslanges Engagement gegen Krieg und Aufrüstung jetzt konkret auch mit der Lage der Geflüchteten. Und eine Frau aus dem Publikum schildert, wie bei ihr beim Ansehen der Bilder von der Judenverfolgung im Kopf "ein zweiter Film abläuft". Sie sehe die Bilder der Polizeihundertschaften, die die Abschiebung einer jungen Flüchtlingsfrau mit ihrem Säugling erzwingen. "Es wird wieder mit Unmenschlichkeiten gearbeitet", sagt sie.

 

Münchberg

Pressemitteilung

Veröffentlicht  am:
16. 04. 2018

Werner Bußler

 

Opfer von damals mahnen bis heute zum Frieden

Eine Feierstunde in Helmbrechts erinnerte an die Opfer des Todesmarsches nach Volary. Versöhnung und Frieden sind weiter wichtige Themen.

Das gemeinsam gesungene Lied "Und wieder blüht der Mandelbaum" stimmten Gerd Koppitz, Reinhard Flessa, Oliver Geipel und Thomas Berthold (von links) an. Foto: Bußler  

Helmbrechts - Am 13. April 1945 wurden vom hiesigen KZ-Außenlager 1175 Mädchen und Frauen jüdischen Glaubens nach Volary getrieben - daran erinnert jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung in der Helmbrechtser Friedhofshalle und am Mahnmal. Frauen, die aufgrund der Erschöpfung Schwächen zeigten, erschossen die NS-Schergen auch schon mal kaltblütig. Mit der Erinnerungsstunde, sagte Pfarrer Thomas Berthold bei der Feier am Freitag, wolle man ein Zeichen der Versöhnung und Mahnung setzen und ein Signal für Frieden und Gerechtigkeit geben. Die evangelische Kirchengemeinde, die Stadt Helmbrechts sowie die Vereine "Gegen das Vergessen", "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten" und die Initiative gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit richten die Veranstaltung aus.

Die Ereignisse vor 73 Jahren scheinen aus heutiger Sicht unfassbar, sagte zweiter Bürgermeister Robert Geigenmüller. Jeder müsse sich fragen, auf welcher Seite er damals vielleicht selbst gestanden hätte. Ausblenden dürfe man die Jahre des sogenannten Dritten Reiches keinesfalls: "Es gibt Leute, die heute nichts mehr von den Gräueln wissen wollen. Gerade jenen, die es nicht hören wollen, muss man immer wieder deutlich machen, was damals passiert ist. Das ist unsere heilige Pflicht." Lichtblicke sind für ihn Menschen, die gegen die Ignoranz arbeiten und sich gegen bedenkliche und einfache politische Parolen stemmen. Eine weitere positive Sache sei die gute Beziehung zwischen Volary und Helmbrechts. Er selbst habe bei einem Besuch in der polnischen Gemeinde eine selten so gut empfundene Gastfreundschaft erlebt. Er riet: "Schauen Sie sich in Volary die Gedenkstätte mal an."

Wachsam zu bleiben und die Erinnerung an die schlimme Zeit des 20. Jahrhunderts nicht enden zu lassen, dazu forderte auch Hartmut Hendrich aus Hof auf. Die Schwelle für Hass und Ausgrenzung sei wieder niedriger geworden, Rufe nach Abschottung würden immer lauter. Menschen, die vor Terror und Willkür geflohen sind, müsse man in einem Rechtsstaat aber mit Humanität begegnen.

In der Kapelle spielte Gerd Koppitz melancholische Weisen auf der Violine; Pfarrerin Ramona Kaiser zündete für die Opfer des Todesmarsches, deren Namen auf einem Banner stehen, Kerzen an. Am Gedenkstein am Friedhofseingang wurden Kränze niedergelegt. Im Mittelpunkt stand ein Film, der die Lebensgeschichte von Anne Frank erzählte.

 

 

Unterschiedliches Erleben des 13./14. April 1945

Der frühere Bundespräsident Dr. Roman Herzog hat diesem Tag eine Bestimmung gegeben: der 27. Januar ist alljährlich der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Seit vielen Jahren findet aus diesem Grund in Schwarzenbach/Saale ein Gottesdienst statt. Ökumenisch, mit der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde, unter Mitwirkung des Vereins gegen das Vergessen e. V., der VVN-BdA und der Initiative gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit. Die Vorbereitungsgruppe stellte neben den bekannten und beeindruckenden Texten ein Buch von Ursula Nies in den Mittelpunkt. Die Tochter des früheren Lehrers und Rektors Wilhelm Pöhlmann und seiner Frau Anna wird in diesem Jahr 80 Jahre alt. Im Jahr 1945 war sie gerade einmal sieben Jahre alt und ihre Eltern ermöglichten ihr trotz des Krieges eine behütete Kindheit. Fast tagebuchartig beschreibt sie ihre Erlebnisse am 13. und 14. April 1945. Die kindliche Beschreibung mit den Worten von Ursula Nies sprachen

 

 Nathalie Wiener und Lukas Kolb von der Geschwister-Scholl-Mittelschule. Günter Niepel und Nanne Wienands vom Verein gegen das Vergessen stellten diese kindgemäßen Beobachtungen, die Ursula Nies später schriftlich festgehalten hat, den Erlebnissen der fast 1200 Frauen gegenüber, die sich gleichzeitig auf dem Todesmarsch von Helmbrechts über Schwarzenbach/Saale Richtung Rehau befanden. 

Die erschöpften, kranken und hungrigen Frauen mussten wochenlang im Freien übernachten. Sie hatten und bekamen keinen Schutz, keine warme Kleidung, keine Schuhe, nichts zu essen, keine Aussicht auf eine Veränderung ihrer Situation. Sie lebten von einem Moment zum nächsten, der Willkür der Bewacher ausgesetzt. Sie wussten nicht, was geschehen würde, und wie lange sie noch leben würden. Sie waren schlaflos; sie hörten die Kriegsgeräusche und hofften auf die Befreiung. Gegen den Hunger erzählten sie sich Kochrezepte, und gegen die Sehnsucht erzählten sie sich Geschichten von früher; von ihren Kindern, ihren Familien, von ihrer Heimat. "Gegen die Schmerzen gab es keine Worte."
Für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes sorgte das Klezmer-Ensemble mit Gisela Schildbachs Gesang und Klarinettenspiel, Manfred Martschin mit dem Akkordeon, Stefan Ganzmüller am Kontrabass und Christine Pickert-Martschin am Klavier.

Im Anschluss an den Gottesdienst traf man sich auf dem Friedhof bei den Gräbern der Frauen, die damals in Schwarzenbach/Saale gestorben waren. Die Gräber befinden sich in einer Reihe mit denen gestorbener Zwangsarbeitern und Männern, die nach KZ-Haft verstorben sind. Nanne Wienands wiederholte die Opferzahlen, die die Nazi-Herrschaft verursacht hatte. Millionen Menschen unterschiedlichen Glaubens, unterschiedlicher Herkunft und Prägung sind damals ermordet worden, vorsätzlich und mit grausamen Methoden. Aber sie erinnerte auch an das Schicksal der Menschen, die heute auf der Flucht sind. Von den weltweit derzeit 60 Millionen flüchtenden Menschen ausgehend berichtete sie von dem Einzelschicksal eines jungen Mannes aus Hof, und sie bat um Hilfe "Wir haben da auch etwas gut zu machen." Ihr Dank galt allen Besuchern, Mitwirkenden, Ideengebern und Musikern, sowie Pfarrerin Annett Treuner und Pfarrer Dieter Jung, die beide Veranstaltungen begleitet hatten.

 

Pressemitteilung

Veröffentlicht Frankenpost am:
09. 11. 2017
20:57 Uhr

Werner Bußler

Münchberg

Die Pflicht zum Gedenken

Ein Signal für Frieden und Verständigung: Kränze erinnern am Mahnmal in Helmbrechts wieder an den Todesmarsch und an die Pogromnacht 1938.

Helmbrechts - Am Eingang des Helmbrechtser Friedhofs erinnert ein steinernes Mahnmal an das schrecklichste Kapitel der Stadtgeschichte, nämlich den Todesmarsch jüdischer Frauen nach Volary, der am 13. April 1945 begonnen hatte. Zweimal im Jahr finden hier Gedenkfeiern statt: am Jahrestag des Marsches und am 9. November zur Erinnerung an die Pogromnacht im Jahr 1938, als in vielen Städten NS-Schergen Synagogen in Flammen aufgehen ließen und Geschäfte demolierten, die Bürger jüdischen Glaubens gehörten. 20 000 Menschen verschleppten die Helfer der Nazis in Konzentrationslager, nicht wenige wurden getötet. Politik, Kirchengemeinde und Gedenkinitiativen erinnern jährlich mit Kranzniederlegungen an diese Gräueltaten in der "Reichskristallnacht", wie sie von den Nationalsozialisten genannt wurde.

Die Aufgabe, an die Schreckensherrschaft der Nazis zu erinnern, werde nie vorbei sein. Es sei geradezu eine Verpflichtung, das schlimme Geschehen der jungen Generation vor Augen zu führen und deutlich zu machen, wozu Intoleranz und Menschenverachtung führen können. Darin waren sich Bürgermeister Stefan Pöhlmann, Pfarrer Thomas Berthold und Regina Scholz einig. Scholz beteiligte sich als Vertreterin der Initiativen "Gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit", "Gegen das Vergessen" sowie namens des "Vereins der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten" an der kleinen Feier. Ebenfalls anwesend waren Klaus Rauh, der sich als Erster in einer vielbeachteten Seminararbeit, die er ständig erweitert, ausführlich mit dem Todesmarsch befasst hat, und sein Vater Alfred Rauh, ein profunder Kenner der Helmbrechtser Historie.

Alle Teilnehmer betonten unisono, es sei mehr denn je notwendig, mit deutlichen Signalen für Frieden und Verständigung zu werben. Regina Scholz machte darauf aufmerksam, dass in einigen Tagen wieder "Ewiggestrige" in Wunsiedel marschieren wollen; eine Gegendemonstration sei geplant.

Die Feier in Helmbrechts sollte auch die Botschaft vermitteln, dass die Mehrheit im Lande keine Vorbehalte gegen ein friedliches Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Nationen habe und jegliche ausländerfeindlichen Parolen ablehne. Deshalb würdigten die Vertreter von Stadt, Kirche und Bürgerinitiativen auch jene Personen, die sich nach der furchtbaren Naziherrschaft, oft nicht im Licht der großen Öffentlichkeit, für die Versöhnung zwischen den Völkern engagierten. Als Beispiel nannte Regina Scholz Walter Schlosser, der sich nach dem Krieg für Belange der Frauen, die im Helmbrechtser KZ-Außenlager leiden mussten, eingesetzt hat.

Pressemitteilung

 

IG Metall Ostoberfranken spendet 1.000 € an Verein gegen das Vergessen – Langer Gang – Schwarzenbach/Saale  Größte Beschäftigtenbefragung Deutschlands unterstützt guten Zweck

 

Von links Manfred Möckel, Volker Seidel 1. Bevollmächtigter der IG Metall Ostoberfranken, Günter Niepel 2. Vorsitzender im Verein gegen das Vergessen, Nanne Wienands, Gabriela Möckel, Randolph Öchslein Mitglied im IG Metall Ortsvorstand.

 

 

Manfred Möckel, Nanne Wienands und Gabriela Möckel sind Mitglieder im Vorstand des Vereines gegen das Vergessen

 

 

(Schwarzenbach, 07.09.2017) – Die IG Metall Ostoberfranken hat im Rahmen der bundesweiten Beschäftigtenbefragung "Politik für alle - sicher, gerecht und selbstbestimmt“ 1.000 Euro an den Verein gegen das Vergessen - Langer Gang - Schwarzenbach/Saale  gespendet. Volker Seidel, 1. Bevollmächtigter: „Die Beschäftigten setzen mit ihrer Teilnahme an der Beschäftigtenbefragung ein Zeichen für einen arbeitszeitpolitischen Aufbruch und unterstützen zugleich einen guten Zweck in ihrer Heimatregion.“ 

 

Die IG Metall Ostoberfranken habe sich für den Verein gegen das Vergessen – Langer Gang in Schwarzenbach/Saale entschieden, da hier Geschichte greifbar gemacht wird. „Nur in einer gerechten Gesellschaft können alle Menschen sicher und selbstbestimmt leben. Dafür arbeiten wir als IG Metall und zeigen Solidarität mit jenen, die Unterstützung brauchen“, sagte Volker Seidel. 

 

Insgesamt haben sich bei der IG Metall Ostoberfranken rund 3.000 Beschäftige an der Befragung beteiligt. „Wir möchten mit den 1.000 Euro das vorbildhafte Engagement vom Verein gegen das Vergessen - Langer Gang - in der Region unterstützen“, betonte Volker Seidel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall vor Ort. Insgesamt spendet die IG Metall Ostoberfranken 3.000 Euro an drei Projekte in der Region. Weitere je 1.000 € gehen an die offene Jugendhilfe „Die Gunga e.V.“, Helmbrechts und Kontakt e.V. – Vereinigung für psychosoziale Hilfen in Bayreuth.

 

681.241 Beschäftigte aus gut 7.000 Betrieben hatten sich bundesweit an der IG MetallBefragung 2017 „Politik für alle – sicher, gerecht und selbstbestimmt“ beteiligt. „Unsere Befragung ist ein voller Erfolg. Wir bedanken uns bei allen, die sich beteiligt und dieses Mammutprojekt möglich gemacht haben“, sagte Volker Seidel, 1. Bevollmächtigter. „Die überwältigende Beteiligung zeigt: Die Menschen vertrauen der IG Metall. Nach ihrem Votum richten wir unsere Arbeit aus: betrieblich, tariflich und gesellschaftspolitisch.“

 

Sicherheit und gute Perspektiven in der digitalen Arbeitswelt, eine neue Arbeitsmarktpolitik, Arbeitszeiten, die zum Leben passen, und sichere Renten sind für die Beschäftigten laut Befragungsergebnissen besonders wichtig.

 

Mehr zur Beschäftigtenbefragung 2017 „Politik für alle – sicher, gerecht und selbstbestimmt“

der IG Metall: http://www.befragungsergebnisse-igmetall.de/

 

 

Pressebericht
Tag des offenen Denkmals in der Gedenkstätte "Langer Gang"

"28 Besucher haben am vergangenen Sonntag die Gedenkstätte "Langer Gang" besucht," freut sich Günter Niepel, 2. Vorsitzender des Vereins gegen das Vergessen. Zum Tag des offenen Denkmals war die kleine Gedenkstätte in Schwarzenbach/Saale den ganzen Nachmittag über geöffnet; die vielen Besucher waren zwischen sieben und 85 Jahren alt. "Auffallend war, dass einige Zeitzeugen kamen, die sich an die Frauen aus Helmbrechts noch erinnern konnten," meint Nanne Wienands. Allen Besuchern gleich ist die Betroffenheit, die die Geschichte der etwa 1170 Frauen, die das Konzentrationslager Helmbrechts am 13. April 1945 verlassen mussten, bei ihnen auslöst. In Helmbrechts mussten die Frauen für die Rüstungsindustrie arbeiten. Es gab wenig Nahrung, viele drakonische Strafen, keine ärztliche Hilfe. Ohne winterliche Kleidung, ohne Decken, ohne Schuhe und Nahrung waren die Frauen drei Wochen lang unterwegs, bis sie im heutigen Volary in Tschechien von der amerikanischen Armee befreit wurden. Übernachten mussten sie im Freien. Auch in Schwarzenbach/Saale, der ersten Station nachdem sie Helmbrechts verlassen hatten, mussten die Frauen die Nacht in dem Garten neben der Gedenkstätte verbringen. Aber viele der Frauen erlebten die Befreiung nicht - sie wurden unterwegs umgebracht oder starben an Erschöpfung.
Dass dieser Todesmarsch so gut erforscht ist, verdankt man frühen Forschungsarbeiten u. a. von dem Helmbrechtser Klaus Rauh. Ein sehr genaues und detailliertes Dokument ist die Urteilsbegründung des Hofer Gerichtes zur Verurteilung des Kommandanten Alois Dörr. Einige Überlebende des Todesmarsches hatten ihn angezeigt. Das Urteil lautete "Lebenslänglich"; aber diese Zeit endete für Dörr nach acht Jahren: er wurde begnadigt - von einem alten Freund, der in seinem Amt erneut Karriere gemacht hatte.

Es war an diesem Nachmittag möglich, viele Informationen über diese Art der Erinnerungsarbeit weiterzugeben. Der 1. Vorsitzende des Vereins, Hartmut Hendrich aus Hof, hat neue Schriften zusammengestellt, die Auskunft geben über das Gebäude und die Kunstwerke in der Gedenkstätte. Es wurde herausgefunden, dass das Anwesen in der Denkmalliste des Freistaates Bayern mit folgendem Text eingetragen ist:

 

Stunde der Erinnerung an Janusz Korczak

Wer war Janusz Korczak? Diese Frage stellte Nanne Wienands an den Anfang ihrer Erläuterungen zu diesem außergewöhnlichen Menschen. "Geboren wurde Janusz Korczak 1878 oder 1879 in Warschau; und vor 75 Jahren ist er in den Gaskammern von Treblinka ermordet worden. Dazwischen liegt ein sehr bewegtes Leben," berichtete Wienands, die gemeinsam mit Günter Niepel vom Verein gegen das Vergessen e. V. für den Abend in Schwarzenbach/Saale verantwortlich war.
Korczak entstammte einer jüdischen Familie, er studierte Medizin, kam im Jahre 1901 in Kontakt mit Straßenkindern und nahm Anteil an ihrem Schicksal. Als Feldarzt erlebte er den Russisch-Japanischen Krieg der Jahre 1904 05. Als Kinderarzt besuchte er reiche Familien, die ihn gut bezahlten; mit diesem Geld kaufte er Medizin für die Kinder der armen Leute. Gleichzeitig arbeitete er in einem Kinderkrankenhaus im Warschauer Armenviertel.

Im Jahre 1911 eröffnete er das jüdische Waisenhaus in Warschau. Janusz Korczak war Arzt, fühlte sich aber auch als verantwortlicher Pädagoge. Sein Ziel war es, dass alle Kinder in anständigen Verhältnissen aufwuchsen. Es gab in seinen Heimen saubere Kleider, ausreichend Essen und ein Bett zum Schlafen. Das Waisenhaus wurde von den Kindern selber verwaltet. Er schuf ein Kinderparlament und ein Kameradschaftsgericht, in dem Kinder richten durften. Man konnte zu verschiedenen „Entschuldigungs-Strafen“ verurteilt werden. Alle Kinder mussten an der gemeinsamen Arbeit im Waisenhaus teilnehmen. Die Älteren hatten die Verantwortung für die Jüngeren.

Der Erste Weltkrieg mit all seinen Schrecken, mit seinen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung und vor allem: mit seinen Auswirkungen auf die Kinder beeindruckte und bedrückte ihn sehr. Obwohl er wieder als Divisionsarzt eingesetzt war, ging die Arbeit in den von ihm betreuten Waisenhäusern in seinem Sinn weiter. Die Waisenhäuser waren voller Kriegs- und Sozialwaisen; und Korczak kümmerte sich intensiv um die traumatisierten und einsamen Kinder. Gleichzeitig schrieb er wissenschaftliche Artikel, Kinderbücher und Romane, er studierte, er reiste, er traf Gleichgesinnte, er führte Gespräche, er kümmerte sich um Sponsoren, er lehrte als Dozent der Sonderpädagogik, er arbeitete als Gutachter bei Gericht. Und: er entwickelte seine ganz eigene Pädagogik; das bedeutet, er überlegte, wie er den Kinder gerecht  werden würde, und wie er es ihnen ermöglichen konnte, dass sie ohne elterliche Geborgenheit selbständig werden können und sich zu demokratisch geübten, wertorientierten, zuverlässigen, gebildeten und belastbaren Erwachsenen entwickeln können. Ausgehend von dem Modell einer Kinder-Republik und orientiert an von ihm postulierten Kinderrechten beteiligte er Kinder an Entscheidungen, ließ sie planen und mitsprechen, wenn es um ihren Alltag ging. Janusz Korczak meinte, dass Kinder eigenständige Personen und nicht nur Anhängsel der Erwachsenen seien. „Kinder werden nicht erst zu Menschen, sie sind es schon!“ Kindern fehle nur eines: Erfahrung. Deshalb sollen Erwachsene Kinder an ihren Erfahrung teilnehmen lassen und ihnen den Weg zeigen.

Korczak gab den Kindern als erster Erwachsener eine Stimme. Bereits 1919 forderte er die Erwachsenen auf, Voraussetzungen zu schaffen, dass Kinder frei und ohne Gewalt aufwachsen können. Er schrieb das erste Grundrecht für Kinder. Als Anwalt der Kinder verlangte er vor allen Dingen das Recht auf Achtung. Erst im Jahre 1989 Jahre wurde sein Traum verwirklicht, als die UN-Vollversammlung die UN-Konvention über die Rechte der Kinder verabschiedete.

Kinder haben das Recht auf Achtung.

Das Recht auf liebevolle Zuwendung.

Das Recht auf eigene Erfahrungen.

Das Recht auf ihren Tag.

Das Recht auf seinen eigenen Tod.

Das Recht, an Entscheidungen beteiligt zu werden.

Jedes Kind hat das Recht, so zu sein, wie es ist.

Nachdem die Nazis in Polen einmarschiert waren, wurden Korczak, seine Helferinnen und die Kinder gezwungen, das Waisenhaus zu verlassen und in das „Warschauer Ghetto“ umzusiedeln. Freunde versuchten, ihn zum Fliehen zu überreden, alles war schon geplant. Es gab einen Pass, ein Visum, Fahrkarten... aber umsonst. Korczak weigerte sich, seine Kinder zu verlassen. Am Morgen des 5. August 1942 - genau 75 Jahre vor diesem Abend beim "Verein gegen das Vergessen e. V." hörte man plötzlich laute Schreie im Ghetto „Alle Juden raus!“  An der Spitze des traurigen Zuges von 200 Kindern ging Janusz Korczak mit dem kleinsten Kind auf dem Arm, er ließ die Kinder in dieser Situation nicht allein. Als sie zum „Umschlagplatz“ kamen, warteten schon die leeren Waggons, die sie nach Treblinka in die Gaskammer transportierten.

Das deutsche Vernichtungslager Treblinka befand sich etwa 100 km von Warschau entfernt. Es bestand nur etwa ein Jahr; in dieser Zeit wurden dort etwa eine Million Menschen ermordet und vergraben bzw. verbrannt. Aus Angst vor der Roten Armee wurde das Lager ab Mitte des Jahres 1943 abgebaut. Dazu gehörte auch, dass man die Massengräber wieder öffnete und die bereits verwesten Leichen verbrennen ließ, um die Greueltaten zu vertuschen. Man zwang Gefangene, diese schreckliche Arbeit zu verrichten. Als die Rote Armee im Jahr 1944 tatsächlich zu dem Stück Land kam, das einmal Treblinka war, gab es niemanden mehr, den man befreien konnte.

Diese geschichtlichen Hintergründe waren Voraussetzung, um die Lesung des Schauspielers Peter Kampschulte zu verstehen. Er las einfühlsam aus zwei Büchern die Überlegungen von Korczak selbst: aus "Wie man ein Kind lieben soll" und "Lieben ohne Illusion". Einige Sequenzen aus der Korczak-Biografie von Erich Dauzenroth "Ein Leben für Kinder" gaben preis, wie Korczak von Zeitgenossen wahrgenommen worden war. Den Abschluss der Lesung bildeten einige Seiten aus Korczaks beeindruckendem Kinderbuch "König Hänschen der Erste". Die über vierzig Zuhörerinnen und Zuhörer, die an diesem Abend im Erika-Fuchs-Haus zu Gast waren, dankten mit viel Applaus für den bewegenden Abend. Barbara Sabarth, die Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft aus Bayreuth, hatte ein polnischen Schulbuch mitgebracht, das dem Leben von Korzcak gewidmet war. Es fand ebenso wie die anderen Bücher an diesem Abend noch viel Beachtung.

Abschließend dankten die Veranstalter den Verantwortlichen des Erika-Fuchs-Hauses für den zur Verfügung gestellten Raum, den Mitarbeitern des Bundesprogramms "Demokratie Leben!" für die finanzielle Unterstützung des Abends, Peter Kampschulte für die Lesung und natürlich dem Publikum für die Teilnahme an dieser "Stunde der Erinnerung".

 



Das Bild zeigt Peter Kampschulte mit den Büchern.

nanne wienands

 

 

Presseberichte

 Gedenkgottesdienst in Schwarzenbach/Saale

Unser ehemaliger Bundespräsident Roman Herzog, er ist kürzlich verstorben, hat im Jahr 1996 den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus ins Leben gerufen. Alljährlich am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die russische Armee, erinnert in Schwarzenbach/Saale ein ökumenischer Gottesdienst an diese Zeit - 72 Jahre ist es jetzt her, dass der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. Der "Verein gegen das Vergessen e. V." ist an der Planung und Organisation des Gottesdienstes beteiligt.

"Wir beginnen mit Schweigen ........" dieses eindrucksvolle Schweigen griff Pfarrer Wolfram Lehmann in seiner Begrüßung auf. "Was können wir heute noch tun? Wenig und viel zugleich. Erinnern ist für die Opfer zu wenig, aber dem Vergessen zu widerstehen ist sehr viel," erklärte er.
In diesem Jahr trugen die Musiker der Schwarzenbacher Klezmergruppe wohltuend zur Ausgestaltung des Gottesdienstes bei - Gisela Schildbach mit der Klarinette und mit Gesang, Christine Pickert am Keyboard, Manfred Martin mit dem Schifferklavier und Stefan Ganzmüller am Bass. Vier Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Scholl-Mittelschule lasen aus dem Buch "Mama, was ist Auschwitz?" von Annette Wieviorka. Jasmin Müller, Tatjana Santos, Therese Scholz und Justin Hübel gaben mit den Texten viele Impulse zum Nachdenken. Warum eigentlich ist Auschwitz das bekannteste Konzentrationslager? Es wurden einige 1000 Häftlinge befreit und viele legten später Zeugnis ab über das erlebte Grauen. Und die Namen Belzec, Treblinka, Sobibor und Majdanek sind relativ unbekannt - es gab dort nahezu keine Überlebenden.
Das Lied "Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?" spricht von der Hoffnung und wurde nach dem Segen von Pfr. Joachim Cibura gesungen.

Anschließend gingen einige Gottesdienstbesucher mit zum Gedenken auf den Friedhof, wo Nanne Wienands als Sprecherin der VVN-BdA Hof/Wunsiedel die politisch aktuelle Seite dieses Tages ansprach. Sie benannte bewusst an den Gräbern der Opfer die Notwendigkeit des Gedenkens auf der einen Seite, und den Umgang mit den geflüchteten Menschen auf der anderen Seite als eklatanten Widerspruch.

"Viele geflüchtete Menschen, auch solche, die bereits völlig integriert bei uns leben und arbeiten, werden gerade abgeschoben," sagte sie. "Junge Frauen werden nach dem Dublin-Verfahren nach Italien und in andere Länder ausgewiesen – in eine ungewisse, gefährliche Zukunft. Dadurch wird die Belastbarkeit   vieler Flüchtlingshelfer vor allem in Bayern - auf eine harte Probe gestellt: welchen Sinn haben ihre Anstrengungen?"

Und weiter betonte sie "Weiß denn Seehofer nicht, dass es in unserem Land Zeiten gab, in denen Menschen aus unserem Land flüchten mussten und in größter Not waren, wenn sie keine Papiere und kein aufnahmebereites Ziel hatten? Ist ihm nicht klar, dass er der rechtspopulistischen AfD im Wahljahr 2017 in die Hände spielt, wenn er versucht, sie rechts zu überholen? Nur um deren Ansprüchen zu genügen, gibt es in Deutschland wieder das Wort `Deportation`. Was für eine Schande."

Sie meinte aber auch, dass sich wieder jeder Einzelne klar machen muss, was er tun kann. "Jede und jeder von uns sollte sich vornehmen, rassistischen Gedanken und Äußerungen mit seiner eigenen Meinung zu begegnen. Rassistische Ansichten dürfen nicht als gesellschaftliche Bestandteile geduldet werden, sie sind undemokratisch und gefährlich. Genau diese Ansichten waren es, die für die Opfer, die im Mittelpunkt dieses Gedenktages stehen, zum Verhängnis wurden."

 

 

Pressemitteilung

Ökumenischer Gottesdienst in Schwarzenbach/Saale zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

27. Januar 1945. In Auschwitz befreit die russische Armee das Konzentrationslager der Nazis. Der Zweite Weltkrieg steht vor seinem Ende, aber die Kapitulation der Deutschen wird noch bis zum 8. Mai 1945 auf sich warten lassen. In dieser Zeitspanne und auch nach der Kapitulation verlieren noch Hunderttausende Menschen Leben und Heimat.

72 Jahre ist das her, und der 27. Januar ist seit dem Jahr 1996 der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Alljährlich wird in Schwarzenbach/Saale in der St. Gumbertuskirche an die Ereignisse erinnert. In diesem Jahr beginnt der Ökumenische Gottesdienst am Freitag, 27. Januar 2017 um 19 Uhr. Mitwirkende sind in diesem Jahr Schülerinnen und Schüler der Schwarzenbacher Geschwister-Scholl-Schule, sowie das Klezmer-Ensemble aus Schwarzenbach/Saale. Veranstalter sind die evangelische und katholische Kirchengemeinden, der Verein gegen das Vergessen, der in Schwarzenbach die Gedenkstätte "Langer Gang" betreut,  sowie die VVN-BdA; Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen.

Im Anschluss an den Gottesdienst findet ein kurzes Gedenken auf dem Schwarzenbacher Friedhof statt.

 

 

Frankenpost
erschienen: 18.11.2016

 

Frankenpost
erschienen: 16.11.2016

 

Pressebericht




Das Bild zeigt die Besucher mit Bernd F. Henn beim Blick auf das "Tal des Todes".


Das Bild zeigt die Besucher mit Bernd F. Henn beim Blick auf das "Tal des Todes".

Pressebericht
Fahrt nach Flossenbürg

Die Kälte war mindestens so beeindruckend wie die Ausführungen von Bernd F. Henn, der die Besucher aus Hof und Schwarzenbach/Saale am vergangenen Samstag über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg führte. Der Verein gegen das Vergessen e. V., der in Schwarzenbach/Saale die Gedenkstätte "Langer Gang" betreut, hatte zu dieser Fahrt eingeladen, 2. Vorsitzender Günter Niepel und Nanne Wienands begleiteten die interessierten Teilnehmer. Die Kälte an diesem Vormittag erlangte für jeden Einzelnen Bedeutung, als Henn berichtete, dass die Gefangenen nach der Ankunft im Lager in den Jahren 1938 bis 1945 ohne Kleidung lange Zeit bei minus 25 Grad Celsius auf dem Appellplatz stehen mussten. Nach einer desinfizierenden Dusche im Keller der sogenannten Wäscherei mit einerseits zu heißem und dann wieder eiskaltem Wasser wurden sie wieder hinausgetrieben in die Kälte. Jede Menschlichkeit ging verloren.
Die Zustände im bald völlig überbelegten Lager waren von Anfang bis Ende unbeschreiblich chaotisch und unmenschlich, berichtete Bernd. F. Henn. "Vernichtung durch Arbeit" war das Ziel der Kommandeure; die Gefangenen mussten im nahegelegenen Granitsteinbruch arbeiten, bei denkbar schlechter Verpflegung, ohne Schutzvorrichtungen, ohne medizinische Versorgung, ohne Werkzeuge. Die Grausamkeiten der eingesetzten "Kapos" war sprichwörtlich. Und es kamen immer neue Gefangene ins Lager Flossenbürg, dessen Errichtung von den Nazis gezielt geplant worden war. Geschickt hatte man die Bevölkerung des Ortes von den Vorteilen eines Lagers überzeugt. Die Randlage und die Granitsteinbrüche bedeuteten für die SS leichtes Spiel: der Bevölkerung versprachen sie Arbeitsplätze, und in dieser abgelegenen Gegend befürchteten sie keinerlei Proteste. Flossenbürg wurde zum Verwaltungsstandort für eine Vielzahl von Außenlagern.  Im Jahr 1943 wurden die Aufgaben für die Zwangsarbeiter und Häftlinge geändert: die Rüstungsindustrie wurde gestärkt. In Flossenbürg baute die Firma Messerschmidt eine Fertigungshalle für Kampfflugzeuge; mehr als 5000 Menschen arbeiteten gegen Kriegsende dort. Bis zur Befreiung durch die Amerikaner im April 1945 kamen in Flossenbürg mindestens 30.000 Menschen ums Leben. Anfangs wurden die Toten mit LKW`s in das Krematorium nach Selb transportiert. Als es immer mehr wurden, baute man eine eigene Verbrennungsstätte.
Als der Einmarsch der Amerikaner bevorstand, schickte die Lagerleitung die Häftlinge zu Fuß und in offenen Viehwaggons Richtung Süden, nach Dachau und Österreich. Diese "Todesmärsche" dienten offenbar dazu, die Menge der Gefangenen zu dezimieren. Die Überlebenden berichteten, dass es an jeden Tag im Lager und auf den Todesmärschen um das nackte Überleben ging. Da diese Transporte und Märsche von allen Lagern weggetrieben wurden, kamen in Flossenbürg auch nach der Kapitulation der Deutschen immer wieder Gruppen aus nördlich und östlich liegenden Lagern an.
Nach 1945 wurde das Lager weitergenutzt, z. B. für russische und polnische ehemalige Kriegsgefangene, die nicht mehr nach Hause zurückkehren konnten; weil sie dort für ihre vermeintliche Arbeit für die Deutschen bedroht wurden. Überlebende der Todesmärsche kamen hier notdürftig unter, aber auch für Vertriebene aus der damaligen Tschechoslowakei bot sich hier Unterkunft, wenn auch für alle unter verheerenden Umständen. Von diesen ersten Bewohnern im Frieden wurde die erste Kapelle auf dem KZ-Gelände gebaut zur Erinnerung an das viele Leid und die vielen Opfer. Große Teile des Geländes wurden überbaut, nur ein kleiner Teil wurde bereits 1946 zur KZ-Gedenkstätte erklärt. Viele Opfer aus ganz Bayern wurden umgebettet, so dass Flossenbürg heute als ein großer Friedhof verstanden werden muss.
Erst Jahrzehnte nach der Befreiung wurde die Erinnerungskultur weiterentwickelt. Man spricht von einem europäischen Erinnerungsort, weil hier Menschen aus ganz Europa gefangen gehalten und gequält worden waren. Mit Dr. Jörg Skriebleit hat die Gedenkstätte einen Leiter, der mit viel Respekt und Einfühlungsvermögen, Sachverstand und Engagement diesen dunklen Punkt deutscher Geschichte mit Leben füllt. Für die interessanten Ausstellungen und die aufklärenden Filmbeiträge ist er mit seinen Mitarbeitern bereits ausgezeichnet worden.

Die Fahrt nach Flossenbürg wurde möglich durch die finanzielle Unterstützung des Bundesprogramms "Demokratie leben!".



Das Bild zeigt die Besucher mit Bernd F. Henn beim Blick auf das "Tal des Todes".

Mit herzlichen Grüßen,
nanne wienands

Eine Aufnahme von Ester Bejarano in Bamberg

https://www.tvo.de/mediathek/video/bamberg-auschwitz-ueberlebende-gibt-konzert/

Frankenpost
erschienen: 07.03.2016 00:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 07.03.2016 08:48 Uhr

Für Freiheit, Wahrheit, Frieden

Die 91-jährige Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano spricht in Hof über ihr Leben. Mit der Mikrophone Mafia singt sie mehrsprachig gegen das Vergessen an.

Von Christine Wild

 

 

 

 

 

Esther Bejarano und ihr Sohn Joram
am E-Bass mit der
Kölner Mikrophone Mafia auf der Bühne
des Hauses der Jugend in Hof. Foto: Jochen Bake

Hof - Ganz ruhig, mit friedlich-ausgeglichenem Gesichtsausdruck betritt Esther Bejarano am Freitag die Bühne im Hofer Haus der Jugend, die bis zuvor Lena Kropp mit drei so witzig-unterhaltsamen wie tiefgründigen Poetry-Slam-Texten ausgefüllt hat. Bejarano nimmt Platz am Lesetisch, setzt ihre Brille auf und beginnt schnörkellos, ohne jegliches Vorgeplänkel mit ihrer Lesung.

Dabei kommt sie bereits mit dem ersten Wort auf den Kern ihrer schlimmen Geschichte zu sprechen: "Auschwitz." Schon ist die 91-Jährige mittendrin in ihrer Geschichte; der Geschichte einer starken Frau, die das Vernichtungslager überlebt hat: Einer Frau, die mit 91 Jahren einen mit Menschen verschiedenster Nationalitäten, Altersgruppen, Religionen und sozialer Schichten vollgestopften Saal derart zu fesseln vermag, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Eine Frau, die trotz allem kein bisschen verbittert wirkt, sondern voll Idealismus und Lebensfreude gegen Krieg, Fremdenfeindlichkeit und Verdrängung kämpft.

Am 20. April 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert. Von "der berühmten Rampe" erzählt sie, von Untersuchungen durch den berüchtigten Arzt Dr. Josef Mengele und von der Nummer 41 948, die ihr auf den linken Arm tätowiert wurde. "Namen wurden abgeschafft, wir waren nur noch Nummern." Als das Mädchenorchester im KZ Auschwitz entsteht, meldet sie sich als Akkordeonspielerin. "Ich hatte nie zuvor ein Akkordeon in der Hand. Ich musste alles versuchen, um nicht mehr Steine schleppen zu müssen. Die Leiterin befahl mir, den deutschen Schlager ,Du hast Glück bei den Frauen, Bel Ami' zu spielen. Ich kannte diesen Schlager, bat sie um ein paar Minuten Geduld, um mich wieder einzuspielen. Es war wie ein Wunder. Ich spielte den Schlager sogar mit Akkordbegleitung und wurde gemeinsam mit zwei Freundinnen in das Orchester aufgenommen."

Das Orchester muss zum täglichen Marsch der Arbeitskolonnen durch das Lagertor spielen. "Aber es kam noch schlimmer. Die SS befahl uns, am Tor zu stehen und zu spielen, wenn neue Transporte ankamen in Zügen, in denen unzählige jüdische Menschen aus allen Teilen Europas saßen; sie fuhren auf jenen Gleisen, die bis zu den Gaskammern verlegt wurden, und sie wurden alle vergast. Mit Tränen in den Augen spielten wir. Wir hätten uns nicht dagegen wehren können, denn hinter uns standen die SS-Schergen mit ihren Gewehren. Es war eine schreckliche psychische Belastung."

Aufgrund ihrer halb-arischen Abstammung wird sie später ins KZ Ravensbrück verlegt. "Ich sah es geradezu als meine Pflicht an, rauszukommen, damit ich später den Menschen erklären konnte, was uns angetan wurde", erinnert sich Esther Bejarano. Auf einem der Todesmärsche von KZ-Häftlinge kann sie Ende April 1945 zusammen mit sechs Freundinnen fliehen und erlebt am 3. Mai 1945 die Befreiung in Lübz, wo - umrahmt von ihrem Akkordeon-Spiel - ein Hitler-Bild auf dem Marktplatz verbrannt wird. "Dieses Bild werde ich nie vergessen. Das war meine Befreiung vom Hitler-Faschismus. Und es war nicht nur meine Befreiung - es war meine zweite Geburt!", schließt die 91jährige.

Doch nach den 40 Lesungsminuten verlässt sie nicht etwa die Bühne, sondern holt ihren Sohn Joram am E-Bass sowie deutsch-türkisch-italienische Microphone Mafia auf die Bühne. Mit coolem Groove rappen die Kölner Musiker sofort los, begehren auf gegen Rechtsextremismus, Krieg und Fremdenfeindlichkeit. In den Refrains stimmt Ester Bejarano mit ein, mal auf Hebräisch oder Jiddisch, mal auf Türkisch, Neapolitanisch oder Französisch. Sie verbindet den Rap mit wunderschönen, traditionellen Melodien und der Forderung nach Freiheit, Wahrheit und Frieden - und sorgt im Publikum nicht nur für jubelnde Begeisterung, sondern auch für Gänsehaut: Sie treibt den Zuhörern über zwei Stunden lang immer wieder Tränen in die Augen.

Es war eine schreckliche psychische Belastung.

Esther Bejarano über ihr Mitwirken im Mädchenorchester des KZ Auschwitz

 

 

 

Pressebericht
"verlegt, vergast, vergiftet, verhungert"

 

 

 

 

Die Bilder zeigen
- die Literatur zum Thema, Autor Dr. Norbert Aas

 


- Dr. Aas bei seinem Vortrag in Schwarzenbach/Saale


Ein freundlicher älterer Herr hält einen Vortrag und entschuldigt sich ein ums andere Mal für seine "zu alltäglichen" Ausdrücke. Zu salopp, zu alltagssprachlich muss man umgehen mit den Begriffen rund um das Thema "Euthanasie im Dritten Reich", sonst erträgt man die Schwere der Fakten nicht. Die über zwanzig Zuhörer schweigen und verstehen, tief betroffen von den menschlichen Abgründen, die sich auftun, wenn man den Ausführungen des Bayreuther Historikers Dr. Norbert Aas folgt. "Kaum zu ertragen," lautete das Fazit am Ende der Diskussion.

Der Verein gegen das Vergessen e. V. hatte ihn zu diesem Vortrag eingeladen, um daran zu erinnern, dass die Gedenkstätte "Langer Gang" in Schwarzenbach/Saale seit elf Jahren besteht.  Wie vielfältig die Erinnerungsarbeit ist, wird damit ein weiteres Mal überdeutlich.

"Euthanasie", so betont der Referent eingangs, "heißt eigentlich `guter Tod`." Historisch gesehen kam die Absicht, unwertes Leben zu vernichten aus der Tatsache, dass viele starke und gute Menschen auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges geblieben waren. Die neuen Machthaber wollten wieder ein "gesundes" Volk, und man wollte es züchten. Dazu kam die Kostenrechnung, die besagte, dass die Volksgemeinschaft für Betreuung und Pflege von Menschen mit Behinderungen viel - zuviel - Geld aufbringen musste. Leicht zu durchschauen, dass das Nazi-Regime dieses Geld lieber für Kriegsvorbereitungen ausgeben wollte. Sogar in Schulbüchern und Ratgebern für Mütter wurde darauf hingewiesen, und so wurde das ganze Volk eingestimmt auf ein fürchterliches und perfekt organisiertes Verbrechen. Mit einem hinterhältig geschickt formulierten Hinweis gab Hitler den Auftrag zu einem möglichen "Gnadentod" an die Verwaltung und die Ärzte weiter.

Aus ganz Deutschland und Österreich, aus den Konzentrationslagern und direkt aus den Dörfern und Städten wurden daraufhin Menschen mit körperlichen, geistigen und psychischen Problemen erfasst und "euthanasiert". Unauffällig gelegene Gebäude wurden zu diesen Zwecken umgebaut, Gaskammern und Krematorien wurden geschaffen.
Rasch gingen die Nazis daran, durchorganisiert und mit klaren Absichten sogenanntes "unwertes Leben" zu vernichten, und die Leichen zu verbrennen. Dazu gehörte auch die geplante Irreführung der Angehörigen über Verlegungen zur "besseren Betreuung", über die Todesursache und den Zeitpunkt des Todes. Es wurden fiktive Standesämter erfunden und Trostbriefe an die Eltern und Geschwister geschrieben.

Als das Treiben der Öffentlichkeit auffiel und die Gerüchte nicht mehr zu überhören waren, wurde die aktive Euthanasie "verboten". Man ging dazu über, die Menschen direkt in den Einrichtungen, in denen sie betreut worden waren, verhungern zu lassen, sie mit Überdosen von Medikamenten totzuspritzen oder ihre akuten Erkrankungen nicht zu behandeln. Dass man diejenigen, deren Arbeitskraft noch benötigt wurde, zwangsweise sterilisierte, ist ein weiterer Auswuchs der Eugenik.

Dr. Norbert Aas durchforschte u. a. das Archiv der Heil- und Pflegeanstalt in Bayreuth. Er greift in seinem Vortrag einige berührende Einzelschicksale heraus. Zehn Jahre lang ging er den Namen von Menschen nach, die in Schloß Hartheim bei Linz umgebracht worden waren. Akribisch sind Listen geführt worden, nicht alle wurden vernichtet. Auch in Hartheim hat die Erinnerungsarbeit - wie überall - erst Jahrzehnte nach dem verbrecherischen Unrecht begonnen. Und immer noch stößt der Historiker auf neue Fakten.
Ein Teil der Menschen, an die in den Gedenkstätten erinnert wird, hatten ihre Heimat in Oberfranken. Sie wurden in den Heil- und Pflegeanstalten Kutzenberg, Bayreuth, Ansbach, Himmelkron oder Neuendettelsau betreut. Die mörderische Aktion, kurz "T 4" genannt, - in Berlin, Tiergartenstr. 4 befand sich die Verwaltung - machte nicht vor kleinen Kindern Halt, nicht vor Greisen, nicht vor Künstlerinnen und Künstlern, auch nicht vor ehemaligen Soldaten, die psychisch oder körperlich behindert aus dem Krieg heimgekommen waren.

Schloss Hartheim, Haus Sonnenstein bei Pirna, Hadamar, Bernburg und Grafeneck sind heute Gedenkstätten. Geschätzt siebzigtausend Menschen wurden hier umgebracht, jung und alt. Die meisten Täter und Helfer kamen ungestraft davon, einige wenige setzten ihrem Leben selbst ein Ende.
Die Menschen, die zum Beispiel in dem Dorf Hartheim Widerstand leisteten und mit Handzetteln Aufklärung forderten, waren dagegen rasch denunziert, angeklagt und hingerichtet worden.
 

https://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_T4
http://www.ns-euthanasie.de/index.php/gedenkstaetten



 

 

 

 

Verein gegen das Vergessen


 

Das Bild zeigt Günter Niepel bei der kurzen Ansprache vor der Gedenkstätte "Langer Gang" in Schwarzenbach/Saale.

 


Pressebericht Nanne Wienands,



70 Jahre ist es her, dass 1170 Frauen und Mädchen aus dem KZ Helmbrechts kommend durch unsere Stadt zogen. Bei eisigen Temperaturen mussten sie in zwei Gärten übernachten. Am nächsten Morgen, am 14. April 1945 waren sechs von ihnen nicht mehr am Leben.
"Umkehr" hieß daher eine Aktion, die in der katholischen St. Franziskuskirche mit einer Andacht von Pfr. Joachim Cibura ihren Anfang nahm. Etwa 60 Schwarzenbacher Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich daran. Man ging schweigend den Weg zurück, den die Frauen damals gekommen waren, von der Gedenkstätte "Langer Gang" in der Bahnhofstraße bis zur Förbauer Kirche, in der Pfr. Daniel Lunk abschließend die Folgen des grausamen Tuns und die vielfach unterlassene Hilfe mit Bibelworten belegte und dazu aufrief, es nicht mehr zu solchem Unrecht kommen zu lassen.

Die über 1000 Frauen, die sicher nicht unbemerkt durch unsere Stadt gezogen waren, hatten noch einen weiten Weg vor sich. Bis Volary im heutigen Tschechien ging der Todesmarsch; es ist anzunehmen, dass die Vernichtung des Lebens erstes Ziel dieses Marsches war. Während des Marsches starben Hunderte der Frauen, viele wurden erschossen. Auch nach der Befreiung durch die US-Soldaten Anfang Mai 1945 starben noch 95 Frauen an Entkräftung und Krankheiten. Sie sind in Volary begraben. "Diese Ereignisse werden unsere Städte auf immer verbinden," meinte Günter Niepel, Schwarzenbacher Stadtrat und 2. Vorsitzender des Vereins gegen das Vergessen vor der Gedenkstätte "Langer Gang", bei dem Blumen zum Gedenken an die geschundenen Frauen standen.


Frankenpost

 

erschienen 16.04.2015

Schicksale, die verbinden

 

Nach dem Todesmarsch 1945 nach Volary war Walter Schlosser

 aus Helmbrechts ein Architekt der Versöhnung. Und auch Alt-Bürgermeister Manfred Mutterer hat

bewegende Momente erlebt.

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Von Werner Bußler erschienen am 15.04.2015

So viele Menschen wie noch nie gedenken in Helmbrechts

des Todesmarsches im Jahr 1945. Auch eine Delegation aus

Volary, wo der Todesmarsch von den Amerikanern

 gestoppt wurde, nimmt teil.

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Die Toten dem Vergessen entreißen

 

 


Pressebericht
Ökumenischer Gottesdienst zum Tag der Opfer des Nationalsozialismus

 

Dieselben Worte, dieselben Lieder. Für das Gottesdienstteam ist längst zum Ritual geworden, was die Besucher wohltuend empfinden - es tut gut. Es tut gut, sich miteinander an diesem Tag, dem 27. Januar 2015, dem Gedenktag für die Opfer des Faschismus, dem diesmal 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz durch Soldaten der Roten Armee, mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen.

2006 hat dieser Gottesdienst erstmals stattgefunden. Zum zehnten Mal ertönte vergangene Woche zum Abschluss das Lied vom wiedererblühten Mandelzweig. Der Organisatonskreis, bestehend aus evangelischen und katholischen Gemeindemitgliedern, Pfr. Daniel Lunk und Pfr. Joachim Cibura, Vertretern des Vereins gegen das Vergessen und der VVN-BdA Hof-Wunsiedel findet aber auch seit zehn Jahren immer wieder einen neuen Impuls für diese Stunde.
Nach Lesung und Liturgie konnten die Besucher des Gottesdienstes diesmal einer Fachfrau lauschen, die die sachliche Seite eines Traumas beschrieb. Schwester Edith Schmidt von der Christusbruderschaft Selbitz ist Diplom-Psychologin. "Ein Trauma bedeutet das Erleben einer Extremsituation, die alle bisherigen Bewältigungsmöglichkeiten eines Menschen übersteigt. Sein Vertrauen ins Leben und in andere Menschen wird grundlegend erschüttert“, erläuterte sie. Das kann ein Unfall sein, ein Schicksalsschlag oder - und das kennzeichnete sie als besonders belastend und schwerwiegend - die Erfahrung von körperlicher Gewalt oder gezielter Entwürdigung durch andere Menschen, etwa eine Gefangennahme oder Folter. Bestimmte Reaktionsmöglichkeiten werden häufig beobachtet: das Wiedererleben der traumatischen Ereignisse, verursacht etwa durch eine bestimmte Situation, ein Wort, einen Geruch; die Vermeidung bestimmter Situationen - man geht z. B. nicht mehr in einen Keller, die Unfähigkeit, von dem Erlebten zu sprechen, und als weitere Reaktion die Übererregbarkeit im Sinne von z. B. Schlaflosigkeit, Gefühlsausbrüchen, vordergründig unbegründbaren Affekten. Schwester Edith brachte diese theoretische Beschreibung in Zusammenhang mit den Opfern in den Konzentrationslagern, aber auch mit den heute in Deutschland ankommenden Flüchtlingen. "Die sogenannte posttraumatische Belastungsstörung als Folge der erlebten Traumata kollidiert dann hier mit den Anforderungen des Asylverfahrens," erklärte sie, "denn die Flüchtlinge sind verpflichtet, alle Informationen, die zu ihrem Asylantrag gehören, umfassend und detailliert einer fremden Person zu berichten, oft noch mit einem Übersetzer, von dem man nicht weiß, ob er genau übersetzt, was man ausdrücken will." Konkrete Beispiele veranschaulichen ihre Ausführungen.


Im Anschluss an den Gottesdienst beteiligten sich viele Besucher an dem Fackelzug durch den Friedhof zu den Gräbern der Opfer aus dem Jahr 1945. Nanne Wienands, Vorsitzende der VVN-BdA Hof-Wunsiedel, berichtete vom Einsatz der Schwarzenbacher Stadträte vor 50 Jahren, die erreicht hätten, dass diese Toten nicht nach Flossenbürg umgebettet wurden wie über 5000 andere aus ganz Bayern. "Die Stadträte wollten diese 
Gräber als Gedenkstätte zur Bewusstseinbildung für die Bevölkerung behalten, und wir sind heute dankbar dafür." Wienands wies auf das neu erschienene  Buch von Dr. Hans Brenner hin "Todesmärsche und Todestransporte", in dem auch der Schwarzenbacher Todesmarsch erwähnt sei. Dieses Buch mache deutlich, wie viele Menschen am Ende des Krieges noch kreuz und quer durch ganz Europa getrieben wurden. Die Fußmärsche und die Transporte bedeuteten für viele Menschen das Todesurteil. Dass es auch anders hätte gehen können, habe im November 2014 der Historiker Ulrich Fritz bei einem Vortrag in Schwarzenbach berichtet. "In Mehltheuer bei Plauen übergab Lagerkommandant Fischer am 16. April 1945 die Häftlinge an die befreienden amerikanischen Truppen, alle Frauen überlebten die letzten Kriegstage. Genauso wie die Frauen in Helmbrechts hatten sie für die Rüstung arbeiten müssen. Mögen sie alle nicht vergessen werden."

 

 

Zehn Jahre Gedenkstätte "Langer Gang"

 in Schwarzenbach/Saale

Mit einer vielseitigen Veranstaltungsreihe stellt der "Verein gegen das Vergessen" das zehnjährige Bestehen der Gedenkstätte "Langer Gang" in Schwarzenbach/Saale in den Mittelpunkt.

 

Frankenpost

erschienen: 21.11.2014

Auch die Kunst starb im KZ

Der "Lange Gang" feiert sein zehnjähriges Bestehen. Dabei geht es einen Abend lang um das,

 was mit den Menschen unter den Nazis starb: die Kultur.

Schwarzenbach an der Saale - "Die Nazis haben mehr ausgelöscht als Leben." Dieser Satz beschreibt die zentrale Aussage des Abends, zu dem der Verein gegen das Vergessen die Schauspielerin und Diseuse Gerti Baumgärtel aus Gattendorf engagiert hatte. Es galt, das zehnjährige Bestehen der Gedenkstätte "Langer Gang" hervorzuheben, und der Abend war das musikalische Glanzstück der Veranstaltungsreihe, die der Verein auf die Beine gestellt hatte.

Gerti Baumgärtel erläuterte die Gedichte und Lieder und ging im richtigen Maß auf die geschichtlichen Begebenheiten und die individuellen und menschlichen Reaktionen darauf ein. "Das Ausland reagierte oft mit Unverstand und Desinteresse", sagte sie, und "der Humor diente als Mittel, um Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu überstehen". Baumgärtel zwingt ihr Publikum zur Differenzierung zwischen Durchhaltekabarett und Resignationsbewältigung. Sie singt wie Zarah Leander und Lale Andersen, die beide zur "Unterstützung der Truppen" von den Nazis engagiert wurden, und eindeutig zweideutige Texte sangen. Sie spricht wie Dietrich Bonhoeffer; er fragte schon 1941: "Sind wir noch brauchbar? Durch Konflikte sind wir mürbe oder zynisch geworden" und Leo Straus: "Ich kenn ein kleines Städtchen, ein Städtchen ganz tiptop, Ich nenn es nicht beim Namen, Ich nenn's die Stadt Als-ob". Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 in Flossenbürg stranguliert, Straus wurde 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Für die Ohren der Nachkriegsgeneration gibt es viele bekannte Melodien, manchmal hört man nicht nur die hervorragend einfühlsame Klavierbegleitung von Martin Greim, sondern auch das Summen des Publikums.

Anekdoten am laufenden Band gibt es, und bei fast allen bleibt einem das Lachen im Halse stecken, macht man sich klar, in welche gefährliche Lage sich die Künstler brachten - etwa der berühmte Weiß Ferdl, der 1938 bei einer geschlossenen Veranstaltung der NSDAP über das Schicksal der Juden sprach.

Das Gesagte wurde so verklausuliert, dass die Machthaber gar nicht verstanden, was der Künstler zum Ausdruck brachte. So war der Kommandant von Auschwitz, Rudolf Höß, sehr angetan von einem Marsch, der sich heute erschreckend eindeutig anhört. Von Wien aus wurde Hermann Leopoldi nach Dachau, Buchenwald und Auschwitz verschleppt und hat nie aufgehört zu komponieren. Flüsterwitze machten die Runde "Paul: Was gibt es für neue Witze? Emil: Sechs Monate Dachau."

Zahllose Namen wurden genannt an diesem Abend. Fritz Grünbaum, Erich Kálmán, Ilse Weber, Wolfgang Borchert (weil er Goebbels parodiert hatte, saß er in Moabit ein), Bobby John, Karel Svenk, Erich Kästner, Hans Albers, Werner Finck, Oskar Paulig, Erich Weinert, Walter Lindenbaum, Ludwig Hift, Walter Steiner, Maria Thomaschke, Rudolf Skutajan - es nahm kein Ende.

"Die Nazis haben mehr ausgelöscht als Leben", Kultur, Bildung, das Theater, die Dichtung, die Musik - alles zerbrach unter dem Hass der Nazis. Gerti Baumgärtel brachte viel in Bewegung an diesem Abend. Ihr nachdenklich gewordenes Publikum dankte ihr und dem einfühlsam spielenden Pianisten Martin Greim mit viel Applaus.

Humor diente als Mittel, um Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu überstehen.
Gerti Baumgärtel

Frankenpost

erschienen: 19.11.2014

 

 

Erinnerung an die Todesmärsche

 

Am Kriegsende 1945 trieben Aufseherinnen wehr- und schutzlose Frauen von Helmbrechts nach Böhmen. Die Gedenkstätte

Langer Gang erinnert an deren Leiden und Sterben.

Schwarzenbach an der Saale - Ein schwieriges Thema hatten sich Referent und Publikum bei der vorletzten Veranstaltung des Vereins gegen das Vergessen vorgenommen: Beim zehnten Jubiläum der Gedenkstätte "Langer Gang" in Schwarzenbach an der Saale ging es um die Todesmärsche im Frühjahr 1945, speziell um den Marsch von Helmbrechts Richtung Böhmen. Konzentrationslager wurden aufgelöst, die russischen und amerikanischen Soldaten sollten nichts mehr finden.

Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten, verantwortlich für Dachau und Flossenbürg, bearbeitet auch das Projekt "KZ-Außenlager in Bayern". Damit befasst sich der Historiker Ulrich Fritz. Er hatte einprägsame Fotos mitgebracht, die sowohl einen Überblick über die Lager und Nebenlager gaben als auch Details hervorhoben.

Das Konzentrationslager Flossenbürg hatte 80 bis 90 Außenlager. Außenlager wurden eingerichtet, weil kriegswichtige Betriebe Arbeiter brauchten. Dazu zählten auch Porzellan- und Textilfabriken und Mineralwasser-Abfüllanlagen, später hauptsächlich Rüstungsbetriebe. Helmbrechts war ein spät eingerichtetes Lager, und die Verhältnisse müssen schrecklich gewesen sein, wie der Historiker berichtete. Auch deswegen kam es zu einigen Fluchtversuchen.

"Die Versorgung war eine Katastrophe, und für die geringsten Vergehen gab es drakonische Strafen für die Frauen", erklärte Ulrich Fritz. Im Zweischichtbetrieb mussten die Frauen jeweils zwölf Stunden arbeiten. Vier Mal täglich marschierten Häftlingskolonnen durch Helmbrechts. Den Häftlingsnummernbücher kann man entnehmen, dass viele Frauen innerhalb kurzer Zeit starben, vor allem als 600 Jüdinnen nach Helmbrechts kamen, die bereits einen Todesmarsch überlebt hatten. Am 13. April 1945 begann der Kommandant Alois Dörr mit der Räumung des Lagers Helmbrechts. Die Amerikaner standen nur 50 Kilometer entfernt. Am ersten Tag des Marsches wurden zehn Frauen ermordet, sechs überlebten die kalte Nacht in Schwarzenbach an der Saale nicht. Drei Wochen waren die Frauen unterwegs, bis sie in Volary im heutigen Tschechien von den Amerikanern befreit wurden. Zahlreiche sind auf dem Marsch umgekommen, noch nach der Befreiung starben viele an Entkräftung.

Auf 493 Friedhöfen

Dass dieser Todesmarsch so gut dokumentiert ist, liegt an dem Prozess gegen den Lagerkommandanten Dörr. Der damalige Helmbrechtser Schüler Klaus Rauh hat das Geschehen Anfang der 1980-Jahren in einer Facharbeit dokumentiert. Hilfreich bei der Rekonstruktion der Ereignisse waren die Fragebögen des Internationalen Suchdienstes mit dem Archiv in Bad Arolsen. Auf der Grundlage dieser Erhebungen wurden auch die zahllosen Anfragen von Angehörigen bearbeitet, die auf der Suche nach den inhaftierten Opfern waren. Um die Dimension dieser Aufgabe zu begreifen, nannte Ulrich Fritz eine erschütternde Zahl: Allein aus dem KZ Buchenwald bei Weimar waren 48 000 Häftlinge auf Todesmärsche geschickt worden. Etwa die Hälfte von ihnen kam zu Tode. Bis Ende der 1950er-Jahre gab es in Bayern 493 KZ- und Fremdarbeiter-Friedhöfe mit den Gräbern zahlloser Opfer.

In Schwarzenbach an der Saale gab es zwölf Gräber mit KZ-Opfern und eine Reihe Gräber von Fremdarbeitern. Bereits 1953 plante der Schwarzenbacher Stadtrat eine Gedenkstätte bei einem Massengrab auf dem Friedhof; bis heute steht ein großes Holzkreuz an der Gräberreihe. Erst 1961 begannen die Ermittlungen gegen Alois Dörr. Er wurde in Hof zu lebenslanger Haft verurteilt, aber bereits 1979 begnadigt - vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Karl Filbinger, auf Anregung des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel.

"Ein Anliegen des Freistaats Bayern war es", sagte Ulrich Fritz, "die zahllosen verstreut liegenden Gräber von Opfern in Flossenbürg zusammenzuführen." Dagegen wehrte sich die Stadt Schwarzenbach an der Saale nachhaltig. 50 Jahre alt ist ein Schreiben, aus dem Ulrich Fritz zitiert. Darin spricht sich der Schwarzenbacher Stadtrat dafür aus, die "lieben Toten" als Bewusstseinsbildung für die Bevölkerung auf dem Schwarzenbacher Friedhof zu belassen. Aus heutiger Sicht eine äußerst sinnvolle Maßnahme, denn die 5000 Gräber in Flossenbürg haben sich inzwischen in eine parkähnliche Anlage verwandelt; die Verbindung zu den Herkunftsorten ist verloren gegangen.

"Was bleibt?", fragte Ulrich Fritz. Und gab die Antwort selbst: "Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschehnisse, Friedhöfe und Gedenkstätten wie der ,Lange Gang' in Schwarzenbach an der Saale und die unbedingt notwendige Erinnerungsarbeit an das Unrecht und die Quälereien, die den Menschen angetan wurden."

In der Diskussion nach dem Vortrag zeigt sich das Publikum betroffen und fachkundig. Einige Anwesenden berichten von Erzählungen der Großeltern und Eltern, von eigenen Erinnerungen und Erlebnissen. Literatur gibt es zuhauf, sie zu verstehen und zu interpretieren ist mithilfe des Fachmanns Ulrich Fritz leichter, aber das wäre einen weiteren Abend mit ihm wert.

Chaotische Zustände

Intensiv gehen Historiker der Frage nach, warum die Todesmärsche durchgeführt wurden. Häufig gab es keine Befehle mehr; die Opfer hätten auch freigelassen werden können. Ulrich Fritz nannte Gründe, unter anderem die Vorhaltung von Arbeitskräften für die Nachkriegszeit, die Reduzierung der aussagefähigen Opfer oder auch die Absicht des Aufsichtspersonals, die eigene Haut zu retten. Sicher ist, dass damals unglaublich viele Menschen unterwegs waren und chaotische Zustände herrschten. Die Order von Himmler "Kein Häftling darf lebend den Amerikanern in die Hände fallen!" mag eine Rolle gespielt haben, möglicherweise auch die nicht zu stoppende Vernichtungsmaschinerie, die sich verselbstständigt hatte. Klaus Rauh war es, der ergänzend hinzufügte, dass auch die pure Lust am Töten eine Rolle gespielt haben dürfte - sei doch nachweisbar, dass sich etliche Aufseherinnen in Helmbrechts Waffen besorgt hatten, obwohl es gar keinen Tötungsbefehl gab. Dass es auch anders ging, beweisen dagegen die Vorgänge in Mehltheuer bei Plauen: Hier übergab der Kommandant des Außenlagers die Häftlinge den Amerikanern.

Das Jubiläum "Zehn Jahre Langer Gang" gab den Rahmen für diesen Abend, dessen Thema man sicher in einigen Jahren noch genauer wird erfassen können.

Die Versorgung war eine Katastrophe, und für die geringsten Vergehen gab es drakonische Strafen.

Historiker Ulrich Fritz über die Bedingungen im KZ-Außenlager Helmbrechts

 

 

Frankenpost

erschienen: 10.11.2014

 

 

Pressebericht vom 10.11.2014

von Werner Bußler

Erinnerung an Pogromnacht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In einer Feierstunde gedenken die Bürger der furchtbaren Ereignisse vom 9. November 1938. In Helmbrechts legen

sie Blumen am Mahnmal im Friedhof nieder.

 
Helmbrechts - Trotz aller Freude über den 9. November vor 25 Jahren, als dank einer friedlichen Revolution sich eine Grenze öffnete, die Landsleute lange trennte, sollten die Deutschen die Ereignisse vom 9. November 1938, die zu den traurigsten Kapiteln der Geschichte zählen, keinesfalls vergessen: In der sogenannten Reichskristallnacht mobilisierte Reichspropagandaminister Goebbels von der NSDAP Schergen der SA, die im ganzen Land 191 Synagogen in Flammen aufgingen ließen und weitere 76 jüdische Gotteshäuser demolierten. Die Gewalttäter plünderten und zerstörten Geschäfte und Einrichtungen, die Bürger jüdischen Glaubens gehörten. Zehntausende Menschen verschleppten die Nazis in Konzentrationslager, viele von ihnen fanden dort einen grausamen Tod. Den Opfern der Pogromnacht wird jährlich in Helmbrecht eine Gedenkstunde gewidmet. Seit 1995 trifft man sich dazu am Mahnmal im Friedhof, das an den Todesmarsch jüdischer Frauen von der KZ-Außenstelle Helmbrechts ins tschechische Volary erinnert.

Bürgermeister Stefan Pöhlmann, Diakon Holger Goller von der evangelischen Kirchengemeinde, und Regina Scholz aus Oberkotzau als Vertreterin der Initiativen "Gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit" sowie "Gegen das Vergessen der Verfolgten des Naziregimes", gedachten auch heuer der Opfer eines menschenfeindlichen Regimes. Auf dieses Geschehen müsse die heutige Generation aufmerksam gemacht werden, um ihr nahezubringen, zu welchem Hass und zu welchen Handlungen gegen die Humanität Menschen fähig sind, betonten die Redner. "Damit wollen wir für Toleranz und Menschenwürde werben", sagte Stefan Pöhlmann. Mit den Worten: "Gerade, damit solche Untaten nicht mehr vorkommen, ist es wichtig, die Erinnerung daran aufrechtzuerhalten", bezog Holger Goller klar Stellung zu vereinzelten Bestrebungen, demzufolge die schreckliche Vergangenheit nicht immer wieder thematisiert werden sollte. "Christen stehen für Toleranz und Offenheit gegenüber allen Personen", betonte er, gerade angesichts jüngster Anfeindungen gegen Ausländer. Immer wachsam gegen Feinde der Demokratie zu sein, riet Regina Scholz; denn bereits in den nächsten Tagen gelte es, wieder friedlichen Widerstand gegen eine in Wunsiedel geplante Kundgebung der rechtsextremen Gruppe "Der dritte Weg" zu leisten.

Die Rednerin wies schließlich zu Veranstaltungen zum zehnjährigen Bestehen des Langen Gangs in Schwarzenbach an der Saale hin und lud zu dem Vortrag "Todesmärsche" von Ulrich Fritz von der Stiftung Bayerische Gedenkstätten am Donnerstag, 13. November, ein und zum Kabarettabend unter dem Titel "Witz als Widerstand" mit Gerti Baumgärtel am Dienstag, 18. November. Beide Veranstaltungen finden jeweils um 19 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Schwarzenbach an der Saale statt. Die Feier in Helmbrechts sollte auch die Botschaft vermitteln, dass sich die überwiegende Mehrheit im Land ein friedliches Zusammenleben der Menschen aus den verschiedenen Nationen wünsche und jegliche ausländerfeindlichen Parolen ablehne. Deshalb würdigten die Vertreter von Stadt, Kirche und Bürgerinitiativen auch jene Personen, die sich nach der furchtbaren Naziherrschaft, oft nicht im Licht der großen Öffentlichkeit, für die Versöhnung zwischen den Völkern einsetzten. W. B.

Es ist wichtig, immer wieder an diese Untaten zu erinnern.
Bürgermeister Stefan Pöhlmann


 

Stichwort Pogromnacht
Die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 - auch Reichskristallnacht oder Reichspogromnacht genannt - waren vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im damaligen gesamten Deutschen Reich.

Dabei wurden vom 7. bis 13. November 1938 rund viele Hundert Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben. In dieser Nacht brannten in Deutschland über 1400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume. Ferner wurden Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe zerstört. Vom 10. November 1938 an wurden Zehntausende Juden in Konzentrationslagern inhaftiert. Hunderte dieser Menschen wurde ermordet oder starben an den Folgen der Haft.

 

 

 Blickpunkt Pressebericht Ausgabe 24.09.2014

 

 

 

 

 

 

 

Pressebericht Ronald Dietel

Letzter Gang für Klaus Bruno Engelhardt

 

Klaus Bruno Engelhardt ist nicht mehr.

Schwarzenbach an der Saale -

Am Freitag wurde das Urgestein des Widerstands gegen den Neonazismus, überzeugter Gewerkschafter und leidenschaftlicher Linker in Schwarzenbach zu Grabe getragen. Mitten aus seinem Schaffen herausgerissen, ist Engelhardt am 25. April einer schweren Krankheit erlegen. 400 Trauernde begleiteten ihn auf seinem letzten Weg. Zur Trauerhalle auf dem Friedhof sind viele Personen aus dem öffentlichen Leben, Gewerkschafter, Funktionäre der Partei Die Linke sowie deren Bundestags- und Landtagsabgeordnete, gekommen. Klaus Bruno Engelhardts Rat, aber auch seine Kritik, waren über die Parteigrenzen hinaus sehr geschätzt. Er war stets um Ausgleich und gemeinsam gangbare Wege bemüht. Seine ganze Tatkraft widmete er der Schaffung einer gerechteren Gesellschaft. Engelhardt war Ex-Vorsitzender des VVN-BdA, Gründungsmitglied des "Vereins gegen das Vergessen". Er ist auch Mitinitiator der Schwarzenbacher Gedenkstätte "Langer Gang" gewesen. Auf seine Initiative hin wurde der Kreisverband Hochfranken der Partei Die Linke gegründet. Dessen Vorsitzender war er sechs Jahre lang. Von 2006 bis 2011 war er persönlicher Mitarbeiter der Linken-Bundestagsabgeordneten Eva Bulling-Schröter. Der Höhepunkt seiner politischen Karriere erfolgte im Jahr 2011: Er wurde zum Landesgeschäftsführer der Linken in Bayern berufen.

 

Wir sind alle sehr traurig.

Unser ganzes Mitgefühl gilt seiner Familie.

 

 

 

 

Filmteam arbeitet in der Gedenkstätte "Langer Gang"
 


Eine Gruppe junger Leute aus Burghausen besuchte in der vergangenen Woche die Schwarzenbacher Gedenkstätte "Langer Gang". Dort wird an die über 1100 Frauen erinnert, die im April 1945 von Helmbrechts aus auf einen Todesmarsch getrieben wurden; erst in Volary im heutigen Tschechien wurden die Überlebenden von den Amerikanern befreit.

Gemeinsam mit dem Altöttinger Kreisjugendpfleger Hannes Schwankner arbeiten die jungen Menschen an einem langfristigen Projekt mit dem Titel "Nazis versus Demokratie". Sie stellen eine Verknüpfung her zwischen der Zeit des Dritten Reiches und dem heutigen Deutschland und Europa. Dabei stellen sie sich den Fragen "Was passierte wann wo wie, was passiert heute wieder? Wo gab und gibt es Widerstand? Welche Opfer gab es damals und gibt es heute? Wer war damals Täter und wer ist es heute? Wie stark ist unsere Demokratie heute?

Geschichte erforschen, erarbeiten, ihre Bedeutung, Zusammenhänge und Kontinuitäten sollen dabei erfahren werden. Gedenkstätten des Nationalsozialismus sowie andere Orte, die in besonderem Maße von neuen rechtsextremen Problemen betroffen sind, werden besucht, um vor Ort das Erarbeitete weiter zu führen, zusammen mit Jugendgruppen, evtl. Überlebenden und Bündnissen, die vor Ort arbeiten. Das Arbeitsergebnis soll in einem Film zusammengefasst werden, mit dem anschließend in Schulen etc. weiter gearbeitet wird.

Die Reise der Jugendlichen begann in ihrem Heimatort Burghausen. Sie ging weiter nach Dachau, Wunsiedel, über Schwarzenbach/Saale nach Hof und Regnitzlosau. Eine weitere Fahrt nach Zossen, Dresden, Rostock/Lichtenhagen und schließlich Auschwitz und Mauthausen ist geplant.

Die Besucherinnen im "Langen Gang" waren zwischen 15 und 23 Jahren alt. Sie organisierten sowohl das Projekt in seiner Durchführung mit der Reiseplanung, den Übernachtungen und der Öffentlichkeitsarbeit, als auch inhaltlich die Kontaktierung von Bündnissen und Überlebenden. Schließlich ging es auch um die technische Umsetzung der Filmgestaltung und des Drehbuchs.

Auf die Idee zu diesem Projekt kam der Gruppe bei der Recherche zu einem ehemaligen Lager im Mühldorfer Hart. Auch dazu entstand ein Film, und gleichzeitig die Einsicht, dass das Bemühen um Erinnerung nicht überall gern gesehen ist. Manche Fakten werden schlicht als nicht umfangreich genug oder als nicht erinnerungswürdig eingestuft.

Im "Langen Gang" wurde die Gruppe von Nanne Wienands begleitet, die im "Verein gegen das Vergessen" mitarbeitet. Sie stand Rede und Antwort, berichtete über die Gründe und die Anfänge der Schwarzenbacher Gedenkstätte, die im November 2014 ihr zehnjähriges Bestehen begeht. "Wir werden im November 2014 etwa eine Woche lang verschiedenste Veranstaltungen organisieren, die dem Vergessen entgegenwirken sollen," erklärte sie. Sollte dann der Burghausener Film bereits fertig sein, könnte er Bestandteil des Programms werden.

 


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